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Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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gut!
    Claudes Widerstand wurde heftiger, aber nicht kraftvoller, als wäre er sehr erschöpft und müde.
    Ein Mann ist doch zu was nütze. Und er hat mehr Blut als eine Frau. Mehr für mich!
    Sandrine befand sich im leichten, geliebten Rausch und drückte ihn auf das Lager, ohne dass er es verhindern konnte. Er ächzte und hechelte.
    Aber schon nach wenigen kleinen Schlucken versiegte die Quelle unerwartet. Claudes muskulöse Arme fielen zu den Seiten herab.
    Er ist ohnmächtig geworden!
    Erschrocken ließ Sandrine vom Hirten ab, blickte in glasige Augen. »Claude?« Sie leckte sich das Blut von den Lippen und prüfte seinen Herzschlag.
    Tot? Das kann nicht sein! Ich war noch vorsichtiger als …
    »Sieh an«, sagte eine rauchige Frauenstimme aus dem Gebälk. »Er ist mir fremdgegangen.«
    Sandrine fauchte und schaute nach oben.
    Wieso habe ich sie nicht bemerkt? Und warum sitzt sie …
    Ein schwarzer Falter kam aus der Dunkelheit geflogen und tanzte um ihren Kopf, setzte sich auf das helle Laken neben die Leiche. Ein dunkles Glühen umgab das Insekt, das zu einer Wolke auseinanderstob, aus der sich eine nackte, schwarzhaarige Frau formte.
    Zauberwerk! Eine Hexe!
    Sandrine richtete sich langsam auf, krümmte die Finger, die Nägel wuchsen und gewannen an Schärfe sowie an Länge. Eine weitere Gabe von ihr. Leise grollte sie.
    Ich werde dich in Streifen schneiden! Claude war so ein brauchbarer Blutgeber …
    Ihre Wut wurde unvermittelt geringer, ohne dass es sich Sandrine erklären konnte. Ein Wechselbad der Gefühle. Der schlanke Wuchs der Unbekannten zog ihren Blick an und dämpfte zudem den Sinn für die Gefahr. Das feine Haar fiel in langen Locken auf die reine, helle Haut und bedeckte ihre vollen Brüste nur ansatzweise. Die reine Verführung, die Sandrine einfach anstarren
musste
. Ein Zwang. Schreck, Schuld und Wut wurden beiseitegedrängt.
    Sie … ist … wunderschön! Ich habe noch nie eine derart perfekte Frau zu Gesicht bekommen.
    Die Hand der Unbekannten streckte sich nach dem Gemächt des Hirten, das zusammengerunzelt in seinem Schritt lag. »Schau, was du gemacht hast. Ich hatte mich eben noch mit ihm vergnügt.«
    Sandrine sah die roten Spritzer in ihrem Mundwinkel, und sie begriff, warum Claude so rasch gestorben war: Er hatte fast kein Blut mehr in sich getragen, als sie von ihm getrunken hatte. Und sie bemerkte, dass ihre Faszination für die Fremde stieg! Alles andere erschien ihr nebensächlich und gleichgültig. Sandrine wollte sie berühren, über die Haut streichen …
    Was ist mit mir? Hat sie einen Zauber gegen mich gewirkt? Hat sie sich damit auch Claude willfährig gemacht?
    »Du bist diese Ziegenhirtin«, stellte die Schwarzhaarige fest. »Du hast nachts viel Besuch, wie ich gesehen habe.«
    »Was bist du?«, flüsterte Sandrine und war von ihrer leisen Stimme selbst überrascht. Die Makellosigkeit der Frau machte sie schlicht ehrfürchtig. Oder war es doch Hexenwerk?
    »Willst du wissen,
wer
ich bin oder
was
ich bin?« Die Unbekannte sah nochmals bedauernd auf Claude. »Ich bin sein Lusttraum. Er nannte mich Camilla. Ich trage die Namen, die mir meine Opfer geben, und ich lasse ihnen diese Illusion. Sein Blutwar etwas Besonderes. Hätte ich gewusst, dass ich es mit einer anderen Upira teilen muss, hätte ich dir aufgelauert und dich umgebracht.«
    »Ich bin keine … Upira!«
    Die Schwarzhaarige lachte auf. »Nein, bist du nicht? Dann Vampirin, wenn es dir besser gefällt? Upiercza? Oder Vrykolas?«
    Sandrine hatte nur einen der Begriffe verstanden. »Ich bin keine … Vampirin«, betonte sie.
    »Du verleugnest, was du bist?« Sie erhob sich und kam dicht an sie heran. »Du kannst noch nicht lange eine von uns sein. Die meisten lehnen das neue Dasein am Anfang ab, bis sie begreifen, wie herrlich dieses Leben nach dem Tod ist.«
    Sandrine sah in die klaren grünen Augen. Der Geruch der Vampirin zog sie an, und sie ließ all ihre Vorsicht fahren. Es interessierte sie nicht, ob es die Wirkung eines Zaubers war.
    Ich muss es einfach tun.
    Sie beugte sich nach vorne und gab der Fremden einen langen Kuss auf die Lippen.
    Die Welt schien um Sandrine zu explodieren, in ihrem Magen kribbelte es. Ihr Geschmack wirkte anregend, und sie hob die Arme. Die Finger strichen zärtlich an der Taille entlang nach oben, unaufhaltsam auf die nackten Brüste zu.
    Sandrine wollte mehr! Sie fühlte sich auf der Stelle bereit, sich mit der Vampirin in die Laken zu begeben, als wären sie ein vertrautes Liebespaar

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