Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
EIN GUTER GEIST, ABER ES SPIELT KEINE ROLLE! DU MUSST FORT VON HIER!“
„Und wo soll ich hingehen?“
„WEIT WEG!“
Die Schokoladengesichter schrien und heulten lauter und schriller und kamen in ihrer wabernden Wolkenmasse langsam näher.
„SPRING! UND GIB ACHT AUF DIE DÜSTERWOLKEN!“
Im Hintergrund blinkten noch immer die gelben Buchstaben mit dem Schriftzug auf.
Joshua nahm all seinen Mut zusammen und ging an die Spitze des Sprungbretts. Der Stelzenmann schenkte ihm einen letzten Blick, nickte ihm zu und schaute dann befangen nach oben, den düsteren Wolken entgegen.
„ Es ist nur ein Traum, dir kann nichts passieren “, dachte Joshua. Dann sprang er hinunter.
Er sauste kopfüber nach unten und flog durch mehrere weiße Wolkenbänke hindurch. Nach der vierten Schicht lichteten sich die Wolken unter ihm und es offenbarte sich ihm eine kleine, sonnige Welt, die einem Schlaraffenland gleichkam. Aus den grünen Hügeln des freundlich erscheinenden Landes ragten riesige, bunte Zuckerstangen empor und die Täler waren gefüllt mit Karamellbonbons und anderen farbenfrohen Süßigkeiten.
Die Landschaft unter ihm wurde rasch größer und nach dem kurzen Flug landete er in einer weichen Wolkenmasse. Sie duftete süßlich und Joshua kostete von ihr.
„Das ist Zuckerwatte “, sagte er freudig und ließ sich erschöpft zurückfallen. Er hatte nicht gedacht, dass er sich nach dem letzten Abend so schnell wieder auf Zuckerwatte freuen würde.
Über ihm strahlte ein hellblauer Himmel und bunte Schmetterlinge flogen durch die Lüfte. Beruhigt verschränkte er die Arme hinter seinem Kopf und machte es sich gemütlich in seinem neuen Wolkenbett. Kurz darauf schlief er erneut ein.
Am nächs ten Morgen wachte Joshua schweißgebadet auf. Draußen rauschte noch immer der Regen und das morgendliche Dämmerlicht verriet ihm, dass es noch sehr früh sein musste. Er schaute zur Uhr hinüber. Es war halb sechs.
„Noch zwei Stunden , bis der Wecker klingelt“, stöhnte er und ließ sich zurück ins Bett fallen.
Dann rückte ihm der Traum wieder ins Gedächtnis und er dachte an den Stelzenmann.
„Du musst fort von hier! Schreckliche Dinge werden bald passieren! Und gib Acht auf die Düsterwolken“, wiederholte er seine Worte. „Schon wieder so ein finsterer Alptraum.“
Obwohl Joshua wu sste, dass es nur ein übler Traum war, musste er trotzdem einen Blick aus dem Fenster werfen. Er zog das Rollo beiseite und spähte hinaus in die Morgendämmerung. Graue Wolken zogen über den Himmel, aber sie hatten keine Monstergesichter und es schwammen auch keine Zuckerstangen darin. Er atmete erleichtert auf und in jenem Moment schob sich ein erster schwacher Sonnenschimmer über den Rand der Welt. Er tauchte die Landschaft am Horizont in ein helles Orange. Bald würde die Sonne wieder aufgehen, dachte Joshua und ging wieder ins Bett.
In den nächsten Tagen ließ sich die Sonne allerdings noch nicht blicken; nur vereinzelt schob sie hier und da ihre schwachen Strahlen durch die düstere Wolkenwand, aber die meiste Zeit grollte ein Gewitter am fernen Horizont und heftige Winde wehten unermüdlich über das Land. Sie warfen die glitzernden Regentropfen spielerisch hin und her und ließen die Hagelkörner durch die Straßen tanzen.
Der Süden Britanniens war nun schon seit knapp acht Tagen von einem dicken Wolkenband eingeschlossen, aber über dem Brookmanns Park schien das Auge des Sturms zu sein. Der alte Park wurde von einem Unwetter heimgesucht, wie es selbst die Ältesten der angrenzenden Grafschaften noch nicht erlebt hatten.
Der letzte J ahrmarkttag rückte immer näher und je näher er rückte, desto weniger Hoffnung hatte Joshua, dass die Sonne sich doch noch einmal zeigen würde.
Am Samstagabend, dem vorletzten Tag des Jahrmarktes , schlief Joshua mit einer mulmigen Bedrücktheit ein und landete kurz darauf wieder im Land der Träume, oder besser gesagt, im Land der Alpträume…
Der Traum zerrte an seiner Kleidung. Joshua trug sein rotes Künstlergewand und auf dem Kopf spürte er seinen Zauberhut. Seine spitze Kopfbedeckung wurde vom Wind hin- und hergerissen und drohte jeden Moment davonzufliegen.
Um sich herum sah Joshua nur weiße Wolken, die gemächlich an ihm vorbeirauschten. Er befand sich irgendwo hoch im Himmelsreich. Als sein Blick nach unten wanderte, bemerkte er, dass er auf dem Rücken eines raupenförmigen Körpers saß. Er hatte riesige, rosafarbene Flügel und aus dem gigantischen
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