Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
Hauptbahnhof lag mitten im tiefen Gestein des Felsens und war genauso prunkvoll und hübsch hergerichtet wie der große Hafen auf der Oberfläche Luums. Der unterirdische Bahnhof wurde mit drei magischen, gelben Sonnen beleuchtet und hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem großen Londoner Bahnhof. Er war zwar wesentlich kleiner und auch magischer, aber es gab auch hier überfüllte Bahnsteige, Schaffner mit roten Mützen und leuchtenden Handkellen und jede Menge Geschäfte. Neben zwei großen Bahngleisen gab es auch dutzende von kleineren, auf denen dieselben kleinen Bahnwagen standen, mit denen Joshua schon in Skryyfall gefahren war. Die kleinen Gleise führten in alle möglichen Richtungen und mussten irgendwo unterhalb der Wasseroberfläche weiterführen.
Mit einem lauten Tuten kündigte der Zomana-Express den Einlauf in den Bahnhof an und blieb mit einem Ruck schließlich stehen.
„Wir sind da“, sagte Zalantimo vergnügt. „Alles aussteigen.“
Draußen drängten sich die fünf durch das wilde Bahnhofsgetümmel. Alfons Zalantimo wirkte wie ein Riese zwischen den kleinen Halblingen.
Sie liefen zunächst an einer ganzen Reihe von eigentümlichen Geschäften vorbei, bis sie schließlich einen vergoldeten Fahrstuhl erreichten. Davor hatte sich eine kleine Schlange mit Halblingen gebildet. Kurz darauf machte es „Pling“ und die Fahrstuhltür glitt auf. Drei Dutzend Halblinge und ein paar Menschen stiegen aus. Danach betraten die Neuankömmlinge den Lift. Der Fahrstuhl war riesig. An den Wänden hingen verspiegelte Scheiben und an den Rändern standen überall Sitzbänke mit hellrosafarbenem Leder.
„Jetzt geht’s fünfhundert Meter in die Höhe“, meinte Zalantimo und setzte sich auf eine der Bänke. „Die Fahrt dauert ein wenig.“
„Ist das denn keiner dieser Raketenfahrstühle?“, fragte Joshua.
„Ho, nein, das ist einer dieser langweiligen Halblingsfahrstühle. Da kommen wir nur im Schneckentempo nach oben“, antwortete Toimgil frei heraus, wodurch er sich ein paar angesäuerte Blicke der kleinen Wesen einheimste.
Nach einer Viertelstunde und etlichen Zwischenstopps öffnete sich die Tür schließlich zum letzten Mal, und endlich war wieder der hellblaue Himmel über ihnen zu sehen. Sie landeten direkt in einer Fußgängerzone, die starke Ähnlichkeit mit der beliebten Tausendeckengasse von Skryyfall hatte; nur war hier alles ein wenig prunkvoller und halblingscher, wie Zalantimo zu sagen pflegte. Es fehlte den Geschäften und Gebäuden nicht an Farbe, aber trotzdem wirkte alles sehr edel und luxuriös.
Bevor sie weitergingen, ließ Zalantimo die Schüler die ersten Eindrücke der Luumer Stadt erstmal auf sich einwirken. Während Joshua, Peter und Tom mit offenen Mündern um sich schauten, schmiegte sich plötzlich eines der vielen angeleinten Hausschweine an Toimgils kräftigen Unterschenkel und schupperte sich dort behaglich. Toimgil drückte das mit einem roten Schal angezogene Schwein mit seinem Fuß unsanft beiseite und grummelte dabei irgendetwas in seiner Zwergensprache vor sich hin. Der Halbling, an dessen Leine das grunzende Schwein hing, warf dem rotbärtigen Zwerg daraufhin einen verärgerten Blick zu, sagte aber nichts weiter und zog schnell wieder ab.
Mit Zwergen legten sich Halblinge nicht gern an, da sie ihnen körperlich um ein Vielfaches unterlegen waren. Außerdem wirkte Toimgils silberne Axt, die an seinem Gürtel befestigt war, auch nicht gerade einladend.
Schließlich begaben sich Zalantimo, die drei Schüler und Toimgil in das Getümmel von Luum. Der alte Schuldirektor ging im eiligen Tempo voran, aber durch seinen großen blauen Zauberhut konnte er nie außer Sichtweite geraten. Die Gebäude rings um sie herum ragten hoch hinaus, die meisten Gassen waren schmal und verwinkelt, und es roch überall nach einer Mischung aus Tabak und Blumen, denn viele Halblinge waren begeisterte Pfeifenraucher und Duftwasserträger.
Über ihnen flitzten immer wieder fliegende Teppich e hinweg; die Halblinge, die sie steuerten, schienen es alle sehr eilig zu haben. Und die teuren laufenden Zaubertruhen gab es hier fast wie Sand am Meer. Viele von ihnen begleiteten reiche Halblingsdamen, die im Gegensatz zu ihren männlichen Pendants nicht ganz so bunte Kleidung trugen, dafür aber jede Menge Schminke im Gesicht.
Der alte Zauberer führte den kleinen Trupp durch etliche Straßen und Gassen, bis er schließlich vor einem imposanten weißen Steingebäude, welches eine starke
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