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Joyland

Titel: Joyland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Krankenhaus geboten hatten, vielleicht völlig umsonst gewesen war.
    Klar, während der Saison traf Joyland gern besondere Vorkehrungen für die Blinden und die Lahmen – was heute »Kinder mit besonderen Bedürfnissen« genannt wird –, aber die Saison war vorbei. Würde die zweifellos äußerst kostspielige Versicherungspolice des Parks auch dann greifen, wenn Mike Ross im Oktober etwas zustieß? Ich konnte vor mir sehen, wie Fred Dean den Kopf schüttelte, als ich ihm mein Anliegen vortrug – es tue ihm ja leid, aber …
    *
    Der Morgen war kühl, und es wehte ein starker Wind, also hatte ich den Wagen genommen und ihn dann neben Lanes Pick-up abgestellt. Es war noch früh, und in Abschnitt A, wo für fünfhundert Autos Platz war, standen jetzt nur unsere beiden Fahrzeuge. Die Herbstblätter taumelten über den Asphalt und machten dabei ein insektenhaft sirrendes Geräusch, das mich an die Spinnen in meinem Traum erinnerte.
    Lane saß auf einem Gartenstuhl vor Madame Fortunas Bude (die bald zerlegt und den Winter über eingelagert werden würde) und aß einen Bagel, der großzügig mit Frischkäse bestrichen war. Die Melone saß ihm wie üblich schief auf dem Kopf, und hinter einem der Ohren war eine Zigarette geparkt. Allerdings trug er im Unterschied zu sonst eine Jeansjacke. Ein weiterer Hinweis – wenn ich denn einen gebraucht hätte –, dass unser Altweibersommer vorbei war.
    »Jonesy, mein Bester, du siehst einsam aus. Möchtest du einen Bagel? Ich hab einen übrig.«
    »Gern. Kann ich was mit Ihnen bereden, während ich esse?«
    »Willst du mir deine Sünden beichten? Setz dich, mein Sohn.« Er deutete zur Wahrsagerbude, an der noch zwei weitere Gartenstühle lehnten.
    »Ich hab nichts verbrochen«, sagte ich, klappte einen Stuhl auf und ließ mich darauf nieder. Dann nahm ich die braune Tüte entgegen, die er mir hinhielt. »Aber ich hab ein Versprechen abgegeben, und jetzt befürchte ich, dass ich es vielleicht nicht halten kann.«
    Ich erzählte ihm von Mike, und wie ich seine Mutter überredet hatte, ihn in den Park gehen zu lassen – keine einfache Aufgabe angesichts ihrer labilen emotionalen Verfassung. Ich schloss damit, wie ich mitten in der Nacht aufgeschreckt sei, fest davon überzeugt, dass Fred Dean das niemals erlauben würde. Nur den Traum, der mich aus dem Schlaf gerissen hatte, erwähnte ich nicht.
    »Und?«, sagte Lane, nachdem ich fertig war. »Ist sie ein steiler Zahn? Die Mama?«
    »Na ja, das schon. Sogar ziemlich. Aber das ist nicht der Grund …«
    Er tätschelte mir die Schulter und schenkte mir ein gönnerhaftes Lächeln, auf das ich gut hätte verzichten können. »Alles klar, Jonesy, alles klar.«
    »Lane, sie ist zehn Jahre älter als ich!«
    »Okay, und wenn ich einen Dollar für jede Mieze hätte, mit der ich ausgegangen bin und die zehn Jahre jünger als ich war, dann könnte ich mir damit in Heaven's Bay bei Hanratty's ein ordentliches Steak spendieren. Das Alter, Jonesy? Das sind nur Zahlen.«
    »Großartig. Danke für den klugen Spruch. Verraten Sie mir lieber, ob ich Scheiße gebaut hab, dem Jungen zu versprechen, er könnte in den Park kommen und mit dem Spin und dem Karussell fahren.«
    »Du hast Scheiße gebaut«, sagte er, und mir rutschte schon das Herz in die Hose. Dann hob er den Finger. » Aber. «
    »Aber?«
    »Habt ihr schon einen Termin für euren kleinen Ausflug festgelegt?«
    »Nichts Genaues. Ich hätte da so an Donnerstag gedacht.« Mit anderen Worten: bevor Erin und Tom hier auftauchten.
    »Donnerstag ist nicht gut. Freitag auch nicht. Ist der Kleine mit der hübschen Mama nächste Woche immer noch hier?«
    »Ich glaube schon, aber …«
    »Dann nehmt ihr am besten Montag oder Dienstag.«
    »Warum so lange warten?«
    »Wegen der Zeitung.« Er sah mich an, als wäre ich der größte Trottel auf Erden.
    »Zeitung …?«
    »Das Lokalblatt. Das erscheint jeden Donnerstag. Wenn deine neuste Lebensrettungsaktion auf der Titelseite prangt, hast du bei Freddy Dean wieder was gut.« Lane warf den Rest seines Bagels in den nächstbesten Abfalleimer – zwei Punkte – und hob dann die Hände, als würde er damit die Schlagzeile einer Zeitung einrahmen. »Kommen Sie nach Joyland! Wir verkaufen nicht nur Spaß, wir retten auch Leben! « Er lächelte und schob die Melone auf die andere Seite. »Unbezahlbare Reklame. Fred wird dir was schuldig sein. Du musst ihn nur ganz freundlich daran erinnern.«
    »Woher soll die Zeitung das überhaupt erfahren? Eddie Parks

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