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Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Baronin. Ich möchte sie nicht unnötig aufregen. Sie hat es schon schwer genug.«
    Sandrine und Anjanka beteuerten es.
Mai 1790,
nahe Požarevac (serbisches Gebiet)
    Allmählich muss ich fündig werden, sonst kommt der Sommer, und ich stehe ohne Leute da.
    Dominic ritt mit schlechter Laune durch die Nacht.
    Nicht nur, dass ihn Marek mit seinen unaufhörlichen Aufgaben und Lernaufforderungen sofort nach Sonnenuntergang traktierte. Sechs Dörfer und Siedlungen, die ihm von Octavius als sichere Vampyrnester genannt worden waren, hatten sich bei seinen Besuchen als Enttäuschung erwiesen. Entweder waren die Blutsauger kurz vorher vernichtet oder auf Nimmerwiedersehen in die Flucht geschlagen worden, wie Dominic anhand der frischen Spuren an den Gräbern gesehen hatte. Woanders hatte es schlicht keine gegeben.
    Es stand doch in den Artikeln der Journale aus den Dreißigerjahren zu lesen, dass es auf dem Balkan nur so von Vampyren wimmele. Ich frage mich, wo sie alle abgeblieben sind.
    Einen einzigen hatte er bei seinen nächtlichen Ritten gefunden, an einer Wegkreuzung, und dieser hatte ihm ein bizarres Schauspiel geboten.
    Dominic hatte angehalten und ihn dabei beobachtet, wie er ein paar Schritte die Straßen entlang machte und dann unsicher zum Ausgangspunkt an der Kreuzung zurückkehrte. Hin und her, vor und zurück, unentwegt und ohne Pause.
    Armes Schwein.
    Dominic wusste aus seiner umfangreichen Vampyrlektüre, warum der Untote zwanghaft handelte und den Ort nicht verlassen konnte. Dörfler hatten ihn an einer Wegkreuzung begraben, und somit wusste der Blutsauger mit jedem Erwachen nicht, wohin er gehen sollte. Es war eine Möglichkeit, einen Vampyr daran zu hindern, in sein Heimatdorf zurückzukehren und Menschen heimzusuchen. Eine Schwäche, der sich manche, abernicht alle Blutsauger unterwerfen mussten. Dominic vermutete, dass es mit den Dämonen zu tun hatte, denen sie dienten. Er hatte den Blutsauger geköpft, um ihn von seinem sinnlosen Laufen zu erlösen.
    Das Pferd schnaubte, die Hufe kratzten über den Boden. Müdigkeit und die natürliche Angst vor dem stockfinsteren Wald machten es langsamer.
    Dominic klopfte dem Tier lobend gegen den Hals.
    Ich verstehe dich und würde dir eine Rast gönnen. Aber meine Zeit ist kostbar.
    Er trieb das Pferd an. Es wieherte aufbegehrend, doch folgte es dem harten Schenkeldruck.
    Dominics Vorhaben, endlich eine außergewöhnliche Räuberbande zu formen, verzögerte sich ärgerlicherweise.
    Nichts läuft, wie ich wollte. Ich …
    Rechts sah er plötzlich Fackel- und Lampenschein durch den Wald dringen: Menschen suchten oder verfolgten etwas.
    Das ist ungewöhnlich genug, um anzuhalten und nachzuschauen.
    Dominic zügelte das Pferd und stieg ab, führte es ein paar Schritte ins Unterholz und band es an einen Baum. »Ich bin bald zurück«, flüsterte er und rannte dorthin, wo sich die Leute befanden. Dabei schlug er einen Bogen, um sich in ihren Rücken zu schleichen.
    Erst belauschen, wem sie nachstellen. Nicht, dass es eine gewöhnliche Treibjagd ist, auch wenn ich nicht weiß, welches Wild man nachts hetzt. Bis auf eines.
    Im Wald war es ruhig, abgesehen von dem Knacken der Äste, die unter den Sohlen der Menschen zerbrachen.
    Kein Rufen, kein Lärm. Sie lauschen auf Geräusche.
    Dominic sah die ersten Männer durch die Äste knappe fünf Schritte vor sich. Schweigend marschierten sie, die Gesichter grimmig und die Körper angespannt. Die einfache Kleidung verriet,dass sie dem Landvolk angehörten. Die vier, die sich in seinem Sichtfeld langsam bewegten, hielten Dolche und Mistgabeln in den Händen. Zwei sicherten nach vorne und hinten, zwei betrachteten den Boden.
    Lautes, anhaltendes Bellen erklang von weiter weg, das Dominic zusammenfahren ließ.
    »Das war der Hund von Tomasc«, murmelte der Mann mit der Petroleumlampe. »Er hat den Upir gewittert!«
    »Meinetwegen kann der schwarze Köter den Blutsauger alleine zerreißen. Ich bin froh, wenn ich nicht näher heranmuss. Ich habe gehört, dass sein Atem …«
    Schon schallten die Rufe durch den Wald. Die Lichter strömten von allen Seiten auf einen Punkt zu und ballten sich, ehe es in einem Pulk rasch weiterging. Auch die vier rannten los.
    Kaum finde ich einen, wird er vor meinen Augen umgebracht.
    Dominic heftete sich an die Fersen des Quartetts. Er hatte beschlossen, den Vampyr vor den Jägern zu retten. Dankbarkeit bewirkte vieles.
    Im Schein der Lampen und Fackeln schätzte Dominic die Zahl der Verfolger auf gut

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