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Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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nun eifersüchtig werden?«, neckte sie Anjanka und fasste sie an den Händen, zog sie zu sich heran und küsste sie lange auf den Mund.
    »Lass uns gehen«, raunte Sandrine.
    »Sie wollte
dich
sehen. Nicht mich.«
    »Wir zwei sind eins, Geliebte.« Sandrine hielt Anjankas Hand fest und zog sie mit sich.
    Die Frauen eilten aus dem Palast und über den zugewachsenen Hof. Durch die vier Schritt hohe Rosenhecke führte ein schmaler Pfad. Sie mussten achtgeben, damit das schöne Kleid nicht an den Dornen hängen blieb und zerriss.
    Octavius stand in der Tür und erwartete sie bereits. Zum ersten Mal waren seine Blicke nicht derlei stechend wie sonst, sondern wurden durch Bewunderung gemildert.
    Oh, nein. Ich kenne diese Art von Blicken.
    Wenn Sandrine es nicht besser wüsste, hätte sie angenommen, der kahle Hüne wäre in sie verliebt. Schnell sah sie zu Anjanka. Auf deren Gesicht konnte sie die Eifersucht ablesen. Sandrine drückte ihre Hand fester, um sie zu beruhigen.
    Das ist verrückt!
    In der ganzen Zeit, in der sie zusammen gewesen waren, hatte die Eifersucht Sandrine zugesetzt. Auf einmal hatte sich die Lage gedreht.
    »Ich wusste, dass dir das Kleid steht wie keiner anderen. Du siehst aus, als würdest du auf einen Thron gehören«, begrüßte Octavius sie und deutete sogar eine leichte Verbeugung vor ihr an. »Kommt herein. Baronin Metunova ist schon unten.«
    Sie betraten den Turm, der nicht einmal ansatzweise mit der Opulenz des Palastes mithalten konnte. Er erinnerte Sandrine an ihre vielen Notunterkünfte, in die sie auf ihrer Reise geschlüpft waren.
    Die Baronin saß auf einem einfachen Stuhl am Herd. Auf ihrem Kopf türmte sich eine sorgfältig gepflegte Weißhaarperücke. Sie wirkte alt, und sie roch so, als sei der Verfall in ihrem Innern längst weiter fortgeschritten. Aber sie besaß eine anmutige Ausstrahlung, und die Züge waren einmal sehr hübsch gewesen.
    »Guten Abend, die Damen.« Sie deutete auf den Stuhl neben sich. »Sandrine, bitte setz dich zu mir. Anjanka, warte draußen.«
    »Sie bleibt«, widersprach Sandrine sofort. Sie hatte die Hand ihrer Geliebten nicht losgelassen. »Baronin, sie weiß sehr viel zu erzählen über mich und über das, was wir alles erlebt haben. Mit ihr zusammen können wir klären, welcher Sorte Vampir ich angehöre.«
    Octavius ging um sie herum und stellte sich schräg neben Metunova; sein Blick hatte die stechende Schärfe zurückerhalten. Er schien mit dem Verhalten seiner Gäste nicht einverstanden zu sein.
    Metunova seufzte. »Meinetwegen.« Sie winkte Sandrine zu sich. »Auch wenn dir das Kleid sehr gut steht, zieh es aus.«
    Sandrine lachte auf.
    Das kann sie nicht ernst gemeint haben?! Wieso …
    »Das ist kein Scherz, meine blonde Schönheit«, sagte sie scharf. »Runter mit dem Kleid. Ich muss nach dem Mal suchen, das du auf deinem Leib trägst.«
    »Ein Mal?«, wunderte sich Sandrine.
    »Es wäre mir aufgefallen, Exzellenz«, fügte Anjanka sofort hinzu.
    Metunova grinste. »Es ist mir bewusst, dass du jede Stelle an ihr genau kennst, doch du achtest auf andere Dinge.« Sie ließ sich von dem Murony einen Schluck Wein einschenken. »Da du mir kein Vertrauen entgegenbringst, erkläre ich dir jetzt, was ich getan hätte.«
    Sie hat mich auf die Probe gestellt.
    Sandrine mahnte sich selbst, es sich nicht mit Metunova zu verderben, sonst würden sie auch bei Octavius in Ungnade fallen und den Palast verlassen müssen. Dabei musste sie von ihm noch viel lernen.
    »Eine jede Sorte Vampir gehört einem Dämon«, eröffnete die Baronin.
    Sandrine sog laut die Luft ein.
    Daher die Angst vor Kreuzen!
    »Wir wissen noch nicht genau, wie es vonstattengeht, aber es ist so. Als Zeichen der Zugehörigkeit trägt jede Vampirart ein Mal an sich, irgendwo am Körper.«
    Ein Brandmal wie bei einem Vieh,
huschte es durch Sandrines Kopf.
    »Und anhand dieses Mals kann ich erkennen, was du bist«, schloss Metunova kühl. »Mehr musst du nicht wissen. Jetzt entkleide dich, damit wir nach dem Zeichen suchen können.«
    »Ich helfe dir«, flüsterte Anjanka und löste die Riemchen, den Gürtel und alles, was den Stoff an Sandrine hielt. Gleich einem Vorhang fiel das Gewand um ihre Füße.
    Metunova verlangte, dass sie sich drehte und die Arme spreizte, während sie aufstand. »Ein schöner Körper«, sagte sie und trat so dicht an Sandrine heran, dass nicht mal mehr ein gefaltetes Blatt Papier zwischen sie gepasst hätte. »Früher hatte ich einen ebensolchen wie

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