Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
den Straßen zu sehen waren, trugen ihren Reichtum gern zur Schau. Vergoldete Uhren, die in ihren oberen Hemdtaschen steckten, goldene Manschettenknöpfe und vergoldete Monokel; der eine oder andere trug auch eine edle Feder in seiner Ballonmütze, Hauptsache es war prunkvoll und hübsch anzusehen.
Etliche Halblinge waren auch mit angeleinten Hausschwein chen zu sehen, und nicht wenige der kleinen, gutgenährten Allesfresser waren genauso verrückt zurecht gemacht wie ihre Herrchen. Vielen der Schweine wurden bunte Schals umgebunden oder Ballonmützen aufgesetzt. Die Schweinchen, die hier auf Zomana alle eher rundlich als länglich geformt waren, wirkten mit ihren sonderbaren Accessoires wie Zirkusschweine, oder wie Marzipanschweinchen, die man als Bonbon auf Sahnetorten klebte.
Der Zomana-Express machte einen kurzen Halt vor den Ankerplätzen des Hafens. Einige Passagiere stiegen aus und etliche Halblinge stiegen ein. Die fünfköpfige Gruppe aus Wahanubus blieb sitzen.
„Eine Station noch“, sagte Zalantimo und zeigte auf das offene Himmelmeer.
Die Blicke der Schüler schweiften hinaus über die seichten hellblauen Wellen; kurz darauf wurden ihre Augen vor Verzauberung noch größer.
Ein paar hundert Meter vor der Küste entfernt ragte ein riesiger weißer Felsen aus dem Wasser empor! Mindestens fünfhundert Meter war er hoch, glaubte Joshua, und oben auf der platten Spitze stand eine bezaubernde weiße Stadt mit vielen Türmen und spitzen Dächern. Und auch an den Felswänden waren viele Bauten in den Fels gehauen worden, und einige Häuser hingen wie Vogelnester an den Schrägen des weißen Berges.
Die strahlende Stadt war mit einer riesenhaften weißen Bogenbrücke verbunden, die flach über dem Meeresspiegel errichtet worden war und von der südlichen Hafenseite zum Kern Luums führte.
„ Sie wird auch die Elfenbeinstadt genannt, wegen ihrer weißen Schönheit“, sagte Zalantimo.
„Das ist wahrlich ein blühender Augenöffner“, sagte Toimgil verträumt. „…selbst für einen Zwerg, un d das soll schon was heißen, hoo…“
Als die Bahn sich wieder in Bewegung setzte und über die Südbrücke auf den weißen Fels zusteuerte, zeigte der alte Schuldirektor erneut aus dem Fenster.
„D er größte der Türme dort oben auf der Spitze, das ist der des Luumer Zauberrats“, erklärte Zalantimo.
Joshua, Tom und Peter drückten sich ihre Nasen an der Fensterscheibe platt. Der Turm war weiß und relativ schmal. Nach oben hin wurde er dünner, aber die Turmspitze war wiederum so dick wie der Fuß des Turms. Sie hatte die Form einer überdimensionalen Walnuss.
An ihrer Fensterscheibe flog plötzlich eine Gruppe von vier Halblingen vorbei, die alle auf fliegenden Teppichen saßen. Sie hielten ihre blauroten Ballonmützen fest, damit sie ihnen nicht vom Kopf flogen. Kurz darauf verschwanden sie aus ihrem Blickwinkel.
Als Joshua seinen Blick umherwandern ließ, wusste er gar nicht, wohin er zuerst schauen sollte. Für eine Weile wandte er seinen Blick vom weißen Felsen ab und blickte auf die offene See. Dort fuhren unzählige Schiffe aller Bauarten und Größen umher. Die meisten waren Holzboote, die an eine Zeit erinnerten, die auf der Erde schon längst vergangen war. Einfache Langboote kreuzten die See, und kleine Schiffchen, die riesigen Nussschalen mit eingesteckten Segeln glichen, Fischerboote, Drachenboote und gewaltige Handelsschiffe mit bunten aufgeblasenen Segeln und hübschen Bugstatuen. Kreischende weiße Möwen flogen den Fischerbooten hinterher und hofften darauf, leichte Beute machen zu können. Hoch über der Bahn flog ein Schwarm der riesigen, rosafarbenen Flamikrokosvögel. Die gewaltigen Federtiere beschrieben eine seichte Kurve und verschwanden eine Weile später hinter dem gewaltigen weißen Felsen.
Der Luumer Fels war so hoch, dass die Sonne bald dahinter verschwand. Kurz darauf tauchte die Bahn in den Schatten des Felsens ein. Unten am Bergfuß waren mehrere Öffnungen in das Gestein gehauen worden. Eine Bahntrasse, ein paar gepflasterte Straßen und etliche kleinere Fußgängertunnel führten hinein. Vor dem Fels lagen mehrere Bootsstege, wo hunderte von Halblingen ihre Schiffe beluden oder entluden und anschließend die Waren und das Gepäck in Karren packten oder auf den Rücken von Auerochsen verstauten. Es herrschte ein reges Treiben in der kleinen Hafenanlage.
Dann fuhren sie in den bogenförmigen Bahntunnel hinein und verschwanden in seiner dunklen Schwärze. Der Luumer
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