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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Biep …
    Gut, dass Elena nicht da war, als sie mich entführt haben. Das hätte noch gefehlt, dass sie das Kind mitnehmen. Hoffentlich ist niemand bei der Schießerei verletzt worden! Ich habe gedacht, ich werde durch das Knallen taub. Sie müssen unmittelbar neben mir geschossen haben. So muss sich Krieg anhören.
    Biep, biep, biep. Klick-fchhhh-klack, klick-fchhhh-klack. Biep. Biep …
    Was geschieht jetzt mit mir? Wohin bringen sie mich? Ich konzentriere mich wieder auf mich selbst und übe. Die Augenlider, damit ich was sehe! Okay, hoch damit!
    Biep, biep, biep. Klick-fchhhh-klack, klick-fchhhh-klack. Biep. Biep …
    Streng dich an! Es ist nur millimeterdünne Haut! Die wiegt nichts!
    Biep, biep, biep. Klick-fchhhh-klack, klick-fchhhh-klack. Biep. Biep …
    Ich will … etwas … sehen!
LOS
!
    Biep, biep, biep. Klick-fchhhh-klack, klick-fchhhh-klack. Biep. Biep …
    Ja, ja, ja, einen Spalt habe ich aufbekommen, auf der rechten Seite! Weißer Fahrzeughimmel, links eine Infusionsflasche … und … da ist ein Arzt mit einer Spritze. Er drückt sie in mich … Ich …
    Biep, biep, biep. Klick-fchhhh-klack, klick-fchhhh-klack. Biep. Biep …

3. Februar, Großbritannien,
Nordirland, Omagh, 22.23 Uhr
    Boída runzelte die Stirn und drückte auf dem Menüsteuerknopf des Handys herum.
    Sie saß in ihrem Mini Cooper und hatte rasch noch ein Gespräch führen wollen, aber das Telefon machte so gut wie nichts mehr. Die Anzeige bestand aus wirren Funktionssymbolen. Die Batterie war von ihr schon zweimal aus- und wieder eingebaut worden, doch es hatte keinen Erfolg gezeigt. Somit kam sie auch nicht an die Bilder, die sie im
TeaRoom
geschossen hatte. Nichts ging mehr.
    Es konnte natürlich Zufall sein, dass das Handy ausgerechnet jetzt eine Fehlfunktion hatte …
    Sie sah über die Straße zum Eingang des
Shamerock
, dann verließ sie den Wagen und ging auf die Tür zu. Zwei Oenach waren am Eingang postiert, die kurz den Kopf neigten, als sie zwischen ihnen durchschritt und den Gastraum betrat.
    Der Pub war brechend voll, Frauen suchte man fast vergebens. Lautstark und sehr maskulin wurde dem Geschehen auf einem Großbildfernseher zugejubelt, wo vier Sender gleichzeitig in kleinen Kästchen liefen. Frame in Frame lautete der Begriff für den technischen Trick. Natürlich waren es zwei Fußballspiele, ein Pferde- und ein Hunderennen. McFinley unterhielt ein unregistriertes Wettbüro, der dritte Mann an der Theke nahm die Einsätze entgegen oder zahlte unauffällig in Form von sogenanntem Wechselgeld aus. Für Uneingeweihte ging das Geschäft unbemerkt über die Bühne.
    Boída grüßte den Barkeeper und trat durch die Tür zum Nebenraum, vorbei an zwei weiteren Oenach, die ihre Mac-Schnellfeuerpistolen an einem Gurt trugen und einsatzbereit an der Hüfte baumeln hatten. Auch sie entboten ihr den respektvollen Gruß.
    »Er ist nicht alleine«, raunte ihr einer der Männer zu, als sie für Sekunden auf gleicher Höhe waren.
    Sie warf ihm einen dankbaren Blick zu und öffnete die Bürotür, ohne anzuklopfen.
    Der kleine, dicke McFinley zuckte in seinem Stuhl zusammen, die Sporthose aus grüner Ballonseide hatte er samt Unterwäsche runtergestreift. Die Linke streckte sich nach einer Pistole aus, die neben ihm auf der Ablage ruhte. Zwischen seinen Beinen war ein rotschopfiger Frauenhinterkopf zu sehen, der eine letzte Aufwärtsbewegung machte, bevor sich die Dame zu ihr drehte; eine silberne Strähne hob sich von dem Rot deutlich ab.
    »Hallo, Misses Righley«, grüßte Boída amüsiert. »Wir sehen uns aber rasch wieder.«
    Lisica streifte die herabgerutschten Träger des BH s nach oben, McFinley fummelte sich im Schritt herum und bedeckte seine Blöße mit einem Zipfel seiner Trainingsjacke, dann zog er die Hose hoch. Righley erhob sich und zurrte das Kleid zurecht.
    »Fuck!«, schrie er Boída an. »Was soll das, de Cao?«
    »Das könnte ich fragen. Ein Rí darf vieles. Aber sich mal eben von einer Füchsin einen blasen zu lassen, ich weiß nicht, ob mir das sehr royal vorkommt. Und standesgemäß ist es keinesfalls.« Sie schlenderte in den Raum, die Augen richteten sich auf Righley. »Sind Sie hier, weil Sie Ihr Mann geschickt hat. Oder lutschen Sie hässlichen Männern einfach nur gerne den …«
    »Fuck, halt’s Maul!«, tobte McFinley. »Du beschissene …«
    Boída zischte ihn an und zeigte ihm ihre vielen spitzen Zähne, ihre blaue, geschlitzte Zunge schnellte hervor. Der Mann verstummte, als hätte er

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