Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
einen kleinen Spalt breit offen! Obwohl Joshua wusste, dass es sich nur um eine kleine harmlose Schachbrettfigur handelte, fing sein Herz an zu klopfen, als ob er die Gefahr witterte.
Plötzlich stolperte er über eine kleine Fal te im Teppich und fiel zu Boden. Als er aufschaute, konnte er gerade noch sehen, wie ein weißes Licht hinter dem Türspalt aufblitzte! Es wurde langsam wieder blasser, bis es schließlich ganz verschwand und es wieder dunkel war. Es gab keinerlei Geräusche; da war nur ganz kurz dieses merkwürdige weiße Licht gewesen.
„ Was war das denn ?“, dachte Joshua und sein Herz fing noch wilder an zu klopfen. „ Das sah aus wie ein magischer Zauber, aber die kleine Schachbrettfigur kann doch gar nicht zaubern? “
Irgendetwas in Joshua sagte ihm, dass er lieber umkehren sollte, aber die Neugier in ihm war stärker und trieb ihn vorwärts. Einen Blick konnte er ja zumindest riskieren, dachte er sich.
Er schlich zu der halb offen stehenden Tür und lugte vorsichtig hinein. Es war dort drin nicht viel zu erkennen und genauso dunkel wie auf dem Flur. Von einem weißen Licht war nicht die Spur zu sehen.
Joshua nahm sich eine der halb abgebrannten Kerzen von den Wandhalterungen und zog seinen Zauberstab.
„Flamolus“, flüsterte er leise, während er den Stab über der Kerze kreisen ließ. Es passierte nichts, die Kerze blieb aus. Beim zweiten Versuch stieg eine kleine Rauchsäule vom Docht empor, aber beim dritten Versuch klappte es dann endlich und die Kerze brannte.
Über der Tür konnte er nun den Schriftzug sehen.
Mit dem Lichtsp ender in der Hand öffnete er die Tür und betrat mutig den Raum. Im Schein der Kerze sah er mehrere Spiegel, die überall im Raum herumstanden. Es waren fast alles Ganzkörperspiegel. Sie waren in goldene oder silberne Rahmen eingefasst und ragten vom Boden zwei Meter in die Höhe, ein paar von ihnen auch bis zur Decke. Einige Spiegel waren mit weißen oder schwarzen Tüchern abgedeckt.
Als Joshua einen Blick in die kleineren Wandspiegel warf, sah er, dass sich sein Gesicht und seine Gestalt langsam immer mehr verformten. Auch als er einen Moment stehen blieb, trieb der Spiegel sein Spiel weiter und verzerrte Joshuas Spiegelbild.
Mit einem schaurigen Gefühl ging er weiter. Er wusste gar nicht genau, was ihn dazu bewegte, noch weiter in den unheimlichen Spiegelraum vorzudringen, aber allein die Suche nach der Schachbrettfigur war es nicht, vielmehr unvernünftige Neugierde.
In der Mitte des Raums fiel der Schimmer der Kerze auf einen zwei Meter großen, silbrig glänzenden Spiegel, welcher freistehend im Raum stand. Als er dem Spiegel näherkam, fing dieser magisch an zu leuchten. Es war ein schwaches, weißes Licht. Nun wusste Joshua, woher das Leuchten gekommen war.
„Das muss einer dieser thaumaturgischen Doppelspiegel sein“, flüsterte Joshua leise vor sich hin. „Genauso wie der im Kino am Brookmanns Park.“
Als er seine Hand ausstreckte und vorsichtig die Spiegelfläche berührte, wurde das weiße Schimmern für einen Augenblick noch heller.
„ Der kleine Affe muss da durchgelaufen sein. “
Als sein Blick zu Boden glitt, bemerkte er mehrere Fußabdrücke im Staub, die alle vor dem Spiegel endeten, als ob jemand schon mehrmals durch ihn hindurchgegangen war. Das allein machte ihn jedoch nicht nervös. Es beunruhigte ihn vielmehr die Größe der Fußabdrücke, denn diese waren zwar wesentlich kleiner als die von Menschen, Zwergen oder Halblingen, allerdings auch um ein Vielfaches größer als die einer winzig kleinen Schachbrettfigur…
Plötzlich hörte Joshua hinter sich ein Geräusch! Jemand kam die Treppe hinauf und ging dann langsam durch den Flur! Dem lauten Knatschen und Quietschen der Dielen nach zu urteilen, musste die Person sehr schwer sein, die sich ihm näherte.
Einen Moment später schwang die Tür des Spiegelraums auf; ein dicker Zwerg trat über die Türschwelle und blieb dann wie angewurzelt stehen , als er den jungen Knaben erblickte. Der Zwerg hatte einen feurig roten Bart und in seiner Linken hielt er eine Axt, die im Kerzenschein funkelte!
„Der rotbärtige Zwerg!“, sagte Joshua ängstlich.
Er erschrak sich so sehr, dass er automatisch zwei Schritte zurückwich. Dabei stolperte er über die Kante einer Holzdiele und fiel nach hinten. Noch während er hilflos mit den Armen ruderte, sah er, dass der Zwerg auf ihn zurannte. Dann tauchte Joshua in den thaumaturgischen Doppelspiegel ein und verschwand in
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