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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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die Uhr. In wenigen Minuten würde sein Gast eintreffen, und er hatte vergessen, das Besprechungszimmer vorzubereiten. »Sir, ich möchte nicht unhöflich sein, aber …«
    Der Professor hob die Hand. »Ich habe Sie aufgehalten. Verzeihen Sie mir. Ich suche weiter, und Sie sagen mir bitte, sobald Sie glauben …«
    »Ich bin an einer Sache dran, Sir«, fiel ihm David in den Satz. »Es ist ein neuer Mitspieler aufgetaucht, den ich prüfen werde. Es kann sein, dass er ein Kandidat für Sie wäre.«
    Das Gesicht des Arztes leuchtete regelrecht auf. »Sie machen mir eine sehr große Freude, Baskethilt. Ich habe Ihnen versprochen, dass ich Ihnen vor meiner Abreise eine Menge Namen und damit Einfluss hinterlassen werde, der Sie in Kreise der Mächtigen einführen wird, von denen Sie bisher nur träumen konnten. Bei allem Respekt. Und nun viel Vergnügen mit Ihrem Termin.« Der Professor schaltete ab.
    David stand rasch auf, lief durch den langen Flur mit den modernen Bildern und schaute in den Raum, den er für die besonders diskreten Plaudereien benutzte: abhörsicher und bombensicher. Kein Ton drang aus diesen vier Wänden nach außen.
    Jaqueline war so nett gewesen, Gläser, Getränke und abgepacktes Naschzeug auf den Tisch zu stellen. Sie dachte, er sei Börsenmakler – was in gewissem Maß auch zutraf, so wie ein Eisberg eine kleine Spitze besaß und der wahre Rest unter der Oberfläche lag.
    David schaltete die Kaffeemaschine ein und eilte ins Ankleidezimmer, um sich in einen Anzug zu werfen. Nicht zu teuer, aber auch nicht billig, um einen passenden, aber keinen überlegenen Eindruck zu machen. Dabei dachte er wieder an das Versprechen des Professors. An dessen Integrität hatte er keinerlei Zweifel, und die Aussicht auf noch mehr Einfluss spornte David zusätzlich an. Er war neugierig auf das, was ihm der Professor hinterlassen wollte.
    Er kehrte ins Wohnzimmer zurück, als ein Signal des Sicherheitssystems erklang: Jemand stand im Fahrstuhl in der Tiefgarage und hatte sein Appartement angewählt. Der kleine Monitor zeigte ihm einen Mann im Mantel mit einem sehr prominenten Gesicht. Zwei Bodyguards flankierten ihn, und an der Tür warteten zwei weitere.
    David lächelte und drückte die Sprechtaste. »Hallo. Ich hole Sie rauf, Sir.« Er drückte das Bestätigungsknöpfchen, und der Lift schloss sich, surrte nach oben. Mit einem
Ping
öffneten sich die Türen, und die drei Männer betraten das Foyer. »Ah, Premierminister. Ich bin geschmeichelt, dass Sie Zeit gefunden haben, meiner kleinen Einladung nachzukommen, Sir.« David eilte ihnen entgegen und deutete eine Verbeugung an. Er reichte ihm nicht die Hand.
    Premierminister Ian Rutherford nickte ihm knapp zu. Sein Gesicht war verschlossen, die blauen Augen sagten bereits jetzt zu allem nein, ohne dass Rutherford auch nur einen Vorschlag gehört hatte. »Mister Goldsteen riet mir, mich mit Ihnen zu treffen. Bedanken Sie sich bei ihm.«
    David geleitete ihn zum Besprechungszimmer. »Das ist sehr nett von ihm gewesen. Ich werde mich erkenntlich zeigen.« Als die Leibwächter dem Premierminister hinein folgen wollten, räusperte er sich. »Sir, würden Sie Ihren Beschützern sagen, dass wir sie nicht benötigen?« Er legte eine Hand an die Brust. »Ich bin der Letzte, der Ihnen was antun würde, Sir. Und sonst kommt niemand herein. Diese Appartements sind kleine Bunker.«
    Rutherford wies die breitschultrigen Männer an, vor der Tür zu warten. Er setzte sich wie selbstverständlich an das Kopfende.
    David folgte ihm, schloss die Tür und nahm ihm gegenüber Platz, um seine Ebenbürtigkeit zu betonen. Langsam verschränkte er die Hände ineinander. »Darf ich Ihnen etwas anbieten?«
    »Informationen, Mister O’Liar. Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben in einer Konferenz, bei der ich nicht weiß, um was es geht.«
    »Es geht um sehr viel, Premierminister. Um die Zukunft von Irland und um Ihre, denn es gibt eine Gefahr, von der Sie nichts wissen.«
    »Mein Geheimdienst«, erwiderte Rutherford, »würde mich in Kenntnis setzen.«
    »Ihr Geheimdienst, Sir,
ist
ein Teil der Gefahr, von der Sie nichts wissen.« David lächelte und betrachtete, wie sich der Ausdruck auf dem Gesicht seines Gegenübers veränderte. Er drückte einen Knopf, und vor seinem Gast schob sich ein kleiner Monitor aus der Platte, auf dem die kompletten Tagesabläufe des Ministers minutiös aufgelistet waren, inklusive der benutzten Fahrzeuge und der Namen der Leibwächter. »Es gibt keine

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