Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
Ähnlichkeit mit einem Tempel aus alter Zeit hatte, stehenblieb. Mehrere weiße Säulen trugen den großen Rundbau, dessen Kuppel aus hellgrünem Glas bestand. Die Geländerstangen der Treppen endeten in weit aufgerissenen, goldenfarbenen Drachenköpfen, und an der Vorderseite über den prunkvollen Eingangstüren prangte eine überdimensional große Goldmünze, die einen feuerspeienden Drachen zeigte. Darunter stand in edlen und wuchtigen Buchstaben: < Drachgoldbank >.
„Die Bank ist die älteste Zomanas! Hier wurde der erste Drachgoldtaler geprägt“, erklärte Zalantimo, während sie die gewaltigen Flügeltüren unter den wachsamen Augen zweier mit Speeren bewaffneter Menschenkrieger passierten.
Im Inneren der Bank herrschte ein penetrant muffiger Geruch . Es roch nach alten Dokumenten und Papieren, solchen, die ein halbes Jahrhundert auf dem Dachboden gelegen hatten. Außerdem war es absolut still, wie in einer Bibliothek.
Im kleinen Eingangsbereich wurden die Gäste durch ein vergoldetes Schildchen gebeten , sich die Schuhe auf dem roten Silberfransenteppich abzutreten und Zauberstäbe und alle sonstigen Waffen beim Pförtner abzugeben.
Der Pförtner, ein Halbling mit goldener Ballonmütze, auf welcher das Drachgoldsymbol abgebildet war, passte darauf auf, dass die Gäste sich auch daran hielten. Bis auf Zalantimo , der seinen Stab nicht abzugeben brauchte, weil er Mitglied des Zauberrats war, sammelte der Halbling alle Zauberstäbe ein, und natürlich auch Toimgils Silberaxt, obwohl sich der Zwerg bis zuletzt geweigert hatte, sie aus den Händen zu geben. Als er von dem Halbling aber vor die Wahl gestellt wurde, dass er auch gern draußen bleiben könne, entschied er sich dann doch, sie abzugeben, wenn auch mit einem unhöflichen Grummeln.
Als Tom seinen kaputten und notdürftig zusammengeflickten Stab übergeben wollte, wies der Pförtner ihn mit einem müden Lächeln zurück. Er schien für ihn keine Gefahr zu bedeuten ; Tom fühlte sich dadurch ein wenig gekränkt.
Hinter der kleinen Eingangshalle befand sich der große runde Hauptraum, dessen einzige Einrichtungsgegenstände aus zehn klobigen, nussbraunen Schreibtischen bestanden, hinter denen jeweils ein fleißiger Halbling saß. Außerdem gab es neben der sehr spartanischen Einrichtung noch eine kleine Sitzecke, in welcher die Besucher warten sollten, bis sie an der Reihe waren. Das grünliche Licht, das durch die in fünfzehn Meter Höhe befindliche Glaskuppel schien, sorgte für eine etwas bedrückende Atmosphäre.
Es war mucksmäuschenstill und kein anderer Besucher war da, als die fünfköpfige Gruppe den Schalterraum betrat; ihre Schritte hallten auf dem polierten Parkettboden wider, wobei Toimgil mit seinem breiten Fußwerk am meisten Krach machte. Ein paar Halblinge schauten genervt auf und arbeiteten dann einfach weiter, als ob sie die Gäste gar nicht bemerkt hätten.
„Ist ja ein sehr herzlicher Empfang hier“, sagte Toimgil leise, aber dennoch so laut, dass alle im Raum befindlichen Halblinge es hören konnten. Sie schenkten den Neuankömmlingen abermals genervte und nun auch noch leicht verärgerte Blicke, dann arbeiteten sie weiter.
Zalantimo hielt dem Zwerg seinen Zeigefinger vor den Mund und gab ihm zu verstehen , sich ruhig zu verhalten. Anschließend trat der alte Zauberer vor einen eigentümlich wirkenden Computer, der in der Nähe der Sitzecke stand. Der brotbrettgroße Bildschirm zeigte ein flimmerndes, grünes Bild an. Zalantimo drückte eine Tast, kurz darauf spuckte der Apparat einen gelben Zettel aus. Darauf stand die Nummer < 42 >.
„Was bedeutet das?“, fragte Joshua leise, während sie sich alle in die kleine Sitzecke zwängten.
„ Es bedeutet, dass wir an Position zweiundvierzig der Warteschlange sind“, antwortete Zalantimo gelassen.
„ Dann kommen wir bestimmt gleich dran“, bemerkte Peter in Anbetracht des leeren Schalterraums.
„Das hat nichts zu bedeuten“, erwiderte Zalantimo. „Halblinge rufen die Wartenden auf, wenn sie glauben, dass sie lange genug gewartet haben.“
„Das verstehe ich nicht“, sagte Tom.
„Ich kann das Problem auch anders lösen“, moserte Toimgil ungeduldig.
„Nein, das wirst du nicht“, sagte Zalantimo scharf. „Wir werden warten, bis wir dran sind.“
Einer der Halblinge, der ihnen am nächsten saß, schielte von seinem ein Meter fünfzig hohen Schreibtisch hinunter, grinste kurz und wandte sich dann wieder seinem Papier und Federkiel zu.
Nach einer
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