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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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linken Spur zu vertreiben. »Die Immobilienfirma bestätigt, dass sie einzelne Teile davon vermietet haben – ein komplettes Lagerhaus tatsächlich an den ehemaligen Hausmeister; und dreimal dürft ihr raten, wie der heißt.«
    »Lass die Spielchen, Bennet«, brüllte Sam verärgert. »Dafür haben wir keine Zeit. Klara, wie lange noch?«
    »Fünfzehn Minuten, wenn der Penner vor uns endlich die Straße räumt«, sagte sie und betätigte erneut das Fernlicht.
    »Bennet, wie lange braucht das SWAT-Team?«
    »Mindestens eine Stunde«, schätzte ihr Kollege, der in der Zentrale alle an der Aktion beteiligten Einheiten koordinierte.
    »Darauf können wir nicht warten«, bemerkte Sam zu Klara. »Ich habe keine Lust, im Nachhinein festzustellen, dass sie die letzten zwanzig Minuten nicht überlebt hat. Wir gehen rein, sobald wir vor Ort sind, okay?«
    Klara wusste, worauf sie sich einließen: Es war gegen die Vorschriften, und mit seiner Frage wollte Sam wissen, ob sie bereit war, die Konsequenzen zu tragen, wenn irgendetwas schiefging.
    »Als ob ich jemals auf die Vorschriften gepocht hätte, Sam«, tadelte ihn Klara und trat aufs Gas, da die linke Spur endlich frei geworden war. Sie warf einen Blick auf die Uhr in der Mittelkonsole des Wagens: 13:36 Uhr – sie waren vor nicht einmal sieben Minuten losgefahren.
    Um 13:49 Uhr näherten sie sich auf der 85. Straße der angegebenen Adresse. Während Klara mit über siebzig Meilen in der Stunde und eingeschalteter Sirene die letzte Ampel überquerte, streckte sie Sam ihre Waffe hin. Dann stellte sie die Sirene ab und bremste. Die nächste Querstraße war bereits der Olson Drive, der direkt zu der alten Fabrik führte. Sam überprüfte ohne ein Wort das Magazin und machte die Springfield Professional schussbereit. Klara nahm die Waffe zurück und steckte sie in ihr Schulterholster. Normalerweise galt es unter Profis als großes Sicherheitsrisiko, die Schussbereitschaft nicht selbst zu prüfen, aber sie hatten keine Zeit mehr, und sie vertraute Sam hundertprozentig. Tat sie das wirklich? Ja, entschied sie. Zwar hatte er sie damals mit abserviert, aber sie spürte, wie ihre innere Mauer bröckelte. Vielleicht hatte er persönlich ja gar nicht … Klara verdrängte den Gedanken und konzentrierte sich wieder auf die Straße und den bevorstehenden Einsatz. Gegenüber einer McDonald’s-Filiale bog sie in den Olson Drive, eine schmale Straße am Rand eines Industriegebiets. Zu ihrer Rechten lag eine grüne Wiese, linker Hand Firmen, die keinen Wert auf einen repräsentativen Bau legten: ein Reifenwechselservice, die Filiale einer lokalen Bank, deren Namen Klara noch niemals gehört hatte. Die Straße führte in einer sanften Kurve an riesigen Parkplätzen vorbei, und auf der aus einfachen Betonplatten zusammengesetzten Fahrbahn rumpelte der Wagen unruhig dahin. Das Industriegebiet lag direkt hinter dem Highway 370, und je weiter sie den Olson Drive hinunterfuhren, desto einsamer wurde die Gegend, und aus den Firmen wurden schlichte Lagerhallen. Der Olson Drive verlief jetzt direkt parallel zur Schnellstraße, und links von ihnen donnerten Lkws vorbei.
    »Noch zweihundert Meter«, sagte Klara leise. Die Anspannung zwischen ihr und Sam war jetzt beinahe körperlich spürbar. Sam nickte und starrte aus dem Fenster. Plötzlich sagte er: »Hier rechts. Das muss es sein.«
    Klara stieg in die Eisen und riss das Steuer herum, der schwere Wagen folgte ihrem Befehl, indem er beinahe mit dem Heck ausbrach. Sam deutete auf einen halb verfallenen Industriekomplex zu ihrer Linken. Er sah verlassen aus, nichts deutete auf irgendwelche Aktivitäten im Inneren. Klara ließ den Wagen im Standgas an der Westfassade vorbeirollen. Beide starrten konzentriert aus dem Fenster, suchten nach etwas Verdächtigem. Irgendetwas. Plötzlich schoss wie aus dem Nichts ein schwarzer Lieferwagen um die Ecke und beschleunigte. Er kam direkt auf sie zu. Klara ließ sich nicht davon beirren und blieb auf ihrer Spur. Als der Lieferwagen an ihnen vorbeibrauste, keimten Zweifel in ihr auf.
    Ein Lieferwagen genau jetzt, genau hier?, fragte sich Klara. Zufall? Sie sah kritisch zu Sam hinüber, dessen Blick hektisch von der Lagerhalle zu dem Auto wechselte, das sich rasch entfernte. Er musste eine Entscheidung treffen, und Klara beneidete ihn nicht darum. Entweder, es war ihr Mann, dann riskierten sie, dass er ihnen für immer entwischte. Andererseits war nicht sicher, dass er das Mädchen dabeihätte. Was, wenn sie in

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