Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
kleine Schachbrettfigur könnte mittlerweile in jedem Mauseloch verschwunden sein. Die Suche glich der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
Joshua ging mit suchenden Augen durch die Korridore und warf in die dunklen Ecken immer einen besonders gründlichen Blick. Von dem sechsarmigen Affen fehlte jedoch jede Spur.
Nach ei ner Weile der erfolglosen Suche hörte Joshua plötzlich, nicht weit von sich entfernt, kreischendes Mädchengeschrei! Das konnte nur bedeuten, dass die kleine affenartige Kreatur gesichtet worden war, dachte sich Joshua.
Er rannte sofort hin, doch als er die aufgelösten Mädchen erreichte, schien die kleine Schachbrettkreatur schon wieder über alle Berge zu sein. Die Mädchen waren mindestens drei Jahre älter als er und kannten bestimmt eine Menge starker Zaubersprüche, aber trotzdem schienen sie eine tierische Angst vor dem kleinen Wesen zu haben. Es war vielleicht vergleichbar mit der Angst vor kleinen, niedlichen Mäusen.
„ Einige Dinge ändern sich wohl nie “, dachte sich Joshua.
Zumindest konnten die Mädchen ihm sagen, in welche Richtung sich das kleine Monster davon gemacht hatte. So klein es auch war, es schien verdammt flink und schnell zu sein , denn als Joshua um die nächste Korridorecke bog, hallten ihm vom anderen Ende des Flurs schon wieder die nächsten Hilferufe entgegen.
„ Die Schreie sind so laut, man könnte glauben, dass ein wildgewordener Tiger durch die Schule läuft “, dachte Joshua.
Er brauchte nur den Schreien zu folgen, aber immer, wenn er die in Panik verfallenen Schülergruppen erreichte, war das Monster schon wieder fort. Es schien ihm immer einen Schritt voraus zu sein, ganz egal, wie schnell er rannte. Zwischendurch legte er auch mal ein Päuschen ein, denn die ganze Lauferei raubte ihm mehr und mehr den Atem.
Die panischen Aufschreie der Schülerinnen und manchmal auch die der Schüler hatten ihn mittlerweile an den Rand des östlichen Teils der Schule geführt. Hier wurde es merklich ruhiger. Es gab hier nur den Krankenflügel, die endlos erscheinenden Bildergalerien, verstaubte Abstellräume, die mit zahlreichen alten Schulrequisiten vollgestopft waren, dutzende weiterer verschlossener Türen, hinter welchen vermutlich auch nur Staub und alter Plunder auf einen wartete, und die ganz unten im Keller gelegenen Laborräume. In diesem Teil des Schlosses war es geradezu gespenstisch ruhig. Nur selten kamen ihm Schüler entgegen und Schreie gab es auch keine mehr. Das kleine Monster schien sich irgendwo versteckt zu haben oder es streifte einsam durch verlassene Räume und Flure.
Joshua irrte eine ganze Weile durch die düsteren Korridore, guckte hier und da hinter einen langen Vorhang und öffnete gelegentlich eine der zahllosen Türen, wenn sie nicht abgeschlossen waren. Die winzige Schachbrettfigur war nirgends zu finden. Vielleicht war er an dem kleinen Affen auch schon vorbeigelaufen und entfernte sich nun wieder von ihm. Oder vielleicht hatte Tom ja mehr Glück gehabt und den kleinen Kerl mittlerweile schon gefunden, dachte sich Joshua. Dann konnte er sich hier im öden Ostteil der Schule dumm und dösig suchen.
Nach einer weiteren klein en Weile der vergeblichen Suche beschloss Joshua, sich langsam wieder auf den Rückweg zu machen…, aber da hörte er plötzlich doch wieder etwas Verdächtiges…
Er befand sich im obersten Stockwerk des Ostflügels und ging an einer nach oben führenden Tre ppe vorbei, als, wie der Zufall es wollte, eine der oberen, im Schatten liegenden Stufen leise knatschte, als ob jemand gerade hinaufgegangen wäre!
Joshua machte sich in jenem Moment keinerlei Gedanken darüber, dass das geringfügige Gewicht des geradezu winzigen Schachbrettmonsters normalerweise nicht hätte ausreichen dürfen, um die schweren Holzstufen zum Quietschen zu bringen.
Langsam schlich er die Treppe hinauf, bis er in einem weiteren dunklen Flur stand. Auf dem Boden lag ein verblichener, grüner Läufer mit einem deutlich erkennbaren Trampelpfad in seiner Mitte. An den Wänden hingen abgebrannte Kerzen, unter denen sich schmierige Wachslachen gebildet hatten. Am Ende des Flurs befand sich ein kleines Rundfenster, aber die matten zwielichtigen Sonnenstrahlen spendeten nicht ausreichend Licht, um den grauen Flur zu beleuchten.
Joshua ging langsam weiter . Es war totenstill und er konnte gerade eben so viel erkennen, dass er die schemenhaften Umrisse mehrerer Türen zu beiden Seiten wahrnehmen konnte. Eine der Türen stand
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