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Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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seine Finger unter Kontrolle, die Spitze des Kiels senkte sich auf die Öffnung des gläsernen Tintenfässchens nieder.
    Unvermittelt stand Tanguy neben ihm. Eine Brise folgte ihm und drohte, die Aufzeichnungen durcheinanderzuwirbeln.
    Das hätte mir noch gefehlt!
Schnell legte der Hexer die Hände auf die Papiere. »Kannst du nicht aufpassen? Kein Rennen innerhalb des Hauses! Der Sog schafft nur Unordnung. Wie oft muss ich dir das noch sagen?«
    »Noch einmal«, antwortete Tanguy. »Nur noch ein einziges Mal.« Wassertropfen rollten über seinen Mantel und fielen mit einem leisen
Plop
zu Boden.
    Szomor richtete sich auf und musterte ihn. »Machst du dich über mich lustig?«
    Der Judassohn lächelte hintergründig.
    Ich habe keine Zeit für so etwas. Was immer das soll, es kann warten.
Er wedelte mit der Hand. »Kindereien, ja? Hat dich dein Forschen im Sumpf albern werden lassen? Geh und such … was auch immer. Ich stehe kurz vor der Vollendung einer bahnbrechenden Entdeckung. Komm in ein paar Stunden wieder, dann können wir reden. Jetzt ist es ungünstig.« Er schaute auf die Blätter.
Angenommen, die Transmutation ließe sich mit vier Teilen zerriebenem Eisen …
    Das
Plop
veränderte sich und wurde heller. Es bewegte sich vorwärts, die Wasserflecken kamen in einer Linie über den Tisch und näherten sich dem Geschriebenen.
    »He, he!« Szomor wollte den erhobenen Arm zur Seite schieben, der sich auf seinen schwarzen Schopf zubewegte. »Was machst du denn da?«
    Wasser traf auf Tinte, verschmierte sie und ließ die Buchstaben sowie die Zahlen und Zeichen verschwimmen und sich auflösen.
    »Habe ich mich jemals bei dir bedankt?«, fragte Tanguy mit samtener Stimme und strich ihm durch die fettigen Haare. Die Stimme vibrierte leicht, zeigte die Unruhe des Vampirs.
    »Ja. Und gerade schaffst du es, dich äußerst unbeliebt zu machen,verdammter Narr! Diese Formel ist von unschätzbarem Wert!« Szomor streute hastig feinen Sand über die Tropfen, damit der Auflösungsprozess nicht weiter voranschritt; dann blickte er auf. »Siehst du nicht, was du anrichtest? Ich habe etwas …« Er stockte, als er Tanguys todernste Miene bemerkte.
Etwas stimmt nicht mit ihm. »
Wo bist du eigentlich gewesen?« Auch wenn die Kleidung vollkommen durchnässt war, zeigte sich der Hemdkragen durchgehend rot gefärbt. Blut.
    »Auf Wanderschaft.« Tanguy hörte nicht auf, die Strähnen zu streicheln. »Es war aufregend. Man redete überall von den Räubern, die von Unbekannten ermordet wurden. Zwar hat die Garde versucht, den Erfolg für sich zu verbuchen, aber es glaubt ihnen keiner.«
    »Ja, das hast du gut gemacht. Ich habe dich bereits dafür gelobt.« Szomor drückte seine Hand mit Kraft zur Seite. »Hör auf damit. Du benimmst dich merkwürdig. Hatte einer von deinen Opfern zu viel Rotwein im Blut? Bist du besoffen? So zutraulich kenne ich dich gar nicht.«
    Tanguy sah ihn gütig an und legte ein Funkeln in seinen Blick. »Bitte, es dauert nicht lange. Danach lasse ich dir deine Ruhe. Vorher werde ich nicht weichen.«
    »Also schön.«
Bevor er mir die Formeln ganz unlesbar macht. Aber danach lasse ich mir eine Strafe für ihn einfallen, die sich gewaschen hat. Die Missachtung meiner Anweisung lasse ich ihm nicht durchgehen.
    »Eine freundliche Seele, von denen es nur sehr wenige in dieser Zeit gibt, hatte mir unterwegs eine Frage gestellt. Ich konnte keine Antwort geben, aber ich versprach der freundlichen Seele, es herauszufinden.« Tanguy tippte ihm gegen die dürre Brust. »Dazu brauche ich deine Hilfe. Nur ein Hexer und Alchimist kann das Rätsel lösen.«
    Szomor, der im Sitzen noch weit aufragte, fühlte sich geschmeichelt. »Lass hören.«
    Tanguys Angriff kam zu unerwartet, als dass er reagieren konnte. Eine Hand schoss ihm in den noch leicht geöffneten Mund, packte die Zunge und zerquetschte sie, riss sie ab. Noch während Szomor versuchte, die Attacke abzuwehren, fuhr ihm der rechte Zeigefinger durch das linke Auge; ein kräftiger Biss ins Gesicht stahl ihm das andere.
    Die Schmerzen peitschten Szomor in die Höhe. Er stemmte sich schreiend hoch, prallte blind gegen den Tisch und fiel auf die Dielenbretter. Er wollte etwas sagen, aber die Zunge hing in Fetzen. Er verschluckte sich an seinem eigenen Blut, wimmerte. Todesangst stieg in ihm auf.
    Was tut er mir an?
    »Die Frage lautete: Kann ein Hexer ohne Sprache und ohne Augenlicht seine Sprüche wirken?«, hörte er Tanguys Stimme über sich. »Die freundliche Seele,

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