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Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders

Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders

Titel: Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Winter
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JOY: Je schneller und freudvoller ich fahre, desto mehr Menschen gesellen sich zu mir. Sie lassen sich die kreativsten Sachen einfallen, um mit dabei zu sein. Sie halten Dinge aus, die sie früher nie durchgestanden hätten.“
     
    Und der Zug, den Robert steuerte, schwebte weiter über dem Boden. Nur ein paar Zentimeter, gerade so viel, wie benötigt wurde, um zur richtigen Zeit abzuheben. So ging es eine ganze Weile voller Elan und mit Freude im Herzen weiter.
    Gerade zu dem Zeitpunkt, zu dem mittlerweile auch eine Menge Kollegen die hohe Geschwindigkeit als angenehm empfanden, weil sie endlich wieder kreativ werden konnten, genau zu diesem Zeitpunkt geschah ein Unglück.
     
    „ JOY!“, schrie Robert. „Wir entgleisen, wir kommen von
    unserem Weg ab, wir werden förmlich aus der Spur geschoben.“
     
    „ Zu spät!“, schrie JOY. „Es ist zu spät, Robert!“
     
    Der Zug entgleiste tatsächlich. Er bewegte sich direkt auf einen Brückenpfeiler zu und kam ins Schwanken.
    Robert versuchte, die Situation in den Griff zu bekommen. Er beobachtete konzentriert die Anzeigen in seinem Cockpit. Nichts hatte ihn vorher auf diese Situation hingewiesen. Keines seiner Instrumente hatte auch nur im Ansatz auf irgendwelche Unstimmigkeiten hingewiesen. Es wurde laut im Zug, die Passagiere schrien um Hilfe. Es war für Robert fast unerträglich. Die Kollegen schwankten im Zug hin und her. Einige stürzten zwischendurch zu Boden. Sie verletzten sich an Armen, Beinen, Rücken oder Gesicht. Der Zug prallte an einen Brückenpfeiler. Es gab einen sehr lauten Knall. Schreie über Schreie, Hilferufe. Doch niemand konnte helfen. Viele Mitarbeiter suchten blutüberströmt Rettung im Freien. Sie rangen nach frischer Luft. Im Zug brach ein Schwelbrand aus. Nebel zog durch die Gänge. Die Schwerverletzten blieben im Zug zurück und warteten auf Rettung.
     
    „ Wir stehen wieder am Anfang, Robert. Wieder genau da, wo wir vor langer Zeit begonnen haben.“
     
    Es bot sich Robert im Traum ein schreckliches Schauspiel. Er fand Hunderte von verletzten Kollegen neben dem Zug liegen. Viele bis tief in ihrer Seele gekränkt. Die psychischen Schmerzen manifestierten sich natürlich auch auf der körperlichen Ebene. Der Brückenpfeiler hatte jede Menge Opfer gefordert.
     
     
    „ Was ist passiert Robert, warum konntest du den Kurs nicht
    halten?“
     
    „ Das frage ich mich auch, JOY, das frage ich mich auch.“
    Mit Tränen in den Augen kümmerte sich Robert um einige Kollegen im Zug. Doch es waren viel zu viele. Er würde es nicht schaffen, allen liebevoll zur Seite zu stehen. Und vor allem schämte er sich so sehr, es fehlten ihm einfach die Worte. Der Zug war entgleist, entgleist aus seiner in sich schwebenden Haltung. Er war entgleist aus seiner inneren Kraft heraus. War es zu viel Veränderung gewesen? ‚Nein‘, sagte Robert zu sich selbst, es lag nicht an zu viel Veränderung. Es lag nicht an der Veränderung, damit konnte er sehr gut umgehen. Und seine Kollegen anscheinend auch. Es war wieder einmal etwas von außen, das genau zum falschen Zeitpunkt die Richtung störte. Robert hatte seine volle Aufmerksamkeit auf den Transrapid gelegt. Was in diesem Prozess auch unbedingt notwendig war. Der Zug war kurz vor dem Senkrechtstart gewesen. Er befand sich genau an dem Punkt, den er häufig gern als Niemandsland bezeichnete. Im Niemandsland sind neue Strukturen noch nicht gefestigt und alte noch nicht vollkommen losgelassen. In diesem Moment befinden wir uns sozusagen in einem freien Fall. Kommt auch nur die kleinste Kleinigkeit dazwischen, kommen wir ins Wanken und entgleisen.
     
    „ Es war eine besondere Kraft, sie drängte uns von außen vom Weg ab.“
     
    Robert stellte Verletzungen bei seinen Kollegen fest, die nur schwer zu reparieren waren. Nur die Zeit konnte sie heilen. Der Brückenpfeiler war so hart, so rücksichtslos gewesen, er hatte sämtliche Fahrgäste und alles, was Robert auf
    kreativstem Weg geplant hatte, mit sich gerissen.
    „ Was hat dich angehalten?“, fragte JOY. „Was hat das Unglück verursacht?“
     
    „ Nichts, über das wir uns im Normalfall Gedanken machen würden, JOY. Nichts, über das es sich zu reden lohnen würde. Es war ein alter Zug, ein Zug, der sich den hohen Geschwindigkeiten nicht anpassen wollte. Ein Zug, der seit Jahren stets die gleiche Richtung fuhr. Er war wie einer dieser Züge, die man Bimmel-Bahn nennt. JOY, ich bin zutiefst traurig. Ich konnte meine Richtung nicht beibehalten.

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