Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
Die untere Passage lag hinter kunstvollen Säulenbögen, sie wurde nur durch drei Zufahrtswege unterbrochen. Die Ebene ein Stockwerk darüber glich einer riesigen Terasse, die mit Brücken verbunden war und einmal ringförmig um den gesamten Platz verlief. Vor den meisten Läden waren Teppiche mit eindrucksvollen Mustern ausgerollt worden und über ihren Eingängen spannten bunte Sonnensegel. Im Schatten der weißen Säulen und unter den Segeln verbargen sich die eigentümlichsten Geschäfte, wie man sie nur aus Märchenbüchern kannte.
Joshua , der bisher nur die gewöhnlichen Einkaufspassagen Londons kennengelernt hatte, ging mit verwunderten Blicken an ihnen vorbei. In den Schaufenstern befanden sich Dinge und Gegenstände, die er noch nie zuvor gesehen hatte; vor Staunen bekam er eine regelrechte Maulsperre.
Hinter den Glasscheiben entdeckte er pure Magie und Zauberei, aber auch sonderliche Kuriositäten, für die er keinen Namen fand. Im Fenster eines Spielwarengeschäfts waren kleine Wichtel aus Holz zu sehen, die nicht größer als ein ausgestreckter Finger waren und einen Turm aus bunten Klötzen bauten. Die Wichtel glichen einfachen Spielzeugfiguren, aber sie bewegten sich wie lebendige kleine Menschen und verständigten sich dabei mit ihren Armen und Beinen.
Joshua kamen die Holzmännchen auf den ersten Blick etwas unheimlich vor, aber nachdem er sie eine Weile beobachtet hatte und feststellte, dass sie nichts Böses im Sinn und nur Augen für ihren Turm hatten, verschwand seine kleine Ängstlichkeit wieder.
„ Vielleicht sind das ja Halbwesen “, dachte er und erinnerte sich an die Worte der älteren Dame, die ihm im Kino so freundlich geholfen und ihm gesagt hatte, dass auch die Clowns Halbwesen seien.
Über dem nächsten Geschäft hing ein Schild mit dem Namen „ Mrs. Wotts Souvenir- und Erinnerungsstückladen “.
Vor dem Laden standen mehrere Drehständer mit merkwürdig aussehenden Kuscheltieren. Der Innenraum des Souvenirgeschäfts war nur spärlich beleuchtet und aus der offenen Tür kam ein muffiger Geruch heraus. In der Schaufensterauslage waren dürre Holzfiguren aufgereiht, die gelegentlich gähnten oder gelangweilt seufzten. An der Wand dahinter hingen kleine und große Holz- und Plastikmasken, die nur ihre Augen bewegten und jeden Schritt der vorbeilaufenden Leute begleiteten.
Joshua fühlte sich von den Masken irgendwie beobachtet. „ Wer kauft denn solche Gruseldinger? “, fragte er sich und ging schnell weiter.
Auf seinem weiteren Rundgang schlenderte er an mehreren kleinen Krämern vorbei, hinter dessen hell beleuchteten Glasscheiben die buntesten Lollys und Bonbons in den merkwürdigsten Formen strahlten. Zwischen den Geschäften entdeckte er hin und wieder die rotweiß umrandeten Personen- und Gepäckrutschen mit den gelbrot karierten Matratzenpolstern, die davor ausgelegt waren. Aus einer der Röhren wäre er wahrscheinlich herausgekommen, wenn der Clown ihn richtig verstanden hätte, oder besser gesagt, er ohne zu stottern sein Reiseziel angegeben hätte; aber der kleine Umweg durch halb Skryyfall hatte sich auch gelohnt, fand er im Nachhinein.
Nachdem er an einer Reihe kuriose r Läden vorbeigekommen war, gelangte er endlich an sein Ziel. Er stand vor einer unscheinbaren Amtsstube, über dessen ovaler dunkelbrauner Holztür goldenfarbige Buchstaben funkelten. Darauf stand: < R uby’s R eisebüro > .
Im Schaukasten befanden sich mehrere dicke und dünne Bücher, dessen Seiten sich wie von Geisterhand bewegt automatisch umblätterten. In den Wälzern und Heften waren Bilder aller Erdenkontinente zu sehen, aber in einigen waren auch Abbildungen einer vollkommen fremdartigen Welt, wie Joshua sie nur aus Märchenbüchern kannte.
Plötzlich wurde seine Aufmerksamkeit auf etwas Funkelndes in der Ecke der Auslage gelenkt. Er trat ein Stück näher heran und bekam große Augen. Auf einem kleinen Sockel befand sich tatsächlich eine goldene Eintrittskarte. Darunter stand ein handgeschriebener Text: < Goldene Eintrittskarten sind hier in Ruby’s Reisebüro erhältlich >.
„ So langsam lichten sich die Rätsel “, dachte er sich. Er fühlte sich allmählich wie ein kleiner Detektiv auf einem fremden Planeten… und wer wusste schon, vielleicht hatte die Personenrutsche ihn ja tatsächlich in eine andere Welt teleportiert.
Behutsam drückte er die goldene Klinke des Reisebüros nach unten und öffnete die schwere Holztür. Mehrere Glöckchen, die hinter der massigen Tür
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