Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Gläsern griffen und tranken.
    Ihr sollt euch nicht vor Angst besaufen! Werdet ihr wohl für mich in den Kampf ziehen, ihr Bauern?!
    Dominic wollte die Wirkung seiner Worte nicht verpuffen lassen. »Was habt Ihr, Messieurs?«
    »Franzmann, überlass das uns«, grantelte ein Spieler undschaute weiterhin auf seine Karten. Schniefend zog er die Nase hoch. »Wir sagen dir auch nicht, was du mit den Revolutionären zu tun hast.«
    »Es ist ein Unterschied, ob die Revolution viele Meilen von euch entfernt tobt oder euch ein Werwolf auf dem Nachhauseweg die Kehle zerbeißt«, warf Dominic inständig ein. »Ich möchte euch nicht zu nahe treten …«
    »Zu nahe treten? Geh, das kannst freilich nicht. Du sitzt ja da hinten, im Eck«, brummelte er und legte eine Karte aus; dieses Mal lachte niemand.
    »… aber tut etwas gegen die Bestien! Noch heute. Ihr habt ihre hungrigen Stimmen ebenso vernommen wie ich. Ich sehe bald die ersten Toten in Hohenlinden.«
    Die Reisegruppe tuschelte, zwei Männer prüften ihre Pistolen.
    Dominic verzog das Gesicht.
    Habe ich wohl die Falschen damit beeindruckt.
    Das Heulen kam näher, und er klammerte sich mit der Rechten an den Dolchgriff.
    Seine Geschichte hatte trotzdem Spuren hinterlassen. Die Kartenspieler packten ihre Sachen zusammen und machten sich auf den Heimweg. Die Reisegruppe wiederum drängte den am Tisch sitzenden Kutscher dazu, den Pferdewechsel zu beschleunigen. Die Damen verschwanden durch eine weitere Tür, die Herren begleiteten sie.
    Leider denken sie nicht einmal daran, sich zu bewaffnen und die Loup-Garous zu erlegen.
    »Es kommt noch schlimmer! Wer von einem Werwolf gebissen wird und überlebt, muss sich in einen von ihnen verwandeln! Soll Hohenlinden zu einem Hort der Bestien werden?«, versuchte Dominic, ein noch gefährlicheres Bild zu malen. »Wartet nicht, sondern …«
    »Halt die Gosch’n, Franzmann, oder es setzt was«, wurde ervom Grantler angefahren, bevor der Mann das Wirtshaus verließ. »Wölf’ san Wölf’, Schluss, aus.«
    Der Schankraum leerte sich. Das wütende Hundegebell im Dorf wollte nicht mehr verstummen, Ketten klirrten.
    Dominic graute es davor, das Gasthaus am frühen Morgen zu verlassen, um sich in die Scheune tief unter das Stroh zu verkriechen. Jetzt, wo er das Heulen gehört hatte, wollte er nur weg.
    Ich bin nicht mehr sicher.
    Es war soeben beschlossene Sache geworden, dass er sich auf die Kutsche schmuggelte, mit der die Reisenden unterwegs waren. Wenn er sich nicht sehr getäuscht hatte, lautete das Ziel Wien. Er würde unaufhörlich tiefer in den Osten gelangen.
    Dominic sah sich bald schon alleine in der Stube und verabschiedete sich mit einem Nicken und einer Goldmünze vom schlecht gelaunten Wirt, dem er das Geschäft gründlich verdorben hatte. Das Geldstück würde den Verlust aufwiegen.
    Er verließ das Haus, auch wenn ihm nicht wohl war dabei. Die Wände und die Decke vermittelten Schutz, im Freien fühlte er sich angreifbar.
    Die Straße führte dicht an ihm vorbei, auf der anderen Seite befanden sich die Stallungen, in denen Licht brannte. Dominic sah sich um. Vor Hohenlinden lagen die verschneiten, hellen Felder, und dahinter erhob sich weit draußen finster der Waldrand. Die eisig kalte Luft roch nicht nach Wolf.
    Gut!
    Er hastete über die Straße zu den Ställen, wo gerade das letzte Pferd angespannt wurde. Vier Tiere würden das Gefährt gen Osten ziehen; die Knechte hatten die Räder auf das Dach gepackt und sie gegen Kufenschienen ausgetauscht, um die Weiterreise durch den Schnee zu erleichtern.
    Dominic strich um die Kutsche und suchte unauffällig nach einer Nische, in der er Unterschlupf fand. Man beachtete ihn nicht.
    In einem großen Koffer womöglich?
    Er wurde nervös, weil die Vorbereitungen so gut wie abgeschlossen waren. Schritte und Stimmen erklangen von draußen, Schnee knirschte.
    Ich will nicht hierbleiben!
    Weil er kaum mehr klar denken konnte und die Angst immer größer wurde, rutschte er in einem passenden Moment unter die umgebaute Kutsche und hielt sich an den Querstreben fest. Unterwegs wollte er nach oben klettern und sich auf die Außenablage setzen, bis ihm etwas Besseres in den Sinn gekommen wäre.
    Besser, als gar nicht wegzukommen.
    Die Reisegruppe stieg ein, wie er an den Schuhen sah und an dem Wippen der Kutsche merkte. Eine Peitsche knallte, und es ging los.
    Das gleichmäßige Klingeln der Glöckchen am Pferdegeschirr und das ununterbrochene Rauschen der Kufen hatten etwas Eintöniges,

Weitere Kostenlose Bücher