Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
ich noch einen guten Tag!“
„Haben Sie vielen Dank, den wünsche ich Ihnen auch .“ Joshua wollte sich gerade umdrehen, doch seine innere Neugier siegte und er blieb stehen. Er wollte unbedingt wissen, ob vor ihm wirklich eines der Wesen aus dem Tagebuch der alten Zauberer stand. „Ich hätte noch eine kleine Frage.“
„Ja, bitte?“ , murrte das stämmige Wesen und wandte sich erneut um.
„ Sind Sie ein Halbling?“
„Halbling ?!“, brüllte er wütend zurück und atmete mehrfach tief durch, um sich wieder zu beruhigen. Dann drehte er sich beleidigt weg und widmete sich wieder seiner Arbeit. „Das ist ja eine Frechheit…“, schimpfte er leise vor sich hin.
„Entschuldigung, ich wollte Sie nicht kränken. Sind Sie denn kein Halbling?“, fragte Joshua unsicher.
Der kleine Mann drehte sich noch einmal um und schaute abwägend an seinem dicken Bauch herab. „Nein, ich bin eine zarte Fee“, antwortete er langsam und schob dem Jungen einen sanftmütigen Blick zu. „Bei Merlins Bart, natürlich bin ich ein Zwerg!“, fügte er barsch hinzu. „Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich muss hier weiterarbeiten! Immer diese Schülerstreiche…“
Dann hämmerte der Zwerg lautstark weiter. Joshua bedankte sich noch einmal, aber der kleine Mann war schon wieder so mit seiner Arbeit beschäftigt, dass er ihn gar nicht mehr hörte. Er grummelte nur noch irgendetwas Unverständliches in seinen Bart hinein. Joshua nahm seinen Zauberkoffer in die Hand und zog ihn rumpelnd über das Kopfsteinpflaster.
„ Das war ein Zwerg, ein richtiger Zwerg wie aus dem alten Tagebuch! “, dachte er begeistert und ging gleich viel leichtfüßiger. Aus dem alten Zaubertagebuch wusste er, dass diese Wesen oft sehr grummelig, schnell beleidigt und häufig sarkastisch waren, und daher wunderte er sich nicht über seine eher unfreundliche Redensart.
Die nördliche Straße, die der Zwerg ihm gezeigt hatte, war breit und von der Sonne hell erleuchtet. Auf beiden Seiten standen alte Backsteinhäuser aus gelbem Stein mit türkisfarbenen Dachpfannen, und auch wenn diese ihre Farben schon längst verloren hatten, die einstige Schönheit spiegelte sich noch immer in jedem einzelnen Bauwerk wider. Die alten Bauherren mussten viel Arbeit und ihr ganzes Können in die Häuser gesteckt haben. Einige der schnörkeligen Holzvertäfelungen waren mit vielen kunstvollen Schnitzereien verschönert und ihre Erker waren denen von Märchenschlössern ebenbürtig.
Während Joshua die Straße entlang schlenderte, öffnete sich ab und zu ein Fensterladen. Die meisten Menschen steckten noch in ihren Schlafanzügen oder Morgenmänteln. Sie trugen bunte Zipfelmützen und schauten verschlafen aus ihren Fenstern. Joshuas Zeitmesser befand sich zwischen der Acht und der Neun. Die Menschen, die hier lebten, schienen den Tag sehr gemütlich anzugehen. Sie hatten es alle nicht sehr eilig und genossen die morgendlichen warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut oder kümmerten sich erst einmal fürsorglich um die Pflanzen in ihren Blumenkästen.
Hin und wieder kam Joshua an einer Raststätte oder einer kleinen Herberge vorbei. Über ihnen hingen große Holztafeln mit aufgemalten weißen Betten . Bei einer Herberge fiel ihm ein Extraschild auf, auf welchem ein kleineres weißes Bett abgebildet war. An diesem Schild prangten wieder die seltsamen Schriftzeichen, die er schon zuvor im Speiseviertel gesehen hatte. Er kam zu dem Entschluss, dass diese geheimnisvollen Symbole vielleicht die Schrift der Zwerge war.
N ach einer halben Stunde leichten Wegmarsches hatte er schon einen recht guten Eindruck über das Städtchen gewonnen. Zahllose verwinkelte Gassen liefen kreuz und quer durch die Stadtteile, und die alten Steinstraßen umkurvten die Häuser wie steinerne Schlangen. Das alte Stadtbild mochte Fremdlinge auf den ersten Blick den Glauben schenken, sie wären in der Zeit zurückgereist und in einem mittelalterlichen Städtchen gelandet, aber die bunten Glühbirnen, die merkwürdigen motorbetriebenen Dreiradgefährte und nicht zuletzt die Zwerge, die in vielen Teilen der Welt, wenn nicht gar in allen Teilen, als Fabelwesen galten, zertrümmerten diesen Glauben auf einen Schlag. Die Stadt verband vielmehr Altertum, Neuzeit und die Charakteristik einer Fabelwelt miteinander. Joshua kam sich vor wie in einem Märchen, allerdings einem Märchen mit vielen Fragen, und es schien ihm so, je weiter er lief, desto mehr Rätsel würden hinzukommen.
Bis auf die Zwerge, denen
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