Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)
Ahnung, aber besser, wir finden es schleunigst raus.« Ich schaute wieder auf die glühende Wand. Der weiße Nebel hatte sich weiter herabgesenkt. Sophie und Captain Saubermann kauerten dicht am Boden. Es würde nicht mehr lange dauern, dann hatte die giftige Wolke sie erreicht.
»Okay.« Milton holte tief Luft und konzentrierte sich auf das Touchpad. Plötzlich zeigte er auf ein Icon. Die offene Tür. »Wie wär’s damit? Könnte doch irgendwas mit ihrer Befreiung zu tun haben.«
Ich senkte den Finger bis dicht über den Bildschirm – dann zögerte ich. Was, wenn sich Milton irrte? Aber wir hatten keine Wahl.
Sobald ich auf den Bildschirm drückte, öffnete sich eine Luke im Boden unter meinen Füßen.
»Aaaah!«, schrie ich und wirbelte wie wild mit den Armen herum, als mein Körper ins Leere stürzte.
Im allerletzten Moment griff ich nach dem Rand des Bodens. Meine Füße strampelten im Freien unter mir.
» Das bedeutet die offene Tür also?«, stellte Milton fest und half mir aus dem Loch.
Nach dem, was gerade passiert war, war ich nicht besonders scharf darauf, auch noch alle anderen Apps auszuprobieren. Doch wir hatten, wie gesagt, keine Wahl. Ich scrollte das Smartphone durch, und mein Herz wummerte wie eine aus dem Takt geratene Marschkapelle. Schließlich entschied ich mich für eine der Apps – ein Quadrat mit drei Balken.
»Vielleicht solltest du dich lieber irgendwo festhalten«, warnte mich Milton.
Und dann drückte ich auf das Touchpad.
Ein metallisches Ächzen hallte durch den Raum. Als ich in die Richtung schaute, aus der das Geräusch kam, sah ich, dass sich die Glaswand – die Scheibe, hinter der sich alle Superschurken befanden – senkte.
Ich wählte die App gleich daneben – ein Symbol, das wie Handschellen aussah. Sobald ich den Bildschirm berührte, öffneten sich die Eisenscharniere, die die Bösewichte festhielten. Die Schurken stürzten zu Boden.
Wenigstens hatten wir schon mal sie befreit. Aber Sophie und Captain Saubermann waren dadurch ihrer Rettung noch keinen Schritt näher.
»Komm, lass mich mal«, sagte Milton.
Er scrollte alle Möglichkeiten durch und entschied sich schließlich für drei Apps, die alle nebeneinander lagen. Die erste öffnete ein Loch in der Decke. Die nächste ließ eine Rakete aus dem Boden steigen. Und die dritte schoss die Rakete in den Himmel.
»Hmmm …« Milton kratzte sich am Kopf. »Das war nicht, was ich mir erhofft hatte.«
Ich probierte eine App ganz unten rechts auf dem Bildschirm. Plötzlich öffnete sich eine Tür ganz hinten am anderen Ende des Raums.
»Hey, super!«, schrie Milton. »Wenn wir erst mal alle befreit haben, können wir durch die Tür da fliehen!«
Ich drückte eine weitere App, und der eben geöffnete geheime Ausgang ging in Flammen auf.
»Auch egal«, sagte Milton.
Verzweiflung machte sich in mir breit. Die Möglichkeiten schienen endlos. Hinter der glühenden Wand lagen Sophie und Captain Saubermann jetzt flach auf dem Bauch, der Nebel giftigen Gases schwebte direkt über ihnen. Wenn wir weiter nach dem Zufallsprinzip Apps auswählten, würden wir sie bestimmt nicht mehr rechtzeitig befreien. Wir mussten die richtige App finden – und zwar sofort.
Ich konzentrierte mich auf den Bildschirm. Jedes Symbol bedeutete einen Hinweis. Die offene Tür hatte bewirkt, dass die Luke unter mir aufklappte. Die Handschellen hatten die Eisenscharniere um die Superschurken geöffnet. Aber zum Ausschalten eines Neutralisierungsschilds? Welches Symbol konnte das sein? Und wie sollte ich es erkennen, wenn ich es sah?
Auf einmal fiel mir eine App ins Auge. Ein Logo.
C
Mein Finger schoss nach vorn. Ich drückte mit solcher Wucht auf den Bildschirm, dass mir das Handy fast aus der Hand gefallen wäre.
Die glühende Wand flackerte erst, dann verschwand sie. Im selben Moment sauste das Gas nach oben, in Richtung des Rohrs, aus dem es gekommen war. Ich hörte das Surren eines Gebläses, welches das giftige milchige Gas in das Rohr zurücksaugte.
Mein Herz hüpfte vor Erleichterung und Angst. Die glühende Wand war jetzt zwar weg, aber Sophie und Captain Saubermann rührten sich nicht.
Milton und ich liefen im Zickzack durch den Raum. Ich sank neben Sophie nieder. Ihre Augen waren geschlossen. Ihre Haare lagen wie ausgebreitet auf dem Stahlboden.
»Sophie?«, sagte ich. »Ist alles in Ordnung? Kannst du mich hören?«
Alles, woran ich denken konnte, war, wie ich sie in der Schule ignoriert hatte, wie ich ihren Dad
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