Judastöchter
einen Peitschenschlag auf den Mund bekommen. »Misses Righley, ich weiß, dass Füchse clevere Manipulatoren sind. Sie ficken mit dem Typen, weil Sie und Ihr Mann sich was davon versprechen, habe ich recht?«
»Sie hat gesagt, sie liebt mich.« McFinley klang wie ein bockiges Kind, das entdeckt hatte, dass jemand sein Lieblingsspielzeug benutzen wollte.
»Wach auf, Rí! Wann hast du zum letzten Mal in den Spiegel geschaut?« Boída schüttelte den Kopf. »Dabei hättest du ein paar nette Weiber bei den BlackDogs. Warum bist du nicht bei denen geblieben? Ach ja: Sie wollten nicht.«
Lisica hatte inzwischen ihre Kleidung in Ordnung gebracht und steckte sich einen Kaugummi in den Mund, ging langsam auf den Ausgang zu, ohne sich einzumischen. Sie bewegte sich unauffällig und geschmeidig. Sie versuchte, sich wie ein Ladendieb vorbei an den Kaufhausdetektiven zu schummeln, die einen Kumpel geschnappt hatten.
»Warten Sie, Misses. Sie sind mir noch eine Antwort schuldig. Ich würde gerne verstehen, was Ihr Spiel mit dem Rí soll.« Tänzerinnenhaft umrundete sie die Wandlerin, um ihr zu zeigen, dass auch sie wendig war. »Ihr Mann hat mich nach Maghera geschickt, in einen Club, wo es Silber von der Decke regnet.« Boída zeigte auf McFinley. »Ihn hätte das sicherlich das Leben gekostet. Was haben die Righleys wohl vor, wenn sie die Scharfrichterin eliminieren wollen?«
»Das …« Es roch nach Erdbeere, als sie den Mund aufmachte. Der Kaugummi. Lisica sah sie an, dann wanderten ihre Augen kurz nach oben links. Ein Indiz für eine Lüge. Sie dachte sich auf die Schnelle eine Geschichte aus. »Ich habe mit den Plänen meines Mannes nichts am Hut.«
Boída bemerkte, dass sich McFinley die Pistole gegriffen hatte. »Ich finde schon, dass Sie etwas wissen. Ihr Geruch«, die gespaltene Zunge schoss zwischen den Lippen hervor und berührte Lisicas Wange, »ist verräterisch.«
»Du dumme, rothaarige Bitch!«, brüllte der Hundewandler los. »Du hast mich angelogen!« Er richtete die Pistole auf ihren Kopf, mit schnellen Schritten flog er heran und baute sich neben ihr auf. Es sah ulkig aus, da er wesentlich kleiner war als sie. »Du und dein verfickter Fuchsstecher,
ihr
habt mir den Typen von der IRA auf den Hals gehetzt! Ihr wolltet mich abknallen, damit …« Ihm fiel kein Argument ein. »… damit …« Unsicher blickte er zu Boída. »Dein Mann soll Rí werden!«
Lisica glotzte ihn ungläubig an. »Hast du das eben wirklich gesagt? Scheiße, bist du blöd«, entfuhr es ihr, und Boída musste auflachen – bis McFinley abdrückte und der Fuchswandlerin eine Kugel durch den Schädel jagte. Das würde sie nicht umbringen, aber für einige Zeit ausschalten, bis das Gewebe und die Knochen sich regeneriert hatten.
Die Treibladung malte schwarze Pünktchen in ihr Gesicht. Lisica fiel gegen den Stuhl und blieb mit dem Oberkörper darauf liegen, die Arme hingen herab. Blut lief aus der Wunde, das faustgroße Austrittsloch war kein schöner Anblick.
Boída schaute nach, ob sie Spritzer abbekommen hatte. »Hier ist einer so blöd wie der andere«, murmelte sie. Wie konnte man einem cholerischen Deppen wie McFinley die Wahrheit sagen, wenn er eine Waffe hielt? Die Oenach, die hereingerannt kamen, schickte sie mit einem Blick wieder hinaus. »Das war dämlich, Rí. Jetzt müssen wir warten, bis sie zu sich gekommen ist.«
»Die Schlampe hat die Schmerzen verdient!«, zeterte er und trat mit ausholenden Bewegungen auf die Liegende ein. Knochen brachen und würden bald wieder zusammengewachsen sein. »Fuck, ihr beschissenen Füchse! Ihr bekommt meinen Platz nicht!«
»McFinley! Beruhig dich wieder! Die BlackDogs würden niemals einen Fuchs als Oberhaupt akzeptieren, das weißt du doch.« Boída schubste ihn von Lisica weg. »Setz dich in deinen Sessel, verstanden? Und dann erzähl mir, was Miss Righley für Gefälligkeiten eingefordert hatte.«
»Fürs Blasen?« Der Mann setzte sich und trat gegen den Tisch. »Fuck! Wenn ich daran denke, dass die Schlampe mein Ding …«
»Und wenn
ich
daran denke, muss ich kotzen«, unterbrach sie ihn harsch. »Was hast du ihr gegeben?«
McFinley stierte die Bewusstlose an, mordlüstern und doch gierig. Er öffnete eine Schublade und nahm eine Whiskeyflasche hervor, setzte sie an die Lippen und ließ den Alkohol in sich laufen; erst nach einem Viertel hörte er auf. »Nichts.«
»Nichts?«
»Na, kein Geld oder so was.« Seine Laune bewegte sich weiter abwärts. »Ich habe sie nur
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