Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
sich und beobachtete , wie die Leute auseinander liefen und vor dem aufkommenden Regen flüchteten. Die beiden dicken Nachbarkinder lachten hämisch und einer warf eine Walnuss ein paar Mal in die Höhe und steckte sie dann in seine Tasche. Dann verschwanden auch sie in dem Trubel des Jahrmarktes. Als sie sich umdrehten, sah Joshua, dass bei einem von ihnen eine Zwille in der Hosentasche steckte. Also hatten sie die Walnuss auf ihn geschossen. Er hatte sich das schon gedacht; irgendwann einmal würde er es ihnen doppelt heimzahlen.
Mit Wut im Bauch riss er sich von den Fäden des Papiermännchens los und stellte sich auf. Er klopfte sich den Dreck von seinem Kostüm und fühlte über die schmerzende Beule an seiner Stirn. Überall lagen seine Zauberutensilien verstreut herum und das rosafarbene Plüschtierschweinchen schaute ihn mit seinen bewegungslosen Augen traurig an. Niemand war geblieben, um ihm Schätzung zu geben oder ein wenig Anerkennung zu zeigen, selbst der alte Opa war inzwischen weitergelaufen und stand nun vor der riesigen Gurke, wo er ein lautstarkes Gespräch mit dem Gurkenwagenbesitzer entfachte.
Bedrücktheit machte sich in Joshuas Kopf breit und er fühlte sich auf einmal wieder ganz allein. Er spürte wieder dieses merkwürdige Fernweh und senkte seinen Kopf.
D ann hörte er plötzlich das Klatschen einer einzelnen Person! Das Klatschen wurde lauter, als ob jemand auf ihn zugehen würde, aber Joshua konnte sich nicht vorstellen, dass es ihm gelten würde. Dann hob er ganz vorsichtig seinen Kopf und blickte in das Gesicht eines alten Seemanns, eines Piraten!
Er war mindestens doppelt so breit wie er und fast zwei Meter groß. Sein grünes Gewand war mit goldroten Randstreifen verziert und darunter lugte ein hölzernes Bein heraus. Auf seinem Kopf ruhte ein riesengroßer, schwarzer Kapitänshut und um seinen Hals klimperten dutzende von silbrigen und güldenen Ketten, an welchen Tierkrallen und kleine Schrumpfköpfe baumelten.
Wäre Joshua ihm in einer dunklen Gasse begegnet, hätte er vor dem furchteinflößenden Piraten die Beine in die Hand genommen und wäre weggelaufen, aber hier auf dem Jahrmarkt war es für ihn klar, dass es nur ein gut kostümierter Mann sein würde.
Klatschend und humpelnd schritt der breitschultrige Seebär auf ihn zu, wobei sein dichter, schwarzer Bart im Wind hin und her wehte. Erst als er direkt vor ihm stand, hörte er auf zu klatschen und grinste breit, so dass seine schwarzen und gelben Zähne zum Vorschein kamen und ein paar seiner faulen Goldzähne aufblitzten.
„Fabelhaft, einfach fabelhaft! Das war ein fa ntastischer Auftritt, mein Junge“, sagte er mit rauer Seemannsstimme. Sein Blick war jedoch nicht auf ihn, sondern auf seinen Zauberkoffer neben ihm gerichtet. Er nickte einen langen Moment und seine meerwasserblauen Augen weiteten sich.
„ Vielen Dank, der Ausklang war so allerdings nicht eingeplant“, antwortete Joshua kleinlaut und etwas verlegen.
Der Pirat starrte noch immer wie versteinert auf den Koffer, und erst als Joshua sich einmal räusperte, wandte er sich mit einer langsamen Halsbewegung wieder dem Jungen zu, und dann wurde sein Gesicht schlagartig warm und freundlich.
„Oh, wie unhöflich von mir. Darf ich mich vorstellen, mein Name ist … äh… Balondo, Kapitän Balondo!“
Übler Atemgeruch schlug Joshua entgegen, als der alte Mann ihn begrüßte. Er streckte seine riesengroße Hand aus, wobei seine stark behaarten Unterarme zum Vorschein kamen, die mit Meereswesen und Totenköpfen in grüner Farbe bemalt waren.
„Und du bist… ?“
„Ich bin Joshua.“
Nachdem er etwas gezögert hatte, streckte er ihm schließlich mutig die Hand entgegen. Die Finger des Piraten waren dick wie Besenstiele; an ihnen funkelten dutzende von prächtigen Goldringen, die mit bunten Steinchen besetzt waren. Joshua hatte Angst, dass er ihm seine Hand zerdrücken würde, aber der alte Seemann war ganz zärtlich mit seiner riesigen Patschhand.
„Joshua? Oh ja , natürlich, es steht ja auf deinem Koffer.“ Sein Blick geriet kurz ins Grübeln und die Narben in seinem zerfurchten Gesicht krümmten sich. Dann fixierten sich seine hellblauen Augen wieder auf ihn „Und wo ist dann Kalito?“
Joshua verstand nicht recht. „Ich kenne niemanden, der Kalito heißt.“
„Aber es steht doch auf deinem Koffer?“ , sagte der Pirat wie aus der Pistole geschossen.
„Ihr könnt sie lesen, die Zeichen?“, fragte Joshua überrascht.
„Oh ja, es ist
Weitere Kostenlose Bücher