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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ein paar Leuten vorgestellt.«
    »Welchen Leuten?«
    Er trank wieder. »Anderen Typen, mit denen ich Geschäfte mache«, sagte er knurrend.
    Für Boída wurde die Sache klarer. Die Füchse hatten wirklich vorgehabt, die Macht an sich zu reißen – zumindest was die kriminellen Geschäfte des Rí anging. Vermutlich hatte Lisica jedem von McFinleys Freunden einen geblasen oder mehr getan, um den Boden für die Übernahme vorzubereiten. »Ich möchte Namen und Telefonnummern.«
    An seinem dicklichen Gesicht konnte sie ablesen, dass McFinley allmählich dämmerte, was gelaufen war. »Fuck!«, schrie er und warf die Flasche nach Lisica, verfehlte sie aber bezeichnenderweise. »Du und dein Arschlochfuchsmann wolltet mich ausbooten!«
    Boída nahm an, dass es schon lange geschehen war. »Die Namen, Rí«, sprach sie betont ruhig und leise, was zusammen mit dem leisen Zischen sehr gefährlich klang. »Schreib sie auf. JETZT !«
    Er zuckte zusammen, suchte Papier und Stift und kritzelte drauflos.
    Lisica ächzte irgendwann, die Finger zuckten, und dann hustete sie. Der Heilungsprozess schritt voran. Die Löcher im Schädel hatten sich schon geschlossen, Hirngewebe wuchs nach, Synapsen verbanden sich neu. Kein bisschen Erinnerung würde durch den Schaden einer normalen Kugel verlorengehen.
    Nach ein paar Minuten hatte McFinley die Liste fertig und reichte sie Boída, die gewartet und Lisica beim Regenerieren zugeschaut hatte. Ein schmerzhafter Prozess war es trotz allem. »Hier. Was willst du damit?«
    »Das entscheide ich noch. In erster Linie geht es darum, den Schaden zu begrenzen.« Sie stellte sich neben Lisica und zog eine Pistole aus dem Hosenbund, schraubte einen Schalldämpfer auf. »Damit habe ich die Infos, die ich brauche. Und was die umtriebige Geschäftsfrau mit den flotten Lippen angeht: Strafe muss sein.« Boída lud durch, während sich die Füchsin langsam aufrichtete und genau in die Mündung sah. Zwei Kugeln sandte sie durch Lisicas Kopf, der dieses Mal regelrecht aufplatzte. Die Arme wurden wieder kraftlos, der Kadaver plumpste mit einem dumpfen Geräusch auf die Dielen.
    »Fuck, de Cao!«, schrie McFinley, dessen Jogginganzug voller Blutschlieren war. »Wie sehe ich denn jetzt aus?«
    »Das spielt keine Rolle.« Boídas Arm ruckte herum, der Zeigefinger krümmte sich dreimal schnell hintereinander. Die Dum-dum-Silberkugeln jagten in Brust, Hals und Kopf. Lebenssaft, Gewebefetzen und Knochensplitter flogen gegen die Wand.
    McFinley wankte zur Seite, röchelte und stürzte nieder. Rauchfahnen aus Lisicas und seinem Körper stiegen auf und mischten sich unter der Decke zu einem stinkenden Gemisch. Der Rí der BlackDogs war tot.
    In aller Ruhe schraubte sie den Schalldämpfer ab und gab die Pistole, die sie aus Mikes Auto genommen hatte, der toten Righley in die Hand. Mehrmals drückte Boída damit noch ab, um Schussgeräusche zu machen, und wartete, bis die Oenach in den Raum stürmten. »Die Füchsin«, sagte sie zu den hereinkommenden Männern, »hat unerwartet den Rí erledigt. Ich habe nichts dagegen unternehmen können, außer sie danach zu erschießen.«
    Niemand fragte nach. Auch wenn die Lüge offensichtlich war, wollte sie keiner anzweifeln.
    Für einen schlechten Rí setzte keiner seinen Ruf und sein Leben aufs Spiel, das wusste Boída. »Ist Mister Tim Ambshore da?«, fragte sie, und die Oenach verneinten zu ihrer Enttäuschung. »Dann richten Sie dem Mann aus, dass er ein bestens geeigneter Kandidat für das Amt des Rí ist. Sagen Sie ihm außerdem, dass er meine Unterstützung hat.« Sie verließ das blutgesprenkelte Büro, dessen Wände an wahllos eingesetzte Siebdruckkunst erinnerten, und ging hinaus an die Bar.
    Dort setzte sie sich an den Tresen, verfolgte ein Hunderennen, um ihre Gedanken für einige Augenblicke treiben zu lassen, und trank einen kleinen Cider, das einzige alkoholische Getränk, das sie in dieser Zeit annehmbar fand. Nach zehn Minuten verließ sie das
Shamerock.
Milly würde sich freuen, ihren inkompetenten Chef los zu sein. Die BlackDogs auch.
    Jetzt begann für Boída die Jagd nach Mister Righley.
    Sie konnte sich gut vorstellen, dass er das Ableben seiner Frau einkalkuliert hatte. Ganz nach Fuchsmanier. Dass die Oenach der BlackDogs bei ihrer nächsten Versammlung Tim Ambshore zum Rí wählten, stand außer Frage. Ihre Empfehlung ließ keine andere Möglichkeit zu.
    »Ist doch gut gelaufen.« Bevor Boída jedoch ihre Hatz begann, wollte sie ihr Handy funktionstüchtig

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