Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
nur
eine
Beute.
Wo steckt sie?
Er leckte sich über die rissigen Lippen.
    »Ich bin für uns alle einen Pakt eingegangen. Für diese eine Schlacht. Die Konditionen waren günstig.« Sie nahm ihre Ersatzpistole aus dem Rückenholster. »Hier. Und jetzt leg los! Ich kann nicht alles alleine machen, mon frère! Aber schieß nicht auf die Falschen!« Justine zog den Kopf ein und rannte los, schoss dabei um sich und sandte einen Nachtkelten nach dem anderen ins Jenseits.
    Eric richtete sich zitternd auf. Ihm stand der Sinn nach einer besonderen Jagd, die ein großer Teil in ihm gar nicht wollte.
    * * *

18. Februar, Nordirland,
Belfast, 12.51 Uhr
    D avid O’Liar verfolgte die Bilder aus Maghera im Fernsehen. Er saß auf seiner Designercouch, im Bademantel, hatte Chips und Kofola, eine tschechische Cola, vor sich stehen.
    Es war eine weise Entscheidung gewesen, sich doch für einen Wechsel des Auftraggebers zu entscheiden. Seine alten Kunden verloren die letzte ihrer Bastionen, und das auf eine reichlich beeindruckende Weise.
    David hatte in den letzten Tagen die meiste Zeit damit verbracht, die Rettungs- und Polizeikräfte dazu zu bringen, langsamer an die Tatorte zu fahren. Man hörte auf ihn. Gleichzeitig fütterte er seine Pressekontakte mit haarsträubenden Theorien. Eifrig wurden sie aufgenommen, und die Chefredakteure druckten den auflagebringenden Schrott gerne.
    David hatte den Plan, Konstruktionsfehler in den Gasversorgungsleitungen und daraus resultierende Explosionen für das Chaos verantwortlich zu machen. Dazu mischte er ein bisschen IRA -Mythos und Bandenkriegsgewäsch. Ja, er machte seine Sache sehr gut. Die Rache seiner alten Auftraggeber musste er auch nicht mehr fürchten. Es gab keine mehr, wenn er richtig informiert worden war.
    Dass der Ard Rí so plötzlich aufgetaucht war, hatte David geärgert. Andererseits hatten auch die Sídhe nichts von ihm gewusst. David sah in dem Hochkönig der Wandelwesen einen Artverwandten, zwar aus einer anderen Sphäre, aber dennoch ähnlich. Sie arbeiteten mit unterschiedlichen Methoden, um an Macht zu gelangen, doch der Wunsch nach einem Herrscherreich blieb identisch. Der Professor gehörte zwar auch zu ihnen, bildete dabei aber eine Ausnahme. Den Wunsch, in die Sphäre zurückzukehren, fand David absurd.
    Er nahm sich von den Chips. Sie schmeckten lecker, vor allem, wenn er sie kurz in die Cola dippte. Die Erde bot alles, was man sich wünschen konnte, vorausgesetzt, man gehörte zu den Einflussreichen. David war ein solcher Privilegierter. Seine Heimat, seine
echte
Heimat, vermisste er nicht.
    Sein Plan war gewesen, zuerst den Boden für die Sídhe in Irland zu bereiten und dabei den eigenen Einfluss unter ihnen auszubauen. Drei der Vampirwesen, die Frauen, hatte er so gut wie in der Hand gehabt, und sie wären seinen Vorschlägen gefolgt. Mit ihnen hätte er sich die Vampirmänner vom Hals geschafft und sich im Hintergrund gehalten. Als wahrer König über Irland.
    Jetzt diente er dem Hochkönig der Wandler. Planänderungen waren ärgerlich, doch gehörten nunmal zu seinem Geschäft.
    David hoffte außerdem, dass der Professor sich bald um den Ard Rí kümmerte. Eine Rückmeldung auf seine Mail hatte er von dem Arzt nicht bekommen. Es wäre zu schade, wenn sein Tipp im Sande verlief. Wie genau der Arzt in seine Heimat zurückkehren wollte, wozu er den Ard Rí benötigte, das hatte er bislang verschwiegen.
    David hielt sich zurück und wartete in aller Ruhe darauf, dass sich durch seine Information bald ein Resultat ergab. Im besten Fall wäre er beide los und konnte seine Menschenpuppen unaufhaltsam, ungestört in Position bringen.
    »Ohne ein Diener zu sein«, flüsterte er. Das wäre einmal etwas Neues. Er trank einen Schluck und sah auf den Tisch, wo das schottische Breitschwert lag. Er hatte es eben mit einem Tuch und etwas Öl gepflegt, damit das Metall aus dem frühen achtzehnten Jahrhundert nicht rostete. Seine Übungen hatte er für heute bereits abgeschlossen, und er freute sich auf den anstehenden Ranglistenkampf. »Ich werde den Professor vermissen«, sagte er halblaut und rieb sich die Nase. »Aber seine Kontakte sind mir wichtiger. Sie sichern mir Einfluss.«
    »Wo bleibst du denn?«, rief eine sehnsüchtige Frauenstimme aus dem Schlafzimmer.
    »Ich bin gleich bei euch!« Er schaltete den Fernseher aus. Madelaine und Roberta, seine neuen Gespielinnen, warteten auf ihn für Runde vier. Heute konnte er noch öfter, das spürte er. Kofola und Chips

Weitere Kostenlose Bücher