Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders
leisten können, steigern täglich das Kreditvolumen.
Kaufen Dinge, die wir nicht brauchen, mit Geld, das wir nicht haben, um Menschen zu gefallen, die wir nicht mögen. Warum machen wir so etwas?
Robert bemerkte diesen Wandel schon seit Jahren. Doch auch er fühlte sich machtlos, diesem Rad zu entkommen. Und wenn man nicht entkommen kann, dann spielt man die Rolle am besten so gut wie es geht mit. Doch jedes Theaterstück ist mal zu Ende, und für die meisten dieser Schauspieler endet es in einem Fiasko. In Krankheit, Tablettenabhängigkeit oder einer anderen Sucht. Die Zahl kranker Mitarbeiter nimmt zu. Die Leistungsfähigkeit der Menschen nimmt ab. Psychische Probleme sind an der Tagesordnung. Hat ein Mitarbeiter Zeit, wird sofort geprüft, ob die Aufgaben, die er erfüllt, ggf. zu wenig sind. Ob sich
noch etwas optimieren lässt. Neue Zeitaufnahme, Arbeitsplatzbesichtigung und ggf. Änderung der Arbeitsplatzbeschreibung. Also verhält man sich dann doch besser unauffällig, dreht weiter am Rad und spielt seine Rolle einfach so gut, wie es geht.
Das Optimieren des Optimierten ist eine der größten Stolperfallen. Dabei wird das Mittelmaß in der Regel vergessen.
Bei Alliventi konnte man es sich eigentlich gar nicht leisten, noch lange auf Robert zu warten. Die Stelle war schon zu lange nicht besetzt. Doch betriebsrechtlich bestand noch keine Möglichkeit, die Situation zu verändern. Zumal Roberts Ärzte ein Wiedererwachen aus dem Koma für nicht unmöglich hielten. Doch von Tag zu Tag sank diese Chance. Es war bisher keine Besserung in Sicht. Und das wusste man mittlerweile auch bei Alliventi.
Ob Robert es körperlich schaffte, seine alten Aufgaben als Personalchef weiterhin zu erfüllen, wenn er aus dem Koma erwachte, das war eine spannende Frage, die auch niemand beantworten konnte. Die Ärzte waren zwar der Meinung, dass es im Gehirn keine Schädigungen gab, doch weitere Prognosen konnten nicht getroffen werden.
Sollte Robert einen komplett anderen Weg einschlagen?
Schon vor längerer Zeit war er von einem Headhunter angerufen worden, der ihm im Großraum Frankfurt eine besondere Gelegenheit angeboten hatte. Diese Chance bot sich nicht vielen Menschen. Doch Robert nahm sich nicht die Zeit, sich damit wirklich zu beschäftigen. Noch nicht einmal dafür nahm er sich Zeit.
Es handelte sich um ein Unternehmen, in dem weltweit ca. 1.050 Mitarbeiter tätig waren. Es war seit über 40 Jahren am Markt und galt als eine der innovativsten Firmen seiner Branche. In diesem Unternehmen zählte der Mensch. Hier war man sich noch dessen bewusst, dass der Mensch die Welt bewegt. Dass jeder Gedanke, der in die Tat umgesetzt wird, etwas ganz Großes erschaffen kann.
Robert hatte mit dem Geschäftsführer einer Zweigstelle dieses Unternehmens telefoniert. Und ein Spruch war ihm im Ohr geblieben, der wie folgt lautete: Herr Ballmer, was wir brauchen sind kreativ denkende Mitarbeiter. Wir stellen grundsätzlich keine Sachbearbeiter ein, die Dienst nach Vorschrift machen.
Innovation, Intuition, kundenorientiertes Handeln, Ent-scheidungsfreiheit, Eigenverantwortung, Flexibilität, Krea-tivität und Kollegialität, das ist uns wichtig. Das steht bei uns an oberster Stelle. Und Robert hatte das Gefühl, dass man dies in dieser Firma auch wirklich lebte. Der Erfolg gab ihnen Recht.
Egal in welcher Krise sich die Wirtschaft seit Gründung dieses Unternehmens der Baubranche befand, es schien dagegen resistent zu sein. Eine wirkliche Krise hatte dieses Unternehmen noch nicht kennengelernt. Die Flexibilität, die Anpassungsfähigkeit an jegliche Auswirkung von außen machte jeden einzelnen Standort zu einem enorm starken Glied dieser großen Firma. Wie ein starker Baum, der einen Orkan überstand, so stark war jedes einzelne Glied. Anpassungsfähig, robust, zu jeder Zeit offen für Neues und dadurch in stetigem Wachstum.
Alliventi hatte Ähnliches auch immer propagiert. Doch gelebt wurde etwas völlig anderes.
Robert hatte im Nachhinein oft darüber nachgedacht, warum er sich nicht eingehender mit einem Berufswechsel beschäftigt hatte. Es war wohl die eigene Bequemlichkeit. Die Bequemlichkeit, ein bekanntes Terrain verlassen zu
müssen. Nicht zu wissen, was auf einen zukommt. Nicht zu wissen, was diese Veränderung alles nach sich ziehen würde. Robert hatte es immer bewundert, wenn jemand mit über 40 noch einmal die Branche oder auch einen gut bezahlten Arbeitsplatz wechselte. Nur weil dieser Jemand eine neue
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