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Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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möchte meine heiße Begierde an deinem Leib löschen.«
    Anjanka ergriff die Finger und stieg in die Kutsche, die leicht wippte. »Wie hast du mich gefunden?«
    »Würde ich deinen Geruch jemals vergessen können? Ich bin ihm gefolgt.« Sandrine grinste. »Und im letzten Brief stand, dass du die Bekanntschaft dieses O’Daniel gemacht hättest.«
    Kaum saß Anjanka, fuhr das Gefährt an, und sie plumpste recht unelegant neben ihrer Geliebten auf den gepolsterten Sitz. Schon fühlte sie die Lippen auf ihren und schloss genießend die Augen. Wonne durchfuhr jede Faser ihres Körpers, und sie wünschte sich, Sandrines Hände auf ihrer Haut zu spüren.
    Es ist so lange her!
    »
Wie kommst du hierher?«, keuchte Anjanka atemlos. »Woher hast du all die Sachen?« Ein Schauder der Wolllust überlief sie.
    »Strandpiraten«, kam die Antwort nicht weniger erregt. »Münzen,Schmuck, andere Dinge, für die Tote keine Verwendung haben.«
    Anjanka küsste ihren Hals, ihr Dekolleté und leckte über die Haut, die nach zartem Parfüm und nach Sandrine schmeckte. »Ich habe ein Haus für uns …«
    »Später. Erst will ich dich spüren!«
    Anjanka erhob sich und schaute in Sandrines Augen. »Jeden Tag.« Sie streichelte ihr Gesicht und bedeckte es mit Küssen. »Von heute an jeden Tag, Geliebte.«
Herbst 1797,
Dublin, Königreich Irland
    »Mein Herz?«
    Sandrine betrat das Haus, das sie seit drei Jahren bewohnten. Sie verdiente ihren scheinbaren Unterhalt in den Pubs mit Bedienen und Singen; nebenbei brach sie bei reichen englischen Lords ein und erleichterte sie um genügend Münzen, damit sie und Anjanka richtig gut leben konnten.
    Ihr gefiel das unauffällige Leben inmitten der Menschen, und Vampire schien es überhaupt nicht auf der Insel zu geben. Sie hatte bisher keinerlei Hinweise auf Blutsauger in der Stadt oder der weiteren Umgebung gefunden. Somit gab es keinen Streit um das Blut.
    »Mein Herz, wo steckst du? Ich habe uns Muscheln mitgebracht. Ich dachte mir, ich koche sie uns schnell mit etwas Weißwein.« Sie stellte den Korb mit den Besorgungen auf den Tisch in der Küche und wanderte durch die Räume, ohne Anjanka zu finden.
    Wo ist sie abgeblieben?
    Sandrine nahm die Stufen in den Keller, den sie in ein behagliches Sonnenrefugium umgebaut hatten. Es mangelte an nichts,weder an guten Betten noch an Tischen, Büchern und genügend Lampen oder Licht, um zu arbeiten.
    Der Raum war hell erleuchtet. Anjanka hatte alle Kerzen entzündet. Es war wohlig warm und roch nach Kräuterharzen, die sie verbrannt hatte.
    Ein Reinigungsritual?
    »Anjanka, hast du mich nicht gehört? Was treibst du denn?« Sandrine ging weiter und schaute sich um. »Die Muscheln …«
    Neben dem Schreibtisch lag ihre Geliebte, die Augen waren geschlossen. In der Hand hielt sie einen Federkiel, die Tinte war aus dem umgestürzten Fässchen gelaufen und rann durch die Ritzen der Platte auf den gestampften Boden. Winzige Spritzer hatten auch ihr Gesicht getroffen, dünne Bahnen sickerten über ihre Züge, als weine sie schwarze Tränen.
    »Mein Herz!« Sandrine kniete sich neben sie und hob sie auf, fühlte nach ihrem Puls. »Wach auf!«
    Nichts?
    Sie beugte sich über sie und lauschte an ihrer Brust, in der Schweigen herrschte.
    Das …
    Sandrine tätschelte ihre Wange, aber Anjanka regte sich nicht. Nicht einmal ein winziges Zucken war zu erkennen.
    »Nein!«, rief sie entsetzt. »Du kannst … doch nicht tot sein!« Sie strich über die kalte Haut, bedeckte den Mund und die Stirn mit Küssen. »Wach auf! Was hast du? Hast du zu wenig getrunken? Bist du krank?«
    Anjankas Kopf fiel einfach zur Seite. Es war keinerlei Kraft mehr in ihr.
    Tot …
    Sandrine wurde schlecht, sie musste sich würgend neben ihrer Geliebte übergeben. Sie schrie dabei immer wieder unbeherrscht, fühlte heiße Wellen der Wut und der Verzweiflung durch sich rollen.
    Wieso sie?
    Sie schaute auf den Tisch, suchte nach einer Erklärung.
    Vergiftet! Man hat sie vergiftet! Die Spione der Cognatio haben uns gefunden!
    Sandrine stemmte sich in die Höhe und betrachtete den Tisch, doch sie fand nichts zu essen darauf.
    Stattdessen lag die weiße, furchteinflößende Maske mit den langen Eckzähnen sowie den schwarzen Stellen und Linien auf mehreren beschriebenen Blättern.
    Als wolle sie das Papier bewachen.
    Sandrine erkannte die Handschrift ihrer Geliebten und schob die Maske zur Seite.
    Unter dem heutigen Datum stand:
An meine geliebte und verehrte Sandrine,
an Dominic de Marat
und an

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