Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)
aus den Augenhöhlen des Schädels, und Fink brach zusammen.
Captain Saubermann eilte auf ihn zu. »Sie Wahnsinniger!«, schrie er.
Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Der Stock in Vex’ Hand – mit einem einzigen roten Lichtblitz hatte er Finks Leben ausgelöscht.
Vex beugte sich hinab und zog das Smartphone aus Finks Jacke.
»Technik ist doch wirklich etwas Wunderbares«, sagte er und sah das Handy bewundernd an. »Als ich im Superschurken-Geschäft anfing, brauchten wir noch einen Computer von der Größe eines Eiswagens, nur um einen grafikfähigen Taschenrechner zu starten. Heute kann ich jede Funktion in diesem Versteck mit einem Smartphone kontrollieren. Es gibt für alles eine App. Ich brauche nur auf das Touchpad zu drücken, und schon wird innerhalb dieser neutralisierenden Wand ein giftiges Gas eingeleitet, das Sie beide in wenigen Minuten töten wird.«
Ich hatte das alles mit immer größer werdender Panik beobachtet. Milton war an meiner Seite. Sein Mund stand offen, als hätte er gerade einen sechsstündigen Horrorvideo-Marathon hinter sich.
»Was machen wir jetzt?«, flüsterte er.
»Keine Ahnung.« Meine Stimme war so leise, dass ich mich kaum selbst hören konnte. »Aber wir können nicht einfach hier rumhocken und warten, bis Vex sie umbringt.«
So leise wie möglich, zog Milton den Reißverschluss an seinem Rucksack auf. »Vielleicht ist da ja was drin, was uns weiterhilft«, flüsterte er und zog lauter Dr.-Pepper-Dosen, Chipstüten und Saubermann-Rauchfleisch-Päckchen heraus.
Unser Leben stand auf dem Spiel, und die einzige Waffe, die wir hatten, war Fastfood.
»Hey, was ist das denn?« Milton zog von ganz unten das Handbuch für BEGNADETE Kinder hervor.
Ich hatte gar nicht gewusst, dass es da drin war, als ich Milton den Rucksack lieh. Nicht dass es uns jetzt viel helfen würde. Was sollte ich hier mit einem Buch ? Wenn es darin kein Kapitel mit dem Titel »Wie man einen kranken Superschurken und seinen Killerstock außer Gefecht setzt« gab, das ich irgendwie übersehen hatte, war es im Moment absolut wertlos.
Oder vielleicht doch nicht …
Ich schnappte mir das Buch. In den letzten paar Wochen hatte ich wieder und wieder sämtliche Kapitel gelesen, von denen ich hoffte, sie würden mir helfen herauszufinden, wer ich war. Und jetzt fiel mir nur eines ein, was ich mit dem Buch anstellen konnte.
»Egal, was passiert«, flüsterte ich Milton zu. »Bleib in Deckung. Pass auf, dass dich Vex nicht sieht. Und halt dich von seinem Stock fern.«
Ich holte tief Luft, packte das Buch noch fester. Und dann stand ich auf.
Blitzschnell nahm ich die Szene da unten wahr. Sophie und Captain Saubermann zusammengekauert hinter der glühenden Wand. Vex ein paar Schritte entfernt, das Smartphone in der einen Hand, den Stock in der andern.
Bevor ich eine Chance bekam, meine Nerven zu verlieren, zielte ich schnell und schleuderte das Handbuch für BEGNADETE Kinder so fest ich nur konnte los. Die ganze angestaute Energie in meinem Körper knisterte jetzt auf der Haut. Sobald das Buch meine Hand verließ, ging es in Flammen auf. Und zog einen Feuerschweif hinter sich her wie ein Komet.
Vex wirbelte gerade noch rechtzeitig herum. Er duckte sich, und das Buch krachte mit voller Wucht in einen der silbernen Kanister hinter ihm.
KA-WUUUUM!
Sofort explodierte der Kanister und löste eine Hitzewelle aus, die ich sogar noch am anderen Ende des riesigen Raums spüren konnte. Die Detonation warf Vex um. Das Handy flog ihm aus der Hand und schlitterte über den Boden.
Sophie und Captain Saubermann hinter der glühenden Wand schienen von der Explosion unverletzt geblieben zu sein. Über Vex konnte man das nicht sagen. Er lag auf dem Bauch, den Stock noch lose in der einen Hand. Er rührte sich nicht, aber ein Blick in sein gutes Auge sagte mir, dass er bei Bewusstsein war. Das Auge war auf etwas gerichtet, das einige Schritte entfernt lag.
Das Handy.
Sofort war mir klar, was ich tun musste. Vex hatte gesagt, dass das Smartphone alles kontrolliere. Wenn ich es mir vor ihm schnappte, konnte ich Sophie und Captain Saubermann retten – und meine Eltern befreien, wo ich schon gerade dabei war.
Meine Schritte krachten scheppernd auf das Metall, als ich über die Rampe sprintete. Unter mir breiteten sich die Flammen immer mehr aus. Ein weiterer riesiger Kanister explodierte. Die Druckwelle brachte die Rampe ins Schwanken und ich stürzte kopfüber gegen das Eisengitter.
Als ich wieder auf die Beine
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