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Joyland

Titel: Joyland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Gespei, so ist ein Tor, der seine Narrheit wiederholt.« In jenem Herbst kehrte ich immer wieder zur Dark Side zurück und gönnte Floyd nur ab und an eine Ruhepause, wenn ich Jim Morrison lauschte, wie er »This is the end, my beautiful friend« anstimmte. Wirklich furchtbar, einundzwanzig zu sein – ich weiß, ich weiß.
    Wenigstens hielt mich Joyland auf Trab. In den ersten beiden Wochen, während der Park noch zeitweise geöffnet hatte, war Herbstputz angesagt. Fred Dean übertrug mir die Verantwortung für einen kleinen Trupp von Hilfskräften, und bis das Schild BIS ZUR NÄCHSTEN SAISON GESCHLOSSEN vor den Toren aufgestellt wurde, hatten wir jeden Rasen gerecht und gemäht, jedes Blumenbeet winterfertig gemacht und jede Bude und jeden Trailer von oben bis unten geschrubbt. Im Hinterhof schraubten wir aus vorgefertigten Wellblechteilen einen Verschlag zusammen, in dem die Imbisswagen (die im Jargon »Fresskarren« genannt wurden) im Winter untergestellt wurden, jede fahrbare Popcorn-, Eiscreme- und Hotdogbude sorgfältig mit einer grünen Plane abgedeckt.
    Als die Tagelöhner zur Apfelernte in Richtung Norden aufbrachen, ging ich zusammen mit Lane Hardy und Eddie Parks, dem übellaunigen Veteranen, der während der Saison das Horror House betrieb (und das Team Doberman leitete), daran, den übrigen Park winterfest zu machen. Wir hatten das Wasser aus dem Brunnen an der Kreuzung Joyland Avenue und Hound Dog Way abgelassen und wollten gerade – was weit aufwendiger war – mit Captain Nemo's Splash & Crash weitermachen, da schaute auf einmal Mr. Easterbrook vorbei. Er trug seinen schwarzen Anzug und war offensichtlich reisefertig.
    »Ich fahre heute Abend nach Sarasota«, erklärte er uns. »Brenda Rafferty wird mich wie immer begleiten.« Er lächelte und bleckte dabei sein Pferdegebiss. »Aber erst mache ich meine Runde durch den Park, um mich bei allen zu bedanken. Bei denen, die noch hier sind jedenfalls.«
    »Ich wünsche Ihnen einen wundervollen Winter, Mr. Easterbrook«, sagte Lane.
    Eddie murmelte etwas, was wie »heilige Scheiße« klang, aber wahrscheinlich hieß es »gute Reise«.
    »Vielen Dank für alles«, sagte ich.
    Er schüttelte uns allen die Hand, und ich war als Letzter an der Reihe. »Ich hoffe, ich sehe Sie nächstes Jahr wieder, junger Mann. Wenn ich mich nicht täusche, liegt Ihnen die Schaustellerei im Blut.«
    Aber er sah mich im nächsten Jahr nicht wieder – niemand sah ihn wieder. Mr. Easterbrook starb am Neujahrstag in seiner Wohnung am John Ringling Boulevard, weniger als eine halbe Meile vom Winterquartier des berühmten Zirkusses entfernt.
    »Verrücktes Rabenaas«, sagte Parks und schaute Easterbrook nach, der zu seinem Wagen schritt, wo Brenda bereitstand, um ihm hineinzuhelfen.
    Lane sah Parks lange mit ausdrucksloser Miene an. »Du hältst lieber die Klappe, Eddie«, sagte er schließlich.
    Eddie hielt die Klappe. Was wahrscheinlich eine weise Entscheidung war.
    *
    Eines Morgens, als ich mit meinem Croissant zum Park schlenderte, lief der Russell-Terrier runter zum Strand und nahm mich endlich einmal näher in Augenschein.
    »Milo, komm sofort zurück!«, rief die Frau.
    Milo wandte sich zu ihr um und sah mich dann mit seinen klugen schwarzen Augen an. Aus einer Laune heraus riss ich ein Stück von meinem Gebäck ab und hielt es ihm hin. Milo kam wie der Blitz angerannt.
    »Füttern Sie ihn ja nicht!«, rief die Frau barsch.
    »Ach Mama, krieg dich wieder ein«, sagte der Junge.
    Milo hörte sie und wagte sich nicht an das Croissant … aber er hockte sich hin und hob beide Vorderpfoten. Ich gab ihm den Bissen.
    »Ich mach das auch nicht wieder«, sagte ich, während ich mich wieder aufrichtete. »Aber wenn er schon so lieb Männchen macht.«
    Die Frau schnaubte verächtlich und wandte sich wieder ihrem Buch zu, das ziemlich dick war und schwierig aussah. »Wir füttern ihn andauernd«, rief der Junge. »Er nimmt auch nicht zu, weil er so viel rumrennt.«
    Ohne von ihrem Buch aufzublicken, sagte die Mama: »Was habe ich dir gesagt, Mike? Du sollst nicht mit fremden Leuten reden!«
    »Aber das ist doch kein Fremder mehr – den sehen wir doch jeden Tag«, entgegnete der Junge. Klang vernünftig, jedenfalls aus meiner Warte.
    »Ich heiße Devin Jones«, sagte ich. »Ich wohne ein Stück den Strand runter. Und arbeite in Joyland.«
    »Dann wollen Sie bestimmt nicht zu spät kommen.« Immer noch ohne aufzublicken.
    Der Junge sah mich an und zuckte mit den Achseln – was soll

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