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Joyland

Titel: Joyland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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drin?«
    Wir schüttelten beide den Kopf. »Um die Geisterbahn kümmert sich das Team Dobie«, sagte Tom.
    »Dann lasst uns das morgen nachholen. Wir alle drei zusammen in einer Gondel. Vielleicht sehen wir sie.«
    »Wir sollen an unserem freien Tag nach Joyland gehen, statt ihn am Strand zu verbringen?«, sagte Tom. »Das ist Masochismus vom Feinsten.«
    Dieses Mal stieß sie ihm den Zeigefinger in die Rippen. Ich wusste nicht, ob sie miteinander schliefen, aber ich glaube schon; sie waren sich körperlich bereits ziemlich nahegekommen. »Scheiß drauf! Als Angestellte haben wir freien Eintritt, und wie lange dauert die Fahrt? Fünf Minuten?«
    »Ein bisschen länger, glaube ich. Neun oder zehn. Plus die Zeit vorn in der Babyabteilung. Sagen wir, eine Viertelstunde insgesamt.«
    Tom ließ das Kinn auf ihren Kopf sinken und sah mich durch ein paar aufgewirbelte Strähnen hindurch an. »Scheiß drauf, sagt sie. Daran merkt man, auf was für ein vornehmes College sie gegangen ist. Bevor sie angefangen hat, mit den Mädels von der Verbindung rumzuhängen, hätte sie noch Scheibenkleister gesagt und es dabei belassen.«
    »An dem Tag, an dem ich anfange, mit einem Haufen magersüchtiger Schlampen rumzuhängen, kriech ich mir selbst in den Arsch und krepier!« Aus irgendeinem Grund gefiel mir diese Obszönität ohne Ende. Wahrscheinlich, weil Wendy eine solche Schlampe gewesen war. »Du, Thomas Patrick Kennedy, hast nur Schiss, wir könnten sie tatsächlich sehen, und dann müsstest du alles zurücknehmen, was du über Madame Fortuna, Gespenster und Ufos gesagt hast …«
    Tom hob die Hände. »Schon gut, ich gebe auf. Stellen wir uns eben an wie alle anderen Tölpel auch – Conies, meine ich – und fahren Geisterbahn. Aber ich muss darauf bestehen, dass wir das nachmittags machen. Ich brauche meinen Schönheitsschlaf.«
    »Das kannst du laut sagen«, sagte ich.
    »Das sagt der Richtige. Gib mir noch ein Bier, Jonesy.«
    Ich gab ihm noch ein Bier.
    »Erzähl uns, wie das mit den Stansfields gelaufen ist«, sagte Erin. »Sind sie in Tränen ausgebrochen und haben dich zum Helden erklärt?«
    Das kam der Wahrheit recht nahe, aber eingestehen wollte ich das nicht. »Die Eltern waren ziemlich cool. Die Kleine saß in einer Ecke, war in eine Filmzeitschrift vertieft und hat ›Ich sehe was, was du nicht siehst‹ gespielt.«
    »Red nicht um den heißen Brei herum«, sagte Tom. »Ist dabei wenigstens was für dich rausgesprungen?«
    Ich war noch völlig in Gedanken versunken – mich verfolgte die Vorstellung, das Mädchen, das ehrfürchtig die ganzen Berühmtheiten heruntergebetet hatte, könnte stattdessen mit Herzstillstand im Koma liegen. Oder in einem Sarg. Und weil ich abgelenkt war, sagte ich die Wahrheit. »Der Vater hat mir fünfhundert Dollar angeboten, aber ich hab sie ausgeschlagen.«
    Tom starrte mich fassungslos an. »Du hast was?«
    Ich betrachtete die Überreste des Marshmallows, den ich in Händen hielt. Inzwischen war er zerlaufen und klebte mir an den Fingern. Ich warf ihn ins Feuer – ich war sowieso satt. Außerdem genierte ich mich, und das verdarb mir endgültig die Laune. »Er hat gerade erst eine kleine Firma gegründet, und so, wie er davon erzählt hat, ist noch unklar, wie gut das laufen wird. Dabei hat er Frau und Kind, und das zweite ist schon unterwegs. Ich hatte den Eindruck, dass er es sich nicht leisten konnte, Geld zu verschenken.«
    »Er konnte sich das nicht leisten? Und was ist mit dir?«
    Ich blinzelte. »Was ist mit mir?«
    Bis heute weiß ich nicht, ob Tom ehrlich wütend war oder nur so tat. Ich glaube, anfangs hat er vielleicht nur so getan, aber dann wurde es ihm zunehmend ernst, als ihm dämmerte, was ich gemacht hatte. Ich habe keine Ahnung, aus was für einem Elternhaus er kommt, aber ich weiß, dass er von einem Gehaltsscheck zum nächsten lebte und keinen Wagen hatte. Wenn er mit Erin ausgehen wollte, lieh er sich meinen – und war sehr darauf bedacht, das Benzin zu bezahlen, das er verbrauchte. Geld war ihm wichtig. Ich hatte zwar nie den Eindruck, dass es ihn beherrschte, aber wichtig war es ihm auf jeden Fall.
    »Du kannst es dir gerade mal so leisten zu studieren, genauso wie Erin und ich auch, und die Arbeit in Joyland macht keinen von uns reich. Was ist nur los mit dir? Hat deine Mutter dich als Baby auf den Kopf fallen lassen?«
    »Jetzt mal halblang«, sagte Erin.
    Tom schenkte ihr keine Beachtung. »Willst du wirklich das ganze Herbstsemester früh aufstehen, damit

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