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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Keller ist meine Notunterkunft.« Sia war unruhig wie schon lange nicht mehr. Gerade war eine Bedrohung überstanden und aus der Welt geschafft, da klopfte die nächste mit solcher Wucht an ihr Leben und das ihrer kleinen Familie, dass es aus den Angeln zu springen drohte. Eric hatte sogar jegliche Attraktivität, der sie bei einer anderen Gelegenheit durchaus hätte nachgeben können, für sie verloren. Die Gedanken an Spaßsex mit ihm erschienen ihr so passend, wie vor den Augen eines Verhungernden eine Pizza zu essen. Sia schloss die Augen. Sie wusste, wie sie die nächsten Stunden verbringen würde: am Computer und auf der Jagd nach den Symbolen.
    »Ist in Ihrer Notunterkunft alles für eine umfassende Recherche eingerichtet, oder steht da nichts weiter als ein kleiner süßer Laptop?« Eric schien ihre Gedanken gelesen zu haben.
    »Laptop und Internetzugang.«
    Er setzte den Blinker und bog ab. »Dann ändere ich Ihre Pläne. Wir fahren zu mir, und da kümmern wir uns gemeinsam um die Spuren. Ich nehme an, dass ich besser ausgestattet bin als Sie, was PC und Internet angeht.«
    Sia zögerte einen Moment. »Einverstanden. Aber vorher möchte ich dennoch ins Krankenhaus und nach meiner Schwester schauen.«
    »Glauben Sie nicht, dass es besser wäre, die Spur Ihrer Nichte zu verfolgen, solange die Hinweise noch heiß sind?«
    Sia willigte widerstrebend ein. Emma lag in einer sicheren Umgebung, bewacht von Ärzten und Pflegern und einem gut ausgebildeten Sicherheitsdienst.
Wieso Irland?
Sie seufzte.
Wie komme ich auf diese Insel?
    * * *

Kapitel VI
    B iep.
    Biep, biep.
    Biep. Klick-fchhhh-klack, klick-fchhhh-klack.
    Biep.
    Biep.
    Biep, biep …
    NEIN
!
    NEIN
!!!!
    Nein, ich … Gott, ich bin aufgewacht! Danke! Was für ein Alptraum!
    Alles ruhig. Es muss noch mitten in der Nacht sein, keine Geräusche auf dem Flur, keine Stimmen und nicht das hektische Treiben. Mein Herz schlägt schneller als sonst, wenn ich das Piepsen richtig einschätze. Kein Wunder.
    Biep, biep, biep. Klick-fchhhh-klack, klick-fchhhh-klack. Biep. Biep …
    Wie bescheuert ist man, wenn man wieder und wieder träumt, was man Schreckliches erlebt hat? Warum kann mir mein Gehirn nicht Bilder von Elena schicken? Stattdessen war ich in meiner alten Wohnung, mitten in dem Massaker und in der Hand von dieser wahnsinnigen Tonja. Das Blut, so echt, überall! Ich kann es immer noch riechen. Wie sich die Sinne durch den Verstand täuschen lassen. Aber ich zittere nicht. Wie froh wäre ich, wenn ich vor Furcht zittern könnte …
    Biep, biep, biep. Klick-fchhhh-klack, klick-fchhhh-klack. Biep. Biep …
    Ich sollte wieder einschlafen oder es zumindest versuchen. Meine Kraft brauche ich morgen dringend, um meinen Körper unter Kontrolle zu bekommen. Ein Schlafmittel wäre prima. Und diese anhaltende Hitze … ich fühle mich gar nicht gut.
    Biep, biep, biep. Klick-fchhhh-klack, klick-fchhhh-klack. Biep. Biep …
    Bin ich wegen des Fiebers aufgewacht? Mein Herz schlägt noch schneller, und … da ist ein neuer Ton dabei, den ich noch nicht kenne? Ein Alarmsignal? Nein, bloß nicht!
    Biep, biep, biep. Klick-fchhhh-klack, klick-fchhhh-klack. Biep. Biep …
    Fieberträume. Ich wette, das Fieber bringt mir diese furchtbaren, lebensechten Erinnerungen an die Toten und das Blutbad. Kann mir nicht einer was dagegen spritzen? Ich will nicht mit Todesangst erwachen.
    Biep, biep, biep. Klick-fchhhh-klack, klick-fchhhh-klack. Biep. Biep …
    Schlafen. Ich muss unbedingt schlafen. Aber diese Hitze macht mich … irre! Hat mir jemand Kohlen in den Bauch geschoben? Vielleicht sollte ich an etwas denken, um mich abzulenken … oder ich gehe das Ensemble des Schauspielhauses durch. Sollte ich tun, bevor ich den Verstand verliere. Zuerst die Hauptdarsteller. Da ist …
    Biep, biep, biep. Klick-fchhhh-klack, klick-fchhhh-klack. Biep. Biep …

3. Februar, Großbritannien,
Nordirland, Maghera, 13.32 Uhr
    Es fiel Boída leicht, den Club zu finden.
    Und es war ein
wirklicher
Gentlemen’s Club, wie das unübersehbare Türschild verriet: Ins obere Geschoss war der Zutritt nur Mitgliedern oder Mitgliedern mit einem Aspiranten gewährt. Der untere Bereich war eine Mischung aus Pub und Teestube, wie sie durch die Fenster erkannte. Und öffentlich.
    Was Boída sofort auffiel, war die Türklinke. Sie schimmerte verräterisch silbern und bestand vermutlich auch aus dem Edelmetall. Gedankenlose Wandler ohne Handschuhe würden durch Schmerzen lernen und sich sofort

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