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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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einfacher, als man denkt. Man darf sich einfach nicht daran halten.
    Sie rief die Nummer der Pension an, um Eric zu erklären, was gut und was schiefgelaufen war, von der Unterredung bis hin zum Chip. »Sie wollte mich als Geschenk vor die Füße des Ard Rí legen, je pense. Die Schlangenwandlerin ist übrigens tot. Gestorben an einer Goldallergie«, sagte sie ganz zum Schluss. Justine spuckte einen Blutklumpen aus, der von Boída stammte.
Horrible! Quel goût.
    Er stieß einen Laut hervor, der nach Unglaube klang. »Du bist … Hast du sie mit einer goldenen Kette erwürgt?«
    »Non. Mit einer goldenen Tortenschaufel aufgeschlitzt. Ich hätte einen Löffel nehmen sollen, damit es noch schmerzhafter gewesen wäre.«
    »Was?«
    »Vergiss es. Ich musste an einen Film denken. Bon, es hat ausgereicht, ihr danach den Kopf abzureißen.«
Und ihr Blut schmeckt widerlich.
»Wir müssen schnell handeln. Ob die Informationen, die ich vom Ard Rí bekommen habe, stimmen, weiß ich nicht. Kann sein, dass die Wandler uns in die nächste Falle locken wollen.«
    »Wir werden es bald sehen. Komm zurück, und wir schauen nach den Dateien. Danach prüfen wir die Orte«, entschied er. Sie konnte hören, dass er ihr die goldene Tortenschaufel nicht abnahm.
    »Alles klar, mon frère. Ich bringe den Wagen noch weg.« Sie legte auf und bog ab. Dabei sah sie die Karte, die am Koffer gebaumelt hatte und abgerissen war, im Fußraum. Justine hob sie auf und las:
    Alles Gute zur Hochzeit!
    Das Besteck für die besonderen Stunden
in Eurem Leben!
    von Mama & Papa
    Justine lachte laut und lange. Das erklärte den feinen Anzug des Mannes, der bestimmt auf dem Weg zur Vermählung gewesen war.
Das war sicherlich eine besondere Stunde.
    Die Stadt hatte sie bald verlassen. Ganz in der Nähe hatte sie einen Wegweiser zu einem Moor gesehen.
Genau das Richtige als Grab für eine Anakonda, wenn es auch etwas zu kalt für dich ist.
    Justine sah nach der Frau, aus deren Mund der Griff eines goldenen Teelöffels ragte. Die Wunden hatten keinerlei Anstalten gemacht zu verheilen. Boída de Cao war tot. »Kann einem fast leidtun«, sagte sie leise und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder der Straße. Eine Latina, die eigentlich achtzehnhundert Jahre früher gelebt hatte und durch sie in die Gegenwart geholt worden war.
Mich hätte schon interessiert, wie sie es von Südamerika nach Palmyra geschafft hat.
    Justine bog zum Moor ab und jagte den Cayenne auf seiner letzten Fahrt durch die schlechtesten, schmalsten Wanderwege, die sie finden konnte, durch Schlaglöcher und Rinnsale, die bald breiter wurden. Schließlich bugsierte sie den Luxuswagen mit Vollgas und einem flachen Sprung in den Sumpf. Sie warf ihre Handtasche mit dem Chip darin hinaus, sprang im Flug raus und landete elegant auf dem Ast eines nahen Baums.
    Der Cayenne schlug ein und blieb stecken, brackiges Wasser und Matsch flogen umher; der Motor erstarb. Blubbernd verschwand das Fahrzeug mitsamt Boída de Caos Leichnam darin.
    Was werden wohl Archäologen denken, wenn sie in tausend oder mehr Jahren die Leiche und den Cayenne mit dem Goldbesteck drin rausziehen? Halten sie es für ein teures Bestattungsritual?
Justine kletterte hinab und kehrte mit einem gewaltigen Satz auf festen Boden zurück. Sie grinste und wusch sich in der eiskalten Quelle nahe des Wegs Blut und Schmutz von der Haut.
Ja, das wäre doch lustig, deren Gesichter zu sehen.
    Sie streifte die nassen, blonden Haare zurück und hängte sich die Handtasche um. Gänsehaut überzog ihre Glieder, und sie fühlte die Kälte, die sie allmählich durchdrang. Inzwischen hatte sich ihre letzte Wunde geschlossen.
    Bon.
Justine schlenderte den versteckten Weg entlang, zurück in die Zivilisation. Die Reifenspuren erinnerten daran, wohin der Cayenne gefahren war. Nach dem nächsten Regen würden sie verschwunden sein.
    Justine begegnete niemandem, was auch gut war. Nacktheit wäre im spleenigen England am helllichten Tag akzeptiert worden, aber in Irland liefen die Dinge sicherlich anders.
    Ich will mich nicht in einen Wolf verwandeln.
Sie brauchte Kleidung und einen Wagen. Einen schnellen Wagen.
    Daher brach sie ins erste Haus ein, das sie entdecken konnte, und wühlte sich durch die mittelmäßige Kleiderauswahl der Frauen, die darin lebten und gerade nicht vor Ort waren. Schließlich entschied sie sich für ein grünes Polohemd und graue Jeans, dazu flache schwarze Schuhe. Den Flanell-Jogginganzug in Pink stopfte sie in die Mülltonne.
Das ist

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