Judastöchter
und holte aus.
Aber die erste Sídhe versetzte ihm einen überschnellen Hieb mit der Faust gegen die Brust, der ihn zur Seite schleuderte; beim Aufprall gegen die Wand platzten Steine auseinander. Ehe er sich von der Attacke erholt hatte, wurde er gepackt und hoch in die Luft geworfen.
Nein!
Das Loch, durch das er vorhin in den Keller gesprungen war, näherte sich rasend. Sein Flug wurde langsamer, und er schwebte für den Bruchteil einer Sekunde, bevor er nach unten stürzte; zwischen den Sídhe schlug er auf.
Kurzzeitig verlor er die Orientierung und hob die Arme, um umherzutasten.
Ich bekomme meine …
Seine Hände wurden ergriffen. Jemand zog ihn hoch, katapultierte ihn geradezu nach vorne, und er krachte mit dem Kopf gegen einen Stein. Gleich darauf fuhren ihm heiße Stäbe durch den Rücken.
Sie stechen auf mich ein,
dachte er benommen.
Sie schlitzen mich auf.
Eric schlug um sich, traf jemanden und wandte sich unter großen Schmerzen um. Seine Sicht klarte auf.
Er sah, dass Sia eine unachtsame Sídhe packte, die Vampirin waagrecht über sich hielt und sie nach unten sausen ließ, genau auf das Knie zu, das Sia im selben Moment emporriss.
Zwar zappelte die Sídhe, doch es half nichts: Ein trockenes Knacken erklang, als das Rückgrat durch den Zusammenprall gebrochen wurde. Ihre Bewegungen erlahmten, und Sia warf sie auf den Boden.
Sie ist so scharf! Ich … muss sie haben!
Eric machte unbeholfene Schritte nach vorne. Der Sturz und die Stiche in den Rücken hatte er noch nicht verkraftet. Sia blickte zu ihm und nickte ihm zu.
Warte, ich komme zu dir! Und dann …
Die letzte Sídhe stieß einen neuerlichen Singschrei aus, in den sie all ihren Hass und ihre Trauer zu legen schien.
Umso größer war die Wirkung.
Sia wankte unverzüglich, stürzte nieder und verschloss sich die Ohren mit den Händen.
Eric meinte, dass ihm der Verstand schmolz und warm den Gaumen entlangrann. Zusammen mit dem Hirn sickerten jegliche Gedanken, jegliche Gier, jegliche Befehle an seinen Körper davon. Er konnte nichts tun, als zu warten, bis das Gekreische aufgehört hatte.
Doch die Sídhe stoppte nicht!
Sie hob singend einen der Steine vom Boden auf und wuchtete ihn hoch über den Kopf, um Eric damit den Schädel zu zermalmen, wie er es gerade eben mit einem der Ihren gemacht hatte.
Da sprang ein schwarzer Umriss über ihn hinweg und trat der Sídhe mit beiden Beinen gegen die Brust, so dass sie rückwärtsfiel. Der Gesang endete, der Stein verfehlte ihn knapp.
»Ah, ihr habt mir etwas übrig gelassen.« Justine stand plötzlich neben Eric, hob ihre Desert Eagle und zielte auf die Feindin; die Staubschutzmaske gab ihr etwas Futuristisches. »Das war sehr aufmerksam!« Der Zeigefinger ruckte nach hinten, der Schädel der Sídhe wurde mit Silberkugeln eingedeckt. Deren Antlitz verwandelte sich nach zwei Treffern der großkalibrigen Waffe in ein unförmiges Gebilde aus Blut, herunterhängender Haut und hervorstehenden Knochensplittern. Hastig tauchte die angeschlagene Vampirin ab, ihr weißes Kleid starrte vor Rot. »Ihr Lied gefiel mir nicht besonders.«
Dann war das Gewölbe plötzlich angefüllt mit Wandlern der unterschiedlichsten Sorten, die sich über die Überreste der Sídhe hermachten und die noch lebenden Uraltvampire anfielen. Ein anhaltendes Heulen, Kläffen, Knurren und Grollen setzte ein, das Eric gedämpft vernahm.
Nicht sie auch noch. Wir sind am Arsch!
Seine Ohren mussten sich erst von der Wirkung des Sídhegesangs erholen. »Gib mir eine Waffe!« Verlangend streckte er den Arm aus. »Wie viel Munition …«
»Sie gehören zu uns.« Justine hatte sich erhoben und half ihm dabei aufzustehen. »Was hast du mit deinen Kleidern gemacht? Wolltest du die Banshees mit deinem Monsieur beeindrucken?« Sie zeigte auf seinen Schritt. »Pass gut drauf auf.« Sie hob den Blick und sah, dass sich an der Bruchkante über ihnen Menschen zeigten, die mit Waffen anrückten. »Ah, voilà, das letzte Aufgebot der Nachtkelten, die ihren Meistern zu Hilfe eilen wollen.«
Das Geknatter von Gewehrfeuer setzte ein, Wandlerjaulen erklang. Es roch nach verbrannten Haaren und schmorendem Fleisch.
»Der Ard Rí … hat seine Leute für uns geschickt?«, sagte Eric mit kratziger Stimme und sah sich um, ob er Sia entdecken konnte. Sein spezieller Hunger war wieder da, er konnte sich kaum beherrschen. Zwar roch seine Halbschwester auch verlockend, aber es würde ihn nichts dazu bringen, seine Zähne in sie zu schlagen. Er wollte
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