Judastöchter
liebte es!
Er war süchtig nach dem Kick, nach dem Gefühl, der Macher zu sein, der manipulierte und Strippen zog. Alle tanzten zu seiner Musik und zu seinem Takt.
Leider konnte David sich nicht auf die Einschüchterung neuer Kontakte konzentrieren. Aber dass Goldsteen sich auf seine Seite geschlagen hatte, wirkte in Unternehmerkreisen sogar besser als jedes Geschäftsessen mit Konversation. Insgesamt konnte er sich vierzig neue Unternehmen und Firmen auf die Liste der Unterstützer schreiben, und das spülte neues Geld in die prall gefüllte Kriegskasse.
Sein Computer gab den Ton von sich, der bedeutete, dass jemand mit David sprechen wollte. Er öffnete das Programm und wollte den Anrufer wegdrücken, doch das Icon brachte ihn dazu, das Gegenteil zu tun. »Hallo, Professor.«
Im Bildschirm öffnete sich ein zweites Fenster, und ein älterer Mann mit einem langen Schmiss auf der linken Wange war zu sehen. Die schwarzen Haare wurden durch Pomade nach hinten gezwungen, dazu kam noch ein präziser Mittelscheitel; die Seiten waren leicht ausrasiert. »Einen angenehmen Nachmittag wünsche ich, Baskethilt. Ich hoffe, ich störe Sie nicht?«
David musste jedes Mal an Filme aus den Zwanzigern und Dreißigern denken, wenn er den Professor sah, und das wurde durch dessen runde, silberpolierte Brille noch unterstrichen. »Nein. Ich habe allerdings nur wenig Zeit, Sir. Ich erwarte Besuch.« Über die Anrede wunderte er sich nicht. Baskethilt war sein Kampfname, da er in Duellen der
union
das so bezeichnete schottische Schwert bevorzugte. Er konnte sich denken, was der Mann von ihm wollte.
»Dann beeile ich mich.« Er rückte die Brille zurecht, auf der das Licht reflektierte. »Zum einen würde ich mich sehr freuen, Sie bald wieder mal kämpfen zu sehen. Da Sie in letzter Zeit kaum mehr zu Rangkämpfen antreten, sind Sie aktuell«, er sah auf eine Liste vor sich, »auf Platz sechsundfünfzig abgerutscht. Dabei bin ich nicht der Einzige, der Sie für fähig hält, an die Spitze zu gelangen. Einen Durchmarsch hatten wir schon lange nicht mehr. Bisher gelang das vor Ihnen nur einer Frau.«
David seufzte. »Momentan ist sehr viel los, Sir. Business, Sie verstehen. Ich habe alle Hände voll mit meinen anspruchsvollen Kunden zu tun. Aber ich denke, dass ich Mitte März für einen Kampf bereit sein werde.«
Der Professor wirkte erleichtert. »Das freut mich und die
union
ungemein! Wir hatten schon Bedenken, dass Sie aussteigen wollten.«
David zauberte routinierte Freundlichkeit auf sein Gesicht. »Niemals. Es sei denn, ich gebe den Löffel ab.«
»Das will ich nicht hoffen, Baskethilt.« Der Professor neigte den Kopf nach vorne, wieder blitzte das Gestell auf. »Das zweite Anliegen betrifft Ihre anspruchsvollen Kunden: Ich hatte Ihnen von meinem Wunsch berichtet, in meine Heimat zurückkehren zu wollen, sobald sich eine Möglichkeit ergibt. Sehen Sie eine Chance, dass einem Ihrer Kunden dieses kleine Wunder gelingen könnte?«
David schüttelte den Kopf. »Nein, Sir. Sie haben bestimmt viele interessante Eigenschaften, aber über das, was Sie benötigen, verfügen Sie nicht. Da muss ich Sie enttäuschen.« Er überlegte fünf Sekunden lang, ob er sagen sollte, was ihm auf der Zunge lag, flüchtete sich dann aber in ein: »Warum wollen Sie zurück?«
»Warum möchten Sie hierbleiben?«, konterte der Professor.
»Macht«, gab David wie aus der Pistole geschossen zurück. »Ich mag es, Dinge zu leiten und zu beherrschen, wenn auch aus der zweiten Reihe heraus. In meiner Heimat war ich einer von vielen, unbedeutend, mehr oder weniger. Aber an diesem Ort«, er breitete die Arme aus, »da kann ich mich frei entfalten und mich ausleben!«
»Macht. Aha.« Der Professor sprach mitleidig, als habe er das schon sehr oft gehört. »Einige verfallen der Verlockung immer wieder, bis sie erkennen, dass es auf Dauer kein Ersatz für das ist, was wirklich fehlt: Heimat. Nehmen Sie mich: Ich sehe absolut keinen Grund, mehr Zeit an diesem Ort zu verbringen. Ich will nach Hause, aber das Abreisen ist leider nicht so leicht. Levantin erwies sich als unergiebig, meine Pläne sind durchkreuzt worden. Ich war zwar mit ihm auf dem richtigen Weg, aber es führte leider zu einer Enttäuschung. Eine mehr. Das hat mich auch dazu gebracht, mich Ihnen zu offenbaren. Früher hätte ich das nicht getan.« Er zuckte mit den Schultern und atmete tief ein. »Deswegen wäre es schön gewesen, wenn es über Ihre Kunden geklappt hätte.«
David blickte auf
Weitere Kostenlose Bücher