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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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hatte sich so sehr auf die einschüchternd abschreckende Wirkung des Gewehrs auf die Umgebung verlassen, dass er zunächst nicht registrierte, wie ein Wagen auf der Straße plötzlich Vollgas gab und Kurs auf ihn nahm. Eine Reihe Scheinwerfer flammte blendend auf.
    »Was zum …« Mike machte einen Satz und versuchte, dem Auto auszuweichen, aber es gelang ihm nicht: Der Kühler rammte seinen Oberschenkel, er krachte gegen die Motorhaube und wurde wie von einem Sprungbrett in die Höhe geschleudert. Die Welt drehte sich zu schnell um ihn, er verlor das AK -103, und schon krachte er seitlich auf den nassen Asphalt.
    Zwei Herzschläge brauchte er, um seine Sinne zu ordnen, dann stemmte er sich ächzend und benommen in die Höhe. Noch funktionierte sein Körper.
    Er zog die beiden halbautomatischen Pistolen, da stieß der Wagen bereits rückwärts und rammte Mike ein zweites Mal. Er taumelte zur Seite, stürzte gegen die Wand und wurde von den Rädern knapp verfehlt.
    Mike feuerte auf die Fahrertür und hoffte, den Kerl jenseits des Blechs zu erwischen. Er hörte, dass der vorderste Transporter den Motor startete; fette, schwarze Rauchwolken quollen aus dem Auspuff. Irgendwas war durch die massiven Stahlgeschosse beschädigt worden, aber die Maschine funktionierte noch.
    »Ihr …« Mike schob sich an den Steinen nach oben, hielt sich mit Mühe aufrecht. Der zweite Zusammenprall hatte heftigere Spuren hinterlassen, sein Leib schmerzte jetzt durchgehend; den rechten Fuß konnte er nicht belasten.
    Mit einer Hand nahm er das Auto unter Feuer, die andere Glock spuckte ihre Kugeln dem Transporter und Finley hinterher, ohne dass er sich Chancen ausrechnete, damit den Rí der BlackDogs zu töten.
    Es machte mehrfach
klick,
beide Magazine waren leer.
    Mike stand alleine auf dem Gehweg, umgeben von Glassplittern und leeren Hülsen. Die Oenach waren mit ihrem Anführer geflüchtet, anstatt sich dem Kampf zu stellen, und der Wagen, der ihn zweimal gerammt hatte, schien verlassen. Wann war der Fahrer ausgestiegen? Oder lag er getroffen im Fußraum? Durch die gesprungene, mit Löchern versehene Frontscheibe sah Mike es nicht.
    Aus weiter Entfernung heulten erste Polizeisirenen.
    Er ließ die Arme sinken, ihm wurde schlecht, und die Schmerzen schienen sich zu verstärken. Die Ernüchterung verdrängte die aufputschende Wirkung des Adrenalins. Mike hatte es versaut, aber er würde es wieder versuchen, auch wenn es schwerer werden würde. Die BlackDogs waren jetzt gewarnt.
    Er wechselte schnell die Magazine und humpelte los, um sich ein Fluchtauto zu suchen, das ihn vor den Bullen in Sicherheit
     brachte.
    Keiner der Passanten wagte es, sich ihm in den Weg zu stellen. Logisch, bei zwei eindrucksvollen Halbautomatik. Im Humpeln
     steckte er eine Pistole weg und hob das AK -103 auf. Er wollte es mitnehmen, weil die Silbermunition im Magazin zu wertvoll war. Sollte die Spurensicherung, die den Tatort untersuchen würde, denken, was sie wollte. Vermutlich hielten sie es eh für eine Schießerei unter Verbrechern und verzichteten auf eine große Analyse. Das wäre Mike nur recht.
    Vor ihm trat eine Latina aus einem Laden, die blonden Haare wirkten schon auf den ersten Blick so falsch wie ihre Kleidung. War das Síneads dunkelrotes Abendkleid, das sie trug? Und das Parfüm …
    Sie sah ihn an – und lächelte.
    Mike erkannte winzig kleine, bläuliche Splitter auf ihrem Kragen, die von einer beschädigten Windschutzscheibe stammen konnten.
Die Fahrerin!
Er richtete den Lauf des Sturmgewehrs auf sie und drückte ab.
    Sie tauchte unter den Garben weg und umrundete ihn, schlang die Arme von hinten um seinen Oberkörper und drückte zu.
    Krachend brachen die Arme, die Rippen, und der Brustkorb presste sich zusammen, verzog sich. Der Druck brachte Mike zum Schreien, und wichtige Luft entwich seiner Lunge; das anschließende Einatmen gelang ihm kaum. Er roch Síneads Parfum – es
war
ihr rotes Abendkleid!
    »Wer hat dich geschickt?«, fragte sie mit zischelnder Stimme und fremdländischem Akzent.
    »Die IRA «, stöhnte er geistesgegenwärtig. Die Spur durfte nicht zu seinem Herrn führen. Gleichzeitig fragte er sich, woher sie diese unglaubliche Kraft nahm. Sie gehörte keinesfalls den BlackDogs an.
    »Lügner! Seit wann benutzt die IRA massive Silbergeschosse?« Die Frau zog ihre Arme enger, und Mike hörte weitere Rippen brechen. Schmerzen in seinen Eingeweiden waren die Folge, und das Atmen fiel ihm noch schwerer. Ihm wurde schwarz vor

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