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Joyland

Titel: Joyland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gewesen waren. Und jedes Mal, wenn er sich an einer Strebe den Kopf anschlug, hatte er lauthals Paps Allen verflucht, unseren unerschrockenen Teamleiter.
    »Haust du ab?«, fragte ich.
    »Voll ins Schwarze, mein Guter. Morgen früh um acht geht mein Zug nach Philly. Ich gönne mir eine Woche zu Hause, und dann fängt die Schinderei wieder an.«
    »Schön für dich.«
    »Erin muss noch ein paar Sachen erledigen, aber wir treffen uns heute Abend in Wilmington. Ich hab uns ein nettes kleines Zimmer mit Frühstück gebucht.«
    Ich spürte leise Eifersucht in mir aufsteigen. »Klingt gut.«
    »Wir meinen's wirklich ernst«, sagte er.
    »Ich weiß.«
    »Versprich mir eins, Dev – melde dich, und zwar bald. Die meisten Leute sagen das nur so, aber mir liegt wirklich was dran.« Er hielt mir die Hand hin.
    Ich schlug ein und schüttelte sie. »Keine Angst, so schnell wirst du mich nicht los. Tom, du bist in Ordnung, und Erin ist sowieso außer Konkurrenz. Pass bloß auf sie auf.«
    »Nur zu gern.« Er grinste. »Im Frühjahrssemester wechselt sie an die Rutgers. Ich hab ihr sogar schon das Kampflied der Scarlet Knights beigebracht. Du weißt schon – ›Upstream, Redteam, Redteam, Upstream …‹«
    »Klingt kompliziert«, sagte ich.
    Er drohte mir mit dem Finger. »Mit Sarkasmus hat es noch keiner weit gebracht, mein Junge. Außer du willst fürs Mad- Heft schreiben.«
    »Könnt ihr euch mit eurer Verabschiedung vielleicht ein bisschen beeilen und die Tränen auf ein Minimum beschränken?«, rief Dottie Lassen herüber. »Jonesy, du hast noch einen Auftritt.«
    Tom wandte sich zu ihr um und breitete die Arme aus. »Dottie, ich liebe dich! Wie sehr ich dich vermissen werde!«
    Sie schlug sich auf den Hintern, um ihm zu zeigen, wie sehr sie das rührte, und konzentrierte sich wieder auf das Kostüm, das sie gerade ausbesserte.
    Tom reichte mir einen Zettel. »Meine Heimatadresse, meine Uniadresse und beide Telefonnummern. Ich rechne fest damit, dass du dich meldest.«
    »Mach ich.«
    »Und du willst wirklich ein ganzes Jahr opfern, in dem du Bier trinken und Mädels flachlegen könntest, nur um hier in Joyland Farbe abzukratzen?«
    »Jau.«
    »Bist du verrückt?«
    Darüber musste ich erst einmal nachdenken. »Wahrscheinlich. Ein bisschen. Aber das wird wieder.«
    Ich war völlig verschwitzt, aber obwohl er saubere Klamotten anhatte, umarmte er mich. Dann marschierte er in Richtung Tür, nur um Dottie im Vorbeigehen einen Kuss auf die faltige Wange zu drücken. Sie konnte ihn nicht ausschimpfen, weil sie gerade den Mund voller Nadeln hatte, jagte ihn aber mit einer unwilligen Handbewegung davon.
    An der Tür drehte er sich ein letztes Mal zu mir um. »Noch einen guten Ratschlag, Dev. Geh nicht ins …« Er schloss mit einer Kopfbewegung, und ich wusste genau, was er meinte: Horror House. Dann war er weg, in Gedanken wahrscheinlich schon bei Erin und seinen Eltern, bei Erin und dem Wagen, den er kaufen wollte, bei Erin und dem kommenden Semester. Und bei Erin. Upstream, Redteam, Upstream, Redteam. Im nächsten Frühjahrssemester würden sie es gemeinsam singen können. Ach was, sie konnten es schon heute Nacht singen, wenn sie wollten. In Wilmington. Gemeinsam. Im Bett.
    *
    Im Park gab es keine Stechuhr; unser Kommen und Gehen wurde von unseren Teamleitern überwacht. Nach meinem letzten Auftritt als Howie an jenem ersten Montag im September brummte Paps Allen, ich solle ihm meine Zeitkarte bringen.
    »Ich hab noch eine Stunde«, sagte ich.
    »Nee, vorn am Tor wartet jemand, der dich nach Hause begleitet.« Ich ahnte, wer dieser Jemand war. Es war nur schwer zu glauben, Paps könnte in der zusammengeschrumpelten Rosine, die bei ihm als Herz durchging, eine Schwäche für irgendjemand haben, aber das hatte er, und zwar für Miss Erin Cook.
    »Du weißt, wie's morgen läuft?«
    »Von sieben Uhr dreißig bis um sechs.« Und kein Fell. Ein Segen!
    »In den ersten beiden Wochen stehst du unter meiner Fuchtel, und danach hau ich ab ins sonnige Florida. Dann ist Lane Hardy für dich verantwortlich. Und Freddy Dean vielleicht, falls ihm auffällt, dass du noch hier rumrennst.«
    »Schon klar.«
    »Gut. Ich zeichne jetzt deine Karte ab, dann hast du Feierabend. Und noch was, Jonesy: Sag dem Mädel, sie soll mir ab und an 'ne Postkarte schicken. Ich werd sie vermissen.«
    Da war er nicht der Einzige.
    *
    Erin hatte ebenfalls die ersten Schritte raus aus dem Leben in Joyland und zurück in die Realität getan. Verschwunden waren die

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