Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)
geschehen, als mir plötzlich etwas Schreckliches klar wurde. Vex würde meinen Dad umbringen. Und ich konnte nichts dagegen tun. Niemand von uns konnte etwas dagegen tun.
Doch das hielt mich nicht davon ab, es trotzdem zu versuchen. Ich warf die Hände nach vorn und stürzte los. Ein Energieschub jagte durch meinen Körper.
Und dann hörte alles einfach …
Auf.
Oder zumindest schien es mir so. Die Szene vor mir war wie ein Foto. Mein Blick konzentrierte sich ganz auf Vex, und aus meinen Händen schoss eine Lichtwelle.
Selbst als ich es sah, konnte ich nicht glauben, was gerade geschah. Ein Band aus reinem weißen Licht kam wie aus dem Nichts aus meinen Fingerspitzen. Ich hatte das Gefühl, dass ich diesen Prozess nicht mehr aufhalten konnte, selbst wenn ich gewollt hätte. Es war, als ob nicht ich die Superkraft in mir kontrollierte, sondern umgekehrt.
Die Superkraft kontrollierte mich.
In dem Moment, als der Lichtstrahl Vex erreichte, lief die Zeit wieder normal weiter. Ich konnte auch wieder hören. Alles brach explosionsartig aus der Erstarrung. Ein plötzlicher Schlag traf mich wie ein rasender Zug, wirbelte mich hoch und schleuderte mich nach hinten.
Das Letzte, was ich noch sah, bevor meine Füße vom Boden abhoben, war Vex. Das Licht musste bei ihm das Gleiche angerichtet haben, denn auch er flog nach hinten – nur in die entgegengesetzte Richtung. Er verlor Sophie aus dem Griff und krachte rückwärts gegen einen Stahlträger. Die Wucht des Aufpralls war so stark, dass sie den Träger aus der Verankerung riss, mitsamt einem Teil der Decke, den er gestützt hatte. Das Deckenstück kam herunter und begrub Vex unter einem Berg aus Stahl und Beton.
Ich krachte zu Boden. Meine Lungen schmerzten. Mein Kopf fühlte sich an, als wäre mein Hirn in einen Mixer geraten und würde aufgeschäumt. Eine verschwommene Gestalt kam auf mich zu und sprach mit Miltons Stimme.
»Alles okay?«, fragte er.
»Ja, glaub schon.«
Milton redete auf einmal ganz schnell. Seine Stimme rasselte in meinen Ohren. »Mann, das, was du da eben mit dem Licht gemacht hast, das war ja der Wahnsinn! Und wie du dann nach hinten geflogen bist. Ein Katapult ist nichts dagegen. So was hab ich noch nie gesehen –«
»Sophie«, unterbrach ich ihn. »Ist alles in Ordnung mit ihr?«
»Mir geht’s gut«, hörte ich Sophies Stimme. »Und deinem Dad auch.«
»Und meine Mom?« Ich drehte mich um und versuchte sie unter den undeutlichen Gestalten in der Ferne zu entdecken. »Ich meine, ist sie –«
»Alles andere können wir bereden, wenn wir draußen sind!«, rief Captain Saubermanns Stimme. Er legte eine Hand auf Sophies Schulter. »Aber jetzt müssen wir schleunigst hier raus. Der ganze Raum kann jeden Moment einstürzen.«
Captain Saubermann hatte recht. Ich rappelte mich auf und schaute gerade in dem Moment nach oben, als ein weiteres Stück der Decke herunterkrachte. Es ging nur wenige Schritte von der Stelle zu Boden, wo die ganzen Schurken in ihren weißen Gewändern lagen.
»Was ist mit ihnen?« Sophie zeigte auf die Gruppe. Auch die anderen Schurken waren inzwischen aufgewacht. Sie rappelten sich hoch und schauten sich nach dem flammenden Chaos um, als ob sie in einen bösen Traum geraten wären. »Wir können sie doch nicht einfach zurücklassen.«
Captain Saubermann starrte auf die Gruppe und war nicht in der Lage, seine Abscheu zu unterdrücken. Der Boden bebte. Ein weiteres Stück der Decke stürzte herab und landete gefährlich dicht vor einigen Schurken, die noch nicht wieder bei vollem Bewusstsein waren.
»Dad«, sagte Sophie. »Bitte.«
Captain Saubermann stieß einen Seufzer aus. »Na gut«, sagte er dann. »Ich werde sehen, was ich tun kann.« Er richtete seine Hand nach oben. »Schutzschirm der Tugend aktivieren!«
Ein blauer Hologramm-Schirm stieg aus seinem Armband. Das Teil sah aus wie diese Dinger, die man am Strand sieht, nur viel, viel größer. Riesige Beton- und Stahlbrocken stürzten von oben herab und verharrten dann plötzlich in der Luft, sobald sie den Schutzschirm berührten. Die Schurken blickten staunend nach oben.
»Okay, Leute«, verkündete Captain Saubermann jetzt mit begeisterter Stimme. »Ein Notausgang ist gleich neben dem SUV-Landeplatz. Bitte verlasst das unterirdische Versteck zügig und in geordneter Weise.«
Die Schurken taumelten benommen auf uns zu. Endlich entdeckte ich auch meine Mom in der Gruppe.
»Mom!«
Ich lief zu ihr hin. Milton und ich stützten sie auf beiden
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