Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
hinunterbaumelten, klingelten leise und verrieten dem Besitzer, dass Kundschaft zu erwarten war. Es schien aber kein Verkäufer da zu sein.
Fast r und um den kleinen rechteckigen Raum zogen sich hohe Regale, die allesamt mit Büchern, Broschüren, kleinen Heftchen und rotgeschleiften Pergamentrollen beladen waren. Der Raum war vier Meter hoch und an seiner Decke hing ein goldener Kronleuchter mit grünen Lampenschirmen. Auf dem Boden lag ein dunkelgrüner Fransenteppich, in dessen Mitte bunte Landschaftsbilder eingenäht waren. Sie zeigten seltsame Welten mit purpurnen Flüssen und lilafarbenen Wäldern…
„Kann ich behilflich sein? !“, fragte plötzlich eine hohe Frauenstimme.
Joshua schaute verwirrt auf. Als er den Raum betreten hatte, war er sich sicher gewesen, dass niemand da war, aber als er seinen Blick ein zweites Mal umherschweifen ließ, entdeckte er über einem zwei Meter hohen Schreibtisch eine ältere Dame mit blondem hochgestecktem Haar. Neben ihr stand eine grüne Tischlampe, die sie in ein schummriges Licht tauchte. Die alte Dame hatte sich nach vorn über ihr riesiges Pult gebeugt und schaute den Gast mit hochgezogenen Brauen an.
Joshua rollte mit seinem Koffer vor den gewaltigen Hochtisch. Er musste fast senkrecht nach oben gucken, um die ältere Frau sehen zu können. An ihrer dunkelgrünen Bluse war ein Schild mit dem Namen „Mrs. Ruby“ angeknüpft.
„Ja, ich hoffe schon“, antwortete Joshua. „Ich möchte nach Zomana reisen.“
Die Verkäuferin grinste gestelzt, so dass ihre runden Bäckchen noch weiter hervortraten. „Der Schulflieger geht erst in acht Tagen nach Zomana, mein Junge“, sagte sie preziös und schielte dabei lehrerhaft über den Rand ihrer Goldbrille.
„Aber ich würde gerne sofort nach Zomana fliegen“, sagte Joshua nachdrücklich. „Draußen auf dem Flieger steht, dass der nächste Flug in zwei Tagen ist.“
Mrs. Ruby senkte ihre spitze Nase nach unten. „Wenn das so ist, das ist natürlich auch kein Problem. Es sind noch genügend Plätze frei in der nächsten Rakete.“
Joshua schluckte; die alte Dame hatte tatsächlich das Wort Rakete in den Mund genommen. Er würde also in einer Rakete fliegen! Es schien so, als ob das unbekannte Zomana scheinbar doch etwas weiter entfernt war, als er zunächst angenommen hatte.
Mrs. Ruby zog sich wieder zurück hinter ihren gewaltigen Schreibtisch, so dass nur noch ihr Kopf zu sehen war , und tippte klackernd auf einer Tastatur herum. Joshua stellte sich neugierig auf die Zehenspitzen und sah auf der Oberseite des Pults einen altmodischen Computer, der noch älter zu sein schien, als der uralte C-64 in seinem Zimmer. In ihren Brillengläsern spiegelte sich das gelbe Bild des Monitors wider.
„So, gleich kann es losgehen“, sagte sie und tippte mit allen zehn Fingern gleichzeitig ratternd auf der Tastatur. „Nun bin ich soweit. Bitte schiebe deine goldene Eintrittskarte unten in die Öffnung hinein“, sagte sie gekünstelt und starrte mit gespitzten Lippen wartend in die Luft.
Joshua bemerkte auf Brusthöhe einen kleinen unscheinbaren Schlitz mit einer schnörkellosen Holzfassung. Schnell holte er das Kärtchen aus seinem Brustbeutel heraus und schob es in den kleinen Schlitz. Die Karte verschwand gänzlich darin. Kurz darauf ertönte ein leises „Pling“ und die alte Dame zog das Kärtchen aus einem Spalt auf der Oberseite ihres klobigen Tisches heraus. Dann schob sie die goldene Eintrittskarte in das Gehäuse des alten Computers und der Apparat fing summend an zu arbeiten.
Joshua beobachtete, wie in Mrs. Rubys Brillengläsern die schwarzen Zeilen nach oben wanderten. Nach ein paar Sekunden änderte sich das gelbschwarze Bild in ein rotweißes und es ertönten dabei zunächst ein heller und dann ein tiefer Brummton. Schweigsam zog sie das goldene Kärtchen aus dem Gehäuse und betrachtete es mit verzogenen Mundwinkeln. Das schummrig grüne Licht verlieh ihrem Gesicht zusätzlich etwas Unheimliches.
Schließlich schob sie ihre Goldbrille wieder fest auf die Nase und blickte schneidend auf den Kunden herab. „Tut mir leid, die goldene Eintrittskarte ist seit einhundertfünfzig Jahren abgelaufen!“, sagte sie in einem bürokratischen Tonfall; an ihrer Stimme konnte Joshua erkennen, dass es kein Wenn und Aber geben würde.
Joshua schüttelte ungläubig den Kopf. „Wie lange sind die Karten denn gültig“, fragte er kleinlaut.
„Die goldenen Eintrittskarten sind exakt einhundert Jahre gültig!“
Joshua
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