Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
Viertelstunde hatte sich immer noch nichts getan. Es war weder ein neuer Kunde erschienen, noch war einer der Halblinge von seinem Platz aufgestanden oder hatte Anstalten gemacht, die wartenden Gäste zu bedienen. Alles, was die Halblinge machten, war, dass sie den Kunden gelegentlich giftige Blicke schenkten; einige lächelten auch, allerdings war es meist ein ausgesprochen hässliches Lächeln. Sie schienen außerordentlich viel Spaß daran zu haben, die Kunden warten zu lassen.
Nach einer weiteren Viertelstunde war Toimgil auf der Sitzbank eingenickt. Sein anfangs leises Säuseln ging kurz darauf in ein lautes Schnarchen über, das von den kahlen Wänden lautstark widerhallte . Die Halblinge tauschten empörte Blicke untereinander aus. Zalantimo schmunzelte währenddessen vergnügt und bemühte sich keineswegs, den Zwerg zu wecken.
Eine kurze Weile spät er klingelte es plötzlich und zeitgleich leuchtete die Nummer zweiundvierzig unterhalb eines der Schreibtische auf.
„Ah, wir sind dran“, sagte der alte Schuldirektor und stand auf.
Während Peter noch einen Moment brauchte, um Toimgil aus seinem tiefen Schlaf zu holen, ging der Rest der Gruppe schon einmal zum zuständigen Tresen. Als Zalantimo, Joshua und Tom vortraten, warf der Halbling von seinem Schreibtisch einen verächtlichen Blick auf die Kunden herunter. Mit seinem protzigen Tisch konnte sich der Halbling auch mit den größten Menschen auf Augenhöhe unterhalten, aber die meisten Menschen übertraf er sogar um mindestens ein bis zwei Köpfe. Er trug eine Ballonmütze in verschiedenen Gelb- und Brauntönen und seine spitzen Ohren knickten unter der Mütze zur Seite weg.
Als kurz darauf auch Peter und Toimgil eintrafen, konnte sich der Halbling ein angewidertes und gleichzeitig hochmütiges Lächeln nicht verkneifen. Es war in ganz Zomana bekannt, dass die meisten Halblinge für Zwerge nicht viel übrig hatten.
„Die Herren wünschen?“, fragte der Halbling unfreundlich.
„Guten Tag“, sagte Zalantimo freundlich bleibend. „Wir möchten uns gerne eine Schatzkammer ansehen.“
„Haben Sie einen Schlüssel?“, kam die gelangweilte Frage des Halblings.
„Sehr wohl, den haben wir.“
„Darf ich ihn haben?“
Joshua kramte in der Innentasche seiner Hose herum, zog den Schlüssel heraus und reichte ihn nach oben. Er musste sich dazu auf die Zehenspitzen stellen, um an die Tischkante zu kommen.
Der Halbling setzte sich eine rotumränderte Brille auf und warf einen geschulten Blick auf den Schlüssel. Kurz darauf kräuselten sich ein paar Falten auf seiner Stirn. Schließlich warf er einen prüfenden Blick auf Joshua. Er wirkte nun ein wenig nervöser. Dann steckte er den Schlüssel in ein Schloss auf seinem Schreibtisch. Eine Sekunde später fuhr aus einem Loch auf mittlerer Höhe des Tisches eine kleine Holzplattform heraus, auf welcher eine leuchtend gelbe, kokosnussgroße Kugel saß.
„Bitte identifizieren Sie sich und legen Sie ihre Hände auf die Kugel“, sagte der Halbling nun wesentlich freundlicher; Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet und es war auffallend, dass er das Wort „Bitte“ in den Mund genommen hatte.
Zalantimo zeigte Joshua, was er zu tun hatte. Anschließend legte der junge Zauberschüler beide Hände um die Kugel, die daraufhin hell aufblitzte.
„Recht herzlichen Dank“, sagte der Halbling höflich und schaute dabei auf einen kleinen Monitor, der auf seinem Schreibtisch stand. Als auf der Anzeige kurz darauf etwas auf halblingsch aufleuchtete, schluckte der Halbling deutlich und brauchte einen Moment, um sich wieder zu sammeln. Dann schnappte er sich den Schlüssel und stieg die kleine Treppe hinter seinem wuchtigen Schreibtisch hinunter. Als er um das klobige Möbelstück herumgelaufen war, lupfte er seine Ballonmütze und machte einen untertänigen Knicks.
„Bitte folgen Sie mir , Kalito Fantasio“, sagte der Halbling achtungsvoll und ging voran. Als er gemerkt hatte, wer vor ihm stand, verhielt sich der Halbling plötzlich überaus zuvorkommend. Es lag wahrscheinlich daran, dass die Schatzkammer der Familie Fantasio sehr groß und mit hunderten von Goldtalern gefüllt war, dachte sich Joshua. Und solche Kunden, die viel Gold besaßen, wurden von den Bankiers immer gleich viel freundlicher bedient.
„Die Halblinge muss man mal verstehen, ho…“, flüsterte Toimgil leise in seinen Bart hinein. „Zuerst sind sie garstig und unfreundlich und dann plötzlich ganz lieb und nett, ein
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