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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Fitzpatrick grummelnd ins Wort. »Ich wünsche Ihnen für Ihr Unterfangen alles Glück, das man auf dieser Welt haben kann. Darf ich jetzt gehen?« Demonstrativ stellte er den Becher hart auf dem Tisch ab.
    Eric hatte ein Problem: Er fand den Wandler nett. Das machte es ihm schwer, den Abzug nach hinten zu drücken und sein Leben zu beenden.
Er ist eine Bestie, und ich kann nichts tun, um ihn davon zu heilen. Er wird immer eine Gefahr für die Menschen in seiner Umgebung sein. Ein wildes Tier mit der Gier nach Blut und Fleisch.
    Fitzpatrick sah das Zögern. »Was ist, Kumpel? Mehr Infos habe ich echt nicht!« Seine Augen schienen noch kleiner zu werden, und er setzte sich langsam aufrecht hin; seine Hände stützten sich am Tisch ab. »Du hast mir immer noch nicht gesagt, wer dich geschickt hat und wie dein Name ist.«
    Eric sah den Wechsel der Körperhaltung als Zeichen, dass sich der Wandler zur Attacke bereitmachte. »Eric von Kastell.«
    Fitzpatrick packte den Tisch und wollte ihn schleudern.
    Zumindest hat er von mir gehört.
Er löste das G36 sofort aus und war froh, dass der Bärenwandler ihm einen Grund gegeben hatte.
    Mehr als ein Anheben des Möbelstücks wurde daraus nicht mehr. Das schallgedämpfte Gewehr spuckte abwechselnd Vollmantel- und Dumdumgeschosse gegen den Mann und durchlöcherte den breiten Oberkörper. Die massiven, gehärteten Argentumprojektile traten aus dem Rücken wieder aus und jagten in die Küchenzeile.
    Kochgeschirr flog umher, Fliesen platzten, und die Dunstabzugshaube erhielt Löcher; gleichzeitig rissen die weicheren Kugeln dicke Löcher in den Körper und ließen das Blut spritzen. Rauch stieg kräuselnd auf.
    Fitzpatrick fiel ächzend nach hinten, gegen den Herd, und brachte das Ceranfeld zum Bersten. Noch immer hatte er Kraft, versuchte sich festzuhalten und hinterließ mit den länger werdenden Fingerkrallen lange Rillen in den Schranktüren. Schwarze Glassplitter regneten zu Boden, das Spülbecken riss heraus, Wasser sprudelte aus der gebrochenen Leitung und strömte in den Raum. Backförmchen schwammen gegen Erics Stiefelspitzen, die kleine Welle schwappte weiter in den Flur.
    Sorry.
Eric sah Fitzpatrick beim Sterben zu, der dabei nicht ausrastete und um sich schlug.
Ging nicht anders.
    Mehr und mehr entspannte sich der Körper, die Augen verloren das Funkeln und wurden trübe. Der breite Kopf sank zurück in die Pfütze, die sich unter dem Wandler rot färbte. Gemütlich, behäbig hauchte er sein Leben aus. Der Rauch hatte nachgelassen, das Wasser löschte das schwelende Fleisch.
    Einer weniger.
Eric freute sich nicht über den einfachen Sieg. Der Bär schien ein netter Kerl gewesen zu sein.
Er kann aber ebenso gut für ein Dutzend Morde oder Fälle von Verschwundenen verantwortlich gewesen sein.
Wenn Eric eins gelernt hatte, dann, dass es keine netten Bestien gibt.
Sie haben sich alle etwas zuschulden kommen lassen.
Er wusste es am besten.
    Was Eric allerdings massiv störte, war die Tatsache, dass er sich als Handlanger fühlte. Als Benutzter. Als Ausputzer von feigen Vampiren, die keinen Deut besser waren als Wandler.
    Ich sollte mein Arbeitsfeld erweitern.
Er wechselte das Magazin, verstaute das Gewehr wieder unter dem Mantel. Der Wunsch, Sia zu küssen, zu fressen, sie zu besitzen und ihr Fleisch zu essen, erschien nicht mehr abwegig.
Blutsauger hatten den Tod ebenso verdient wie die Bestien.
    Eric marschierte zur Haustür hinaus und verdrängte den Gedanken. Erst musste er dafür sorgen, dass zwei Unschuldige am Leben blieben: Elena und Emma.
Sollte ich dabei massenweise Bestien und Vamps abknallen dürfen, umso besser.
Er zog den Ausgang hinter sich zu und sperrte das steigende Wasser ein.
    Eric ging zu seinem Auto und fuhr los, um eine Telefonzelle zu suchen. Sia und er hatten einen Ort, wo sie den Ard Rí antreffen konnten.
    * * *

7. Februar, Irland,
Sliabh-an-Iarainn im County Leitrim
in der Provinz Connacht, 18.07 Uhr
    Begreifen muss ich das nicht, oder?
Sia stand auf knapp sechshundert Höhenmetern auf dem Sliabh-an-Iarainn, wie die Bergspitze genannt wurde.
    Ein sanfter Nieselregen ging auf das Land nieder. Er legte sich auf das Gras, die Hügel und versah alles mit einem dünnen Wasserfilm, der nicht verschwinden wollte, da er unaufhörlich gespeist wurde.
    Was für ein Mist.
Sia wischte sich übers Gesicht. Sie befand sich im County Leitrim, in der Provinz Connacht, und hatte mehrmals überprüft, dass kein Fehler vorlag. Es beruhigte sie, nicht wieder in die

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