Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
Schließlich nahm er den goldenen Zeitmesser in die Hand.
„Der alte Zeitmesser meiner Mutter“, sagte er im Flüsterton. „Ob er wohl magisch ist?“, fragte er Max. Der kleine Hund knurrte leise. „Was hast du denn, du kleiner Angsthase?“
Das goldene Armband war nur leicht dehnbar, und jedes einzelne Kettenglied war mit fremden Symbolen verziert. Er streifte den Zeitmesser über seine linke Hand. Einen Moment später strafften sich die Kettenglieder ganz automatisch und pressten sich seicht in seine Haut. Er spürte ein leichtes Kribbeln, welches seinen Arm durchfuhr. Dann fingen die Uhrwerke des Zeitmessers leise an zu rattern und zu surren, und mehrere Zeiger liefen rasselnd im Kreis, bis sie wieder stehenblieben und ihre Positionen erreicht zu haben schienen. Außerdem glommen rätselhafte goldene Zahlen in der Mitte der eigentümlichen Uhr auf.
Joshua hatte keinen Schimmer , was all die Zahlen bedeuteten, aber der große prächtige Goldzeiger in der Form eines prunkvollen Schwertes zeigte eindeutig die gegenwärtige englische Zeit an. Sie stand zwischen der sechs und der sieben.
Er schaute mit einem angespannten, aber auch neugierigem Blick aus dem kleinen Bullaugenfenster nach draußen.
„Eine abenteuerliche Reise steht dir womöglich bevor , Joshua“, sagte er zu sich selbst.
Er fragte sich, ob ihm das Geschenk tatsächlich der grüne Papagei vorbeigebracht hatte. Die grüne Feder, die er gefunden hatte, war zumindest sehr verdächtig gewesen. Aber was sollte der grüne Vogel denn mit seiner Mutter zu tun haben? Vielleicht war sie ja mit Herrn Balondo und seinem gefiederten Begleiter befreundet? Irgendwann würde sich das große Rätsel schon noch auflösen, dachte er sich.
Rasch l ief er zurück auf sein Zimmer und zog seinen alten Zauberkoffer unter dem Bett hervor. Er packte alle möglichen Dinge hinein, die man für eine kleine oder große Reise gebrauchen könnte. Das Tagebuch der alten Zauberer legte er natürlich auch dazu. Als Nächstes holte er von seinem obersten Bücherregal das kleine Sparschwein herunter. Er nahm die wenigen Münzen, die in seinem rosafarbenen Bauch schlummerten, heraus und steckte sie in seine Hosentasche. Dann schlich er mit dem fertig gepackten Reisekoffer hinunter in die Küche. Dort schmierte er sich drei Wurstbrote und steckte zwei von ihnen ebenfalls ein. Das dritte legte er Max in seinen Napf, der sich gleich gierig darauf stürzte und es in fünf Happen verschlang.
Im Hausflur hinterließ er einen kleinen Zettel mit den Worten: „Bin bald wieder zurück, Joshua.“
Mathilda würde zwar aus allen Wolken fallen, wenn Sie das lesen würde und vermutlich gleich die Polizei anrufen, aber er hatte nun keine Zeit, um seine Zieheltern von dem geheimnisvollen Geschenk und dem Brief seiner Mutter zu erzählen, und wahrscheinlich war es auch besser so.
Joshua warf sich seine braune Lederjacke über und legte einen roten Schal um seinen Hals.
„ Wer weiß, wo die Reise hingeht “, dachte er. „ Vielleicht ist es dort ja kalt? “
Als L etztes verstaute er das Pergament in der Innentasche seiner Jacke und steckte die goldene Eintrittskarte in seinen Brustbeutel. Dann stand er abmarschbereit vor der Tür. Max schaute ihn mit traurigen Augen an. Der kleine Hund schien irgendwie zu erahnen, dass sein drittes Herrchen sich auf eine längere Reise begeben würde.
„Du bleibst lieber hier, mein kleiner Freund, aber ich bin bestimmt bald wieder zurück“, sagte er und tätschelte ihn behutsam. „Lass Dich ja nicht von der angeberischen Ruby ärgern. Pudel müssen aus deiner Sicht ganz schön eingebildete und affige Zeitgenossen sein, was?“ Der Vierbeiner bellte zweimal ganz leise. „Ja, jetzt muss ich aber los. Mach’s gut, Max, und passe mir auf Mathilda und Bernhard auf.“
Joshua drückte den kuscheligen Hund noch einmal ganz fest an sich und verschwand dann durch die Haustür. Als er mit seinem alten Zauberkoffer durch den kleinen Vorgarten marschierte, breitete sich ein merkwürdiges Gefühl in ihm aus. Als er schließlich die Schwelle der Gartenpforte überschritt, wandte er sich noch einmal um und betrachtete das Häuschen von oben bis unten. Max hockte auf dem Fenstersims im Wohnzimmer und schaute seinem Herrchen wehmutsvoll nach. Irgendetwas sagte Joshua, dass er sein gemütliches Zuhause für eine kleine Weile nicht mehr wiedersehen würde.
„ Das muss das Gefühl des Aufbruchs sein“, sagte er sich und nickte.
Einen kleinen Moment rangen seine
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