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Joyland

Titel: Joyland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Raum mit den Fässern und der Brücke. Ich öffnete ihn und legte mit dem Handballen sämtliche Schalter um. Eigentlich hätte die Geisterbahn bei voller Beleuchtung ihren geheimnisvollen Nimbus verlieren müssen, aber aus irgendeinem Grunde war das nicht der Fall. Die Ecken und Winkel lagen immer noch in tiefer Dunkelheit, und ich hörte den Wind, der an jenem Morgen ziemlich stark war, über die dünnen Holzwände des Gebäudes streichen und an einem lockeren Brett rütteln. Ich nahm mir vor, später danach zu suchen und es zu reparieren.
    Ich trug den Drahtkorb, der saubere Lappen und eine riesige Büchse Turtle Wax enthielt, durch den Schiefen Raum – der außer Betrieb war und nach steuerbord wegkippte – in die Spielhalle. Als ich an den Skee-Ball-Automaten vorbeikam, sah ich Erin vor mir, wie sie missbilligend fragte: Wissen die denn nicht, dass sie hier nur ausgenommen werden? Bei der Erinnerung daran musste ich lächeln, aber mein Herz klopfte wie verrückt. Warum? Weil ich genau wusste, was ich tun würde, sobald ich meine Arbeiten erledigt hatte.
    Die Gondeln standen, zwanzig an der Zahl, in Reih und Glied an der Rampe. Weiter vorn war der Tunnel, der in das Innere führte, vom weißen Licht zweier Neonlampen hell erleuchtet – die Stroboskoplampen waren natürlich ausgeschaltet. Alles sah viel nüchterner aus als sonst.
    Ich war mir ziemlich sicher, dass Eddie die Gondeln den ganzen Sommer über nicht ein einziges Mal abgerieben hatte, was bedeutete, dass ich sie erst einmal waschen musste. Was wiederum bedeutete, dass ich erst einmal Seifenpulver aus dem Vorratsschuppen holen und eimerweise Wasser vom nächsten funktionierenden Hahn herschleppen musste. Nachdem alle zwanzig Gondeln sauber waren, wäre Zeit für eine Pause gewesen, aber ich beschloss durchzuarbeiten, anstatt rüber zum Hinterhof oder runter in die Abdeckerei zu gehen und einen Kaffee zu trinken. Hier wie dort würde ich möglicherweise Eddie begegnen, und im Moment hatte ich die Schnauze voll von seiner Griesgrämigkeit. Stattdessen machte ich mich also daran, die Gondeln zu polieren. Ich trug das Wachs dick auf und rieb es dann ab, eine Gondel nach der anderen, bis sie im Schein der Neonlampen wie neu glänzten. Worauf die abenteuerlustigen Besucher allerdings bestimmt nicht achten würden, wenn sie sich in den Zug hineindrängten, um sich neun Minuten lang zu gruseln. Als ich fertig war, waren meine Handschuhe hinüber. Ich würde mir in der Eisenwarenhandlung im Ort neue kaufen müssen, und die guten waren nicht gerade billig. Ich malte mir spaßeshalber Eddies Reaktion aus, wenn ich ihn um das Geld dafür bitten würde.
    Ich bunkerte den Korb mit den schmutzigen Lappen und der – inzwischen fast leeren – Büchse Turtle Wax in der Spielhalle neben dem Ausgang. Es war zehn nach zwölf, aber in dem Moment stand mir der Sinn nicht nach Essen. Ich streckte und reckte meine Arme und Beine und stapfte schließlich zur Rampe zurück. Dort blieb ich stehen und bewunderte die Gondeln, die im Lampenschein funkelten, und folgte dann dem Gleis hinein in das eigentliche Horror House.
    Als ich am Schreienden Schädel vorbeikam, musste ich mich ducken, obwohl er hochgeklappt war und in seiner Ausgangsstellung verharrte. Dahinter befand sich das Verlies, wo die talentierten Schauspieler von Eddies Team Doberman sich – meist erfolgreich – bemüht hatten, Kinder jeden Alters in Angst und Schrecken zu versetzen. Hier konnte ich mich wieder aufrichten, da der Raum eine hohe Decke hatte. Meine Schritte hallten vom Holzboden wider, der so angemalt war, dass er wie aus Stein aussah. Ich konnte meinen Atem hören – er klang rau und trocken. Ich hatte Angst, okay? Tom hatte mich ermahnt, ich solle mich von der Geisterbahn fernhalten, aber Tom bestimmte genauso wenig über mein Leben wie Eddie Parks. Ich hatte die Doors, und ich hatte Pink Floyd, aber ich wollte mehr. Ich wollte Linda Gray.
    Zwischen dem Verlies und der Folterkammer führte die Schiene abwärts und beschrieb eine zweifache S-Kurve, wo der Zug beschleunigte und die Fahrgäste hin und her schüttelte. Geisterbahnen sind zwar dafür berüchtigt, dass es in ihnen dunkel ist, aber dieser Streckenabschnitt war der einzige, wo es wirklich stockfinster war. Hier musste der Mörder dem Mädchen die Gurgel durchgeschnitten und ihre Leiche aus der Gondel geworfen haben. Wie schnell er dabei vorgegangen und wie sicher er sich seiner Sache gewesen sein musste! Hinter der letzten Kurve wurden die

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