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Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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du.«
    Sandrine fühlte Unwohlsein und Erniedrigung. Die Anwesenheit von Anjanka gab ihr zumindest Sicherheit, doch am liebsten hätte sie sich wieder angezogen.
    Es ist Fleischbeschau.
    Sie vermied es, zu Octavius zu sehen, dessen Blicke sie noch intensiver auf sich spürte. Die sanften Hände der Baronin fuhren über jede Stelle ihres Körpers. Sie musste sich nach vorne beugen und die absonderlichsten Verrenkungen machen, damit dasLicht überall hinfiel. Selbst der feine, helle Flaum ihrer Scham wurde sachte, zärtlich durchwühlt. Bei Anjanka hätte Sandrine die Berührungen genossen.
    Metunova trat vor sie, ihr faltiges Gesicht war nachdenklich. »Ich kann nichts erkennen«, sagte sie voller Verwunderung und berührte die langen blonden Haare. »Möglicherweise ist es auf deiner Kopfhaut.«
    »Die Haare bleiben«, sagte Sandrine und beugte den Nacken. »Ihr könnt auch auf diese Weise suchen, Exzellenz.« Sie hatte die Baronin zuvor nicht ein einziges Mal mit einem Titel bedacht.
    »Ich kann nicht von dir verlangen, dir eine Glatze scheren zu lassen«, entgegnete Metunova bedächtig. »Aber es würde die Suche vereinfachen.«
    »Nein, Exzellenz. Anjanka hilft euch, denn meine blonden Haare sind mir zu lieb und zu teuer.« Sie kniete sich auf die Dielen.
    Zwanzig Finger tasteten auf ihrem Kopf herum, strähnenweise wurden ihr die Haare zur Seite gelegt und die Haut darunter begutachtet, während Sandrine ausharrte. Nackt und mit gesenktem Haupt.
    Ich komme mir vor wie eine Büßerin. Oder eine Angeklagte.
    »Nichts«, stieß die Baronin nach vielen Minuten aus. »Kann das sein?« Sie drückte Sandrines Kinn in die Höhe und funkelte sie böse an. »Hältst du uns zum Narren? Du verbirgst es vor uns!«
    »Wie könnte ich das? Ich wusste nicht einmal, dass ich ein solches Mal besitze!« Sandrine war überrumpelt und zugleich enttäuscht. Sie wollte endlich wissen, was sie war und was es genau mit dem Zeichen auf sich hatte.
    Metunova gab ihr Anweisung, sich wieder anzuziehen. »Ich verstehe das nicht«, murmelte sie. »Ich habe noch nie eine Upira oder einen Upir getroffen, der keinem Dämon angehörte.«
    »Ich verstehe es ebenso wenig«, merkte Octavius an.
    »Mir ist nichts aufgefallen«, steuerte Anjanka bei und half ihrer Geliebten in das Kleid zurück. »Du bist makellos.« Rasch gab sie ihr einen aufmunternden Kuss auf die Wange.
    Sandrine lächelte dankbar.
    Makellos – und ohne Herkunft.
    Metunova stand auf und und ging die Treppen hoch. »Nach oben. Da ist es gemütlicher.«
    Octavius, Sandrine und Anjanka folgten ihr in den zweiten Stock und gelangten in die Wohnräume. Sie waren mit Möbeln aus dem Palast eingerichtet, die dem tristen Turm ein wenig Glanz und Behaglichkeit verliehen. Auf dem Tisch standen eine Karaffe mit dunkelrotem Wein und vier Gläser.
    Metunova setzte sich auf einen gepolsterten roten Sessel und füllte sich ein Glas, trank vom Wein. Sie legte Zeige- und Mittelfinger gegen die Schläfe. »Erzählt mir, welche Gaben unser Mysterium auf zwei Beinen hat. Was vermag Sandrine zu tun? In was kann sie sich verwandeln, was kann sie manipulieren?«
    »Flüche bringen«, sagte Anjanka und blieb neben ihrer Geliebten stehen. Octavius nahm auf einem zweiten Sessel Platz und blickte aus dem Fenster. »Und sie saugt ihren Opfern das Blut wie eine Judastochter aus.«
    »Ich hasse Kreuze«, fügte Sandrine hinzu. »Ich bin schnell und außerordentlich stark, wenn ich will.« Dann schwiegen beide.
    Es schien Metunova nicht auszureichen. »Mehr wisst ihr nicht? Das genügt kaum, um es einzugrenzen. Es kommen mehrere Spezies in Frage«, sagte sie prompt. »Wir brauchen etwas Außergewöhnliches.«
    »Aber wie kann ich das erreichen, wenn ich nicht weiß, wozu ich imstande bin?«, gab Sandrine verzweifelt zurück und suchte Anjankas Hand. Ihre Finger wurden ergriffen und gedrückt. Der stumme Beistand tat ihr gut.
    »Ich gestehe, das wird ein schwer zu lösendes Rästel.« Metunovadeutete auf die Tür. »Ich werde nachdenken müssen. Octavius wird euch rufen, sobald mir etwas eingefallen ist.«
    Der Murony wandte den Kopf wieder nach vorne. Er hatte anscheinend an andere Dinge gedacht als an besondere Vampirmerkmale und schien überrascht, dass das Zusammentreffen beendet war.
    »Natürlich. Wir lassen dich in Ruhe nachdenken.« Er stand auf und marschierte auf den Ausgang zu, Sandrine und Anjanka gingen vor ihm her. »Es tut mir leid, dass wir die Ungewissheit nicht lösen konnten«, sagte er auf

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