Judassohn
Schweif durch die Öffnung und erhellte den Innenraum.
An Szomors Schopf wurde es heiß, dann wurde er von einem glühenden Hammer getroffen, der ihn zur Seite schleuderte.
Es hat … MICH getroffen?
Arme und Beine fühlte er nicht mehr, das Gespür für seinen Körper schwand. Von der Kraft des Blitzes geblendet und am gesamten Leib betäubt, lag er da. Allein das Scharren, das er vernahm, zeigte ihm, dass er sich krümmte und wand. Der Verstand und das Empfinden waren abgehängt.
»Ich mag meine Fertigkeiten als Judassohn noch lange nicht zur Meisterschaft gebracht haben«, hörte er Tanguy angeschlagen sagen, »aber es genügt, um einen Blitz aus der Bahn zu werfen. Schön, dass er dich getroffen hat. Das war eine Zugabe, mit der ich nicht rechnen durfte.«
Ein schabendes Geräusch erklang.
»Da ist ja das ungewöhnliche Schwert«, sagte der Vampir. »Damitschneide ich dir das Herz heraus und zerstückle dich. Deine Reste verbrenne ich zu Asche und streue sie in die Brière, auf dass du niemals mehr zurückkommen wirst und deine Seele verloren ist, Hexer.«
Das darf er nicht. Herr, das darf er nicht!
Szomor versuchte, die Kontrolle über seinen Leib zurückzuerlangen und über seine Gliedmaßen zu gebieten. Doch der Kugelblitz hatte ganze Arbeit verrichtet. Das Gefühl kehrte nicht zurück, obgleich er an dem Rucken und den Geräuschen merkte, wie an seiner Brust geschnitten wurde.
Er sah wieder, konnte den Kopf leicht bewegen. Tanguy hatte ihn auf den Rücken gerollt und stand breitbeinig über ihm. Die lange Klinge steckte in seiner Brust und brach die Rippen schmerzfrei auf. Das pumpende Herz lag frei.
Ich werde diese Nacht nicht überstehen. Ich weiß es!
Ein Kribbeln in seinen Lippen gab ihm Hoffnung, wenigstens späte Vergeltung zu erlangen. Er tat das, was er am besten beherrschte.
»Fluch über dich!«, krächzte er erstickt. »Mein Herr möge dich strafen, sobald ich vergangen bin. Vernimm meinen Fluch, Tanguy Guivarch!
Mein
Tod bedeutet
deinen
Tod!« Er spie ihn an. Blutiger Speichel prasselte gegen die Züge seines Feindes.
Tanguy lachte. »Du willst mich töten? Was Besseres kann mir gar nicht geschehen.« Er wischte die Spucke weg. »Dann hätte alles ein Ende.«
Szomor schrie auf, als Tanguy ihm das Herz durchbohrt und herausgeschnitten hatte, um es ihm auf die nackte Brust zu legen. Er starrte auf den Muskel, aus dem das Rot sickerte.
Es darf nicht ungesühnt bleiben, mein Gebieter! Erfülle mir den Wunsch!
»Du lebst noch immer?« Tanguy hob das Schwert zum Hieb über den Kopf. »Jetzt will ich sehen, ob deine schwarze Magie und die Alchimie dich zu retten vermögen.«
»Herr! Vernichte ihn«, ächzte er. »Der dunkelste Fluch soll ihn treffen! Er soll …«
Pfeifend stieß die Klinge nieder und durchtrennte den Hals, seine Anrufung endete.
Szomors Kopf rollte davon und blieb mit dem Gesicht nach unten in einer Lache aus geschmolzenem Blei liegen.
Tanguy atmete tief aus. »Endlich«, sagte er leise.
Er fühlte sich schwach, der Kampf hatte ihn unglaubliche Kraft gekostet. Jeder Knochen im Leib schmerzte und verlangte nach Linderung. Gerade die Umleitung des Kugelblitzes bedeutete eine immense Leistung. Wäre Szomor nicht getroffen worden, hätte er nicht länger gegen ihn bestehen können.
Die Anstrengung führte zu – Durst. Er musste sich die verbrauchte Energie aus dem Blut eines Lebenden zurückholen.
Lass mich noch einmal dein widerliches Gesicht sehen und es bespucken, bevor ich es in die Flammen werfe.
Er drehte den verbrannten, haarlosen Kopf des Hexers mit dem Fuß um. Das Blei war teils auf der Haut haften geblieben. Es sah aus, als hätte sich ein Statuenkopf zur Hälfte in den Schädel eines Menschen verwandelt.
Tanguy keuchte vor Überraschung auf: Im geöffneten Mund erkannte er Fangzähne! Zwar waren sie nicht so lang und ausgeprägt wie die seinen, aber sie gehörten unzweifelhaft einem Vampir. Die Entdeckung erklärte viele Besonderheiten und Mächte, die Szomor auf sein Hexertum geschoben hatte.
Gibt es das? Er war lediglich ein Blutsauger, so wie ich!
Tanguy hatte niemals Verdacht geschöpft.
Wie auch? Es klang alles selbstverständlich und einleuchtend.
Er schob den Toten dorthin, wo das größte Feuer im Chaos brannte, und warf das Haupt hinterher.
Sein Durst wurde stärker. Doch er wollte bleiben und sehen,wie Szomor in den Lohen verging. Er musste Gewissheit haben, dass der Vampir niemals mehr zurückkehren würde. Das auffällige Schwert
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