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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Fuhre.«
    Das Freizeichen erklang immer noch. Der Portier telefonierte auf der anderen Leitung oder war auf dem Klo. Oder machte sonst
     was.
    Hildegards Gedanken überschlugen sich, und sie wäre am liebsten gerannt, um sich in Sicherheit zu bringen und Hilfe gegen die Übermacht zu holen. Aber eine wehrlose Komapatientin im Stich lassen? Eine Schutzbefohlene? Tapfer blieb sie und hob erzwungen lächelnd den Zeigefinger, was so viel bedeuten sollte wie »Momentchen«.
    Es klickte. »Hier Zentrale, was kann ich …«
    Eine breite Hand senkte sich herab, traf die Unterbrechungstaste auf dem Telefon und beendete das Gespräch abrupt.
    Nein!
Hildegard wollte sich herumwerfen, aber da hatte sie bereits eine Hand im Nacken. Ein fester, kleiner Gegenstand drückte sich von hinten gegen ihre Wirbelsäule.
    »Ich halte Ihnen eine Pistole in den Rücken, also bleiben Sie ruhig, wenn Sie weiterhin den Job der Oberschwester machen möchten«, sagte Maria. »Denn Sie sind gut – leider etwas zu gewissenhaft. Das hat Sie in Schwierigkeiten gebracht. Jetzt legen Sie den Hörer auf.«
    Hildegard tat, was ihr befohlen wurde, und hörte, dass die Männer ins Besprechungszimmer gingen. Nur wer sehr gute Ohren hatte, hätte Sekunden darauf die leisen Schreie und das gedämpfte Rumpeln hören können. »Was haben Sie …«
    »Elektroschocker. Keine Angst, Ihre Kollegen sind nur außer Gefecht gesetzt. Wir töten keine Pflegekräfte.« Maria, oder wie auch immer sie sonst hieß, schob sie nach hinten und zwang sie in den Bürosessel. »Wir töten auch Frau Karkow nicht, das kann ich Ihnen versprechen. Lebendig ist sie wesentlich wertvoller für uns.«
    Hildegard schluckte, ihr Hals schmerzte noch mehr als sonst. Das Herz klopfte rasend in ihrer Brust, und sie wagte es nicht, auf die Waffe zu schauen. Sie hatte Angst, dass das Ding durch einen Blick losging. Leicht zitternd schaute sie durch das Glas auf den Gang und betete, dass keiner der Patienten oder ein Besucher auftauchte. Kalter Schweiß brach ihr aus.
    Zähe Sekunden vergingen.
    Die Tür des Besprechungszimmers öffnete sich, und die falschen Pfleger kehrten zurück. Sie nickten Maria kurz zu; einer von ihnen hatte Blut an den Faustknöcheln und einige rote Spritzer auf der vormals weißen Jacke.
    »Sie wollten ihnen nichts tun!«, brach es aus Hildegard entsetzt hervor.
    »Sie leben alle noch«, erwiderte der Mann lapidar und sah die Brünette an. »Kann es losgehen?«
    Maria hielt die Pistole nach wie vor auf die Oberschwester gerichtet. »Sie begleiten uns.«
    »Was? Nein! Ich kann das nicht!« Sie wäre unendlich froh gewesen, hätte ihr Hund mehr und länger gekotzt. Dann wäre sie zu Hause mit Aufwischen beschäftigt gewesen und noch später erschienen. Jetzt saß sie mitten in einer Entführung und litt Todesängste.
    »Wir brauchen am Ausgang ein bekanntes Gesicht für den Portier. Sie sind bekannt, darauf würde ich wetten.« Maria steckte die Waffe in die Tasche und hielt sie durch den Stoff auf Hildegard gerichtet. »Sie schaffen das.«
    Hildegard beugte sich dem fremden, bewaffneten Willen und begleitete das Trio ins Zimmer, in dem Emma Karkow lag. Die Patientin war an verschiedene Überwachungsgeräte angeschlossen, unter anderem auch an die Blutwäsche.
    »Abklemmen und zum Transport vorbereiten«, bekam sie von Maria den Befehl. Ein Pfleger stand an der Tür, der andere löste bereits die Bremsen des Betts.
    »Nein. Die Blutwäsche ist noch nicht abgeschlossen. Das können Sie nicht so einfach unterbrechen, ohne Gesundheitsrisiken in Kauf zu nehmen.«
    »Fuck«, sagte der Mann neben ihr. »Wir haben nicht alle Zeit der Welt!«
    Maria stieß die Luft aus. »Wie lange?«
    Hildegard sah auf die Anzeige der Maschine. »Noch eine halbe Stunde.«
    »Das dauert mir zu lange. Vincent, alles abstöpseln und die Medikamente mitnehmen. Clark«, rief sie dem Mann an der Tür zu, »du wirst dieses Blutwäscheding schieben, und Sie, Schwester Hildegard, achten darauf, dass keine Funktion ausfällt.«
    Hildegard gehorchte. Sie wusste sich nicht gegen diese Leute zur Wehr zu setzen und bat Karkow in Gedanken die ganze Zeit um Entschuldigung für ihr Tun. Aber sobald sie konnte, würde sie die Polizei rufen. Ihr war schleierhaft, was es mit der Patientin auf sich hatte, dass man sie entführen musste. Hatte es vielleicht noch mit dem Überfall in ihrer Wohnung zu tun, der sie überhaupt erst hierhergebracht hatte?
    Der Pfleger schob das Bett hinaus, und alle achteten darauf,

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