Judastöchter
Vampirella? Möchten Sie eine Blutsaugerin bleiben oder …«
Sie lachte dunkel. »Oder ein Imitat schlucken, das mich umbringen kann? Nein danke. Darauf verzichte ich. Doch …« Sie stockte. »Kann man dieses Sanctum Menschen präventiv verabreichen?«
Justine sah neugierig aus. »Kennen Sie jemanden, der in Gefahr ist, nach seinem Tod zum Vampir …« Sie stockte. »Mon Dieu! Ihre Schwester und Ihre Nichte! Der Vampirfluch hat sich innerhalb der Familie vererbt!«
»Ja. Und ich will nicht, dass sie nach ihrem Tod das gleiche Schicksal wie ich erleiden.«
»Mh«, machte Justine. »Das wäre ein Novum. Vor allem würden wir erst Jahre später erfahren, eventuell, ob das Sanctum Wirkung erzielt hat oder nicht.«
Eric sah zur Tür, wo er jeden Moment Miss Montesque erwartete.
Hoffentlich kommt sie jetzt nicht rein.
»Wie viel Sanctum habt ihr?«
Justine nahm den Scone wieder auf und biss hinein. »Ein paar kleine Rationen zu Testzwecken, die uns der Vatikan zur Verfügung gestellt hat. Allem Anschein nach haben sie in ihren Archiven nicht nur Schriften, sondern auch die eine oder andere Hinterlassenschaft des original Heilands.« Kauend musterte sie die Vampirin. »Ich werde der Schwesternschaft vorschlagen, sœur et nièce davon zu geben.« Ihre braunen Augen richteten sich auf Eric. »Ob es bei dir ein zweites Mal funktionieren wird, kann ich dir leider nicht sagen. Und wenn doch … weiß ich nicht, ob du es überlebst. Das Dämonische in dir ist sehr stark geworden, n’est-ce pas? Es wird dich eher in den Tod reißen, als dich aufzugeben.«
Schweigen senkte sich auf die drei nieder.
Die Standuhr schlug viermal hell und ließ die Melodie von Big Ben erklingen.
In das kleine Konzert wurde die Tür aufgeschoben, und Miss Montesque erschien mit einer Kanne frischen Tees. »Verzeihen Sie, aber ich musste noch ein Telefongespräch führen.« Sie wackelte an den Tisch und goss jedem eigenhändig nach, setzte sich zu ihnen und schmauste ihren Scone weiter. »Wo Sie alle einen herrlich zivilisierten Eindruck machen: Spielt jemand von Ihnen Bridge?«
»Non, malheureusement«, sagte Justine als Erste und trank ihren Tee rasch aus. »Ich muss wieder los, ein bisschen shoppen und Leute treffen.« Sie formulierte lautlos Ard Rí mit den Lippen, als sie zu Sia und Eric schaute. »Aber die beiden hier lassen sich gerne neue Kartenspiele beibringen. Es lebe die britische Tradition.« Sie stand auf und verschwand hinaus. »Bis später.« Die Tür fiel zu, und gleich darauf startete draußen der Wagen.
Eric tastete an sich herum.
Wann hat sie mir den Schlüssel gestohlen?
Im Flur läutete das Telefon.
Miss Montesque erhob sich. »Ach, diese lästigen Anrufer. Ich bin gleich wieder zurück und bringe uns ein Kartenspiel mit.« Sie verschwand und schloss die Tür hinter sich.
»Und?«, sagte Eric zu Sia, als sie alleine waren. »Wie findest du nun meine Idee, Justine zu kontaktieren?«
Ich hätte selbst nicht gedacht, dass sie ein solcher Quell von Wissen ist.
»Sie könnte ein Vorteil sein, aber sie muss sich erst noch beweisen, würde ich sagen. Aktuell nervt sie mich mehr, als sie was bringt.« Sie gab Zucker sowie Milch in den Tee. »Aber du hattest recht, als du sagtest, dass man sich mit ihr nicht anlegen sollte. Ihre Zunge ist mörderisch«, fügte sie schwach grinsend hinzu.
»Auch das würden viele Männer unterschreiben, auch wenn sie an etwas anderes dabei denken«, antwortete er. »Sie hat mich mit ihrem Wissen überrascht. Anscheinend nimmt sie ihre Aufgabe, die sie mit ihrer Patenschaft übernommen hat, sehr ernst. SO kenne ich sie gar nicht. Sie war früher mehr Lebefrau. Triebgesteuerter.«
»Sie wird älter. Und ruhiger.« Sia sah unzufrieden aus. »Wir können nichts tun?«
»Wie meinst du das?«
»Wegen des Ard Rí.« Sie zeigte auf die Tür zum Flur. »Ich sollte ihn anrufen und ein Treffen vereinbaren. Das wäre einfacher als das, was Justine vorhat.«
Sanctum. Eine zweite Chance.
Eric konnte sich nicht von dem Gedanken an eine Heilung trennen.
Das Ende des Feuerteufels.
Er schüttelte den Kopf. »Lass sie machen.«
»Du wirkst abwesend.«
»Ja, entschuldige. Ich bin beim Sanctum gewesen. Meinem Heilmittel. Meinem Tor zu einer Welt ohne Wandler, Vampire und Dämonen.« Kurz flammte die Hoffnung auf eine neue Beziehung auf.
Mit … Lena? Oder mit Sia?
Ihre grauen Augen richteten sich auf ihn. »Das Problem, das du haben würdest, ist Wissen«, prophezeite sie ihm. »Du kennst die
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