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Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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er viel später gerechnet und bis dahin noch viele Experimente mit Tanguy beabsichtigt.
    Von oben betrachtet, sah das Durcheinander noch verheerenderaus. Die Arbeit von Jahrzehnten zunichtegemacht. Um ihn herum herrschte grauenvollste Verwüstung, bunte Rauchschwaden stiegen an verschiedenen Stellen auf. Brodelnd und unkontrolliert mischten sich Substanzen, kleine Flämmchen flackerten. Szomor wurde von wildem Hass geschüttelt.
    Makulatur! Das Stehlen der Formel und meine Flucht quer über den Kontinent, alles umsonst! Du sollst meine Wut zu spüren bekommen!
    Szomor stieß auf den Vampir nieder und trat ihm mit beiden Füßen ins Gesicht.
    Der Getroffene fiel zwischen das Wirrwarr, rollte sich ab und sprang sofort wieder auf die Beine.
    Er hat viel zu schnell gelernt
, dachte der Hexer und flüchtete vor dem Gegenangriff zurück unter das Dach.
Ein Raubtier.
Er beobachtete ihn, suchte fieberhaft nach einer neuen, brauchbaren Taktik.
    »Hast du sie gekannt oder nicht?«, rief Tanguy zornig.
    »Nein, habe ich nicht. Aber es stimmt: Dein Vater diente mir als Versuchsobjekt.« Er suchte mit seiner Macht nach einer Verbindung zu den Wolken, die über dem Dach schwarz dahinzogen.
    Gehorcht mir! Gebt mir einen Teil eurer Energie!
    Ein Kribbeln breitete sich in den Fingern sowie an den Schläfen aus. Szomor veränderte die Wolkenbanken, schob sie gegeneinander und brachte sie zum Grollen. Innerhalb kurzer Zeit hatte er ein Gewitter erschaffen, das er nutzen wollte. »Er taugte nicht viel«, redete er dabei weiter. »Ein schwacher Schilfbauer, mehr war er nicht. Und deine Grandmère habe ich niemals getroffen.« Szomor lachte. »Es wäre besser gewesen, wenn ich dich so ansehe. Hätte ich sie getötet, müsste ich mich heute nicht mit einem undankbaren Verräter herumschlagen.«
    Es ist so weit.
    Er zog die Energien zu einem Blitz zusammen und hielt sichbereit, ihn an die Stelle zu lenken, an der Tanguy stand. Szomor fühlte, dass der Blitz stark genug war, und ließ ihn aus dem schwarzen Himmel jagen.
    Die Energie rauschte knisternd herab, durchbrach das Dach – und schlug an der Stelle ein, an der sich der Vampir eben noch befunden hatte.
    Wo ist er hin?
    Szomor blieb das verfrühte Siegerlachen im Hals stecken. Er schaute sich um. Angst kehrte zu ihm zurück.
    Eine Aschewolke flog auf ihn zu und überschüttete ihn. Es brannte in den Augen.
    »Erwischt, Szomor«, rief Tanguy von unterhalb und lachte laut. »Ich sehe dich ganz genau. Jetzt ist es aus mit dir!«
    Szomor ließ sich nach unten sinken. Er hatte das Hornschwert entdeckt, das in dem Durcheinander auf dem Boden lag. Er hob es auf und machte sich kampfbereit. »Komm, Judasbastard. Ich teile dich in zwei Hälften!«
    Sein Gegner sprang über ihn hinweg und landete in drei Schritt Höhe an der Wand, hielt sich mit zwei Fingern in einer Mauerritze fest. »Damit wirst du mich nicht bezwingen.« Knurrend drückte er sich ab und schoss auf ihn zu.
    Szomor wich aus und schlug aus der Drehung zu, als Tanguy zu einem zweiten Angriff ansetzte. Die Klinge fuhr in Tanguys Brustkorb und brachte ihn zum Stehen. Die Intarsien verflüssigten sich zwar, aber sie drangen nicht durch die Wunde ein. Es schien eine lähmende, keine tödliche Wirkung davon auszugehen.
    Schade. Ich hätte das Schauspiel zu gern gesehen.
    Szomor schob den steifen Tanguy bis unter das Loch, durch das der Blitz geschlagen war. »Du bist mir zu gefährlich. Ich werde mit dir ein einmaliges Experiment durchführen.« Der freie Arm hob sich und zeigte auf den Durchbruch. Szomor zog einen weiteren Blitz in den tobenden Wolken zusammen.
    Der aufkommende Sturm rüttelte an den losen Schindeln und fegte einige davon, zwei stürzten knapp an dem Hexer vorbei, eine zerschellte im Gesicht des jugendhaften Vampirs. Die Wunden und Brüche, die die Einschläge anrichteten, heilten unverzüglich.
    Das muss seine Wut sein, die ihn stärker werden lässt. Ich werde nicht länger mit der Hinrichtung warten, sonst löst er sich aus der Starre.
    »Ich habe dir das Leben zweifach gerettet, also nehme ich es dir«, sagte Szomor. Da er auf seine Kräfte vertraute und den Blitz genau steuern konnte, rührte er sich nicht vom Fleck. Er zog das Schwert heraus und warf es zur Seite. »Ein Kugelblitz soll dir dein Ende bereiten und deinen Kopf zum Platzen bringen!«
    Szomor formte die niederstoßende Kraft zu einem Klumpen, komprimierte sie im Flug. Schrill kreischend jagte ein gleißender Ball auf einem langen, funkensprühenden

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