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Joyland

Titel: Joyland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Herausforderung der Fässer stellten. Ich stolperte hindurch und schwankte dabei wie ein Besoffener, ging aber nur einmal zu Boden. Tom blieb in der Mitte stehen, spreizte Arme und Beine, sodass er wie eine Papierpuppe aussah, und drehte sich einmal im Kreis.
    »Hör auf, du Trottel, du brichst dir noch den Hals!«, rief Erin.
    »Keine Angst«, sagte ich. »Da ist überall gepolstert.«
    Als Tom uns schließlich einholte, war er im Gesicht bis unter die Haarwurzeln rot. »Davon sind Gehirnzellen wach geworden, die in den letzten zwanzig Jahren geschlafen haben«, sagte er mit einem breiten Grinsen.
    »Ja, aber was ist mit denen, die dabei draufgegangen sind?«, sagte Erin.
    Als Nächstes kam der Schiefe Raum, und dahinter befand sich eine Spielhalle, in der Teenager Flipper und Skee-Ball spielten. Erin schaute eine Weile beim Skee-Ball zu, die Arme unter der Brust verschränkt. »Wissen die denn nicht, dass sie hier nur ausgenommen werden?«, sagte sie missbilligend.
    »Deswegen kommen die Leute ja her«, sagte ich. »Das ist der halbe Spaß.«
    Erin seufzte. »Und ich dachte, Tom wäre hier der Zyniker.«
    An der rückwärtigen Wand der Spielhalle hing unter einem leuchtend grünen Totenschädel ein Schild. Darauf stand: HIER BEGINNT DAS HORROR HOUSE! SCHWANGERE FRAUEN UND ELTERN MIT KLEINEN KINDERN BITTE DEN AUSGANG LINKS BENUTZEN.
    Wir betraten einen Vorraum, in dem schrille Schreie und lautes Gelächter vom Band widerhallten. Pulsierendes, rotes Licht strahlte eine Schiene und, dahinter, den Eingang zu einem schwarzen Tunnel an. Von tief im Inneren ertönte ein Grollen, Lichter zuckten, gefolgt von weiteren Schreien – dieses Mal nicht vom Band. Aus der Ferne klangen sie nicht besonders glücklich, aber wahrscheinlich waren sie es trotzdem. Manche zumindest.
    Eddie Parks, Betreiber der Geisterbahn und Boss vom Team Doberman, kam zu uns herüber. Er trug Wildlederhandschuhe, und sein Hundekäppi war so alt, dass es jegliche Farbe verloren hatte (wenn ein Lichtstrahl darüberglitt, wurde es allerdings jedes Mal blutrot). Er musterte uns abschätzig. »Muss ein verdammt langweiliger freier Tag sein.«
    »Wir wollten nur mal schauen, wie die unteren Zehntausend so leben«, sagte Tom.
    Erin schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln. Es wurde nicht erwidert.
    »Ihr wollt zu dritt in eine Gondel, hab ich recht?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Von mir aus. Aber denkt dran – für euch gelten dieselben Regeln wie für alle anderen auch: Behaltet eure verdammten Hände bei euch!«
    »Jawohl, Sir«, rief Tom und salutierte. Eddie sah ihn an, wie man vielleicht eine besonders seltene Käferart betrachtete, und stapfte zu seinem Steuerpult zurück – drei Schieber, die aus einem hüfthohen Podest ragten, und ein paar Knöpfe unter einer kleinen Klemmlampe, die ganz nach unten gebogen war, damit ihr nicht eben gespenstisches weißes Licht gedämpft wurde.
    »Bezaubernder Kerl«, murmelte Tom.
    Erin hakte sich bei Tom und mir unter und zog uns zu sich heran. »Kann den irgendwer leiden?«, fragte sie leise.
    »Nein«, sagte Tom. »Nicht mal das eigene Team. Er hat auch schon zwei von ihnen gefeuert.«
    Die Besucher hinter uns holten uns gerade ein, als ein Zug voller lachender Conies (und zwei weinenden Kindern, deren Eltern die Warnung in der Spielhalle hätten befolgen sollen) vor uns hielt. Erin fragte eines der Mädchen, ob es sehr gruselig gewesen sei.
    »Gruselig war nur, ihn dazu zu kriegen, dass er seine Finger bei sich behält«, sagte sie und stieß dann ein vergnügtes Kreischen aus, als ihr Freund sie erst auf den Hals küsste und sie dann in Richtung Spielhalle zog.
    Wir stiegen ein. Zu dritt war es in der Gondel, die für zwei gedacht war, ziemlich eng, und ich spürte nur zu deutlich, wie sich Erins Schenkel an meinen schmiegte und wie ihre Brust meinen Arm streifte. Plötzlich verspürte ich ein verräterisches, aber keineswegs unangenehmes Kribbeln. Ich möchte behaupten, dass die meisten Männer – von Tagträumen einmal abgesehen – vom Kinn aufwärts monogam sind. Unterhalb der Gürtelschnalle jedoch gibt es einen Rabauken, dem das alles scheißegal ist.
    »Hände in den Waaagen!«, brüllte Eddie Parks mit monotoner Stimme, der anzuhören war, wie sehr ihn das alles zu Tode langweilte – das völlige Gegenteil zu den fröhlichen Sprüchen von Lane Hardy. »Hände in den Waaagen! Wenn Sie ein Kind unter einem Meter dabeihaben, dann nehmen Sie es auf den Schoß, oder Sie steigen aus. Achten Sie auf den

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