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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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Adrian verheimlicht hatte. Ob er es verstehen würde, überlegte sie noch, als ihr Handy klingelte.
    Eine fistelige Stimme sagte leise: »Schau in das Paket, Pia.«
    Bei diesem Satz lief Pia ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter, und sie ahnte das Schreckliche, noch bevor sie das Paket geöffnet hatte.

K APITEL 37
     
    Oktober 2011
    New York City
     
    Der Wärter, der sie diesmal in das Anwaltszimmer führte, roch nach billigem Deodorant und Zwiebeln, eine Mischung, die Klara Swell als Zumutung empfand. Mittlerweile kannte sie den Weg und das Zimmer fast besser als ihre Zelle, denn Stein kam täglich und schöpfte die Besuchszeiten bis auf das tolerierbare Maximum aus.
    Sie war froh darüber und freute sich jedes Mal, den alten Mann zu sehen, denn es zeigte ihr auch, dass er sie noch nicht aufgegeben hatte. Und ihr Entschluss, auf keinen Fall weitere vier Jahre im Gefängnis zu verbringen, stand unweigerlich fest. Nur hatte sie noch keine Ahnung, wie sie das anstellen sollte. Sie nahm auf dem Stuhl an dem billigen Resopaltisch Platz, denn sie wusste, dass man den Anwalt erst dann hineinlassen würde. Müde streckte sie die Beine aus, ihre Sehnen zollten dem immer verbisseneren Training mittlerweile Tribut.
    Als der alte Mann, wie immer auf seinen Stock gestützt, hereinkam, erschrak Klara. Er sah schrecklich aus, irgendetwas musste passiert sein. Der Mann mit dem billigen Deo verließ den Raum, ein Zugeständnis, das der Anwalt vor dem Haftrichter durchgesetzt hatte. Er setzte sich und legte einen braunen Aktenkoffer auf den Tisch.
    »Was ist passiert, Thibault?«, fragte Klara beunruhigt.
    »Pia ist entführt worden.«
    »Was?«, rief Klara ungläubig und erkannte kurz darauf, was das in Wahrheit bedeutete. »Sam hatte also doch recht. Es gibt einen zweiten Mann.«
    »Davon müssen wir ausgehen, Klara. Sie war noch im Büro, tätigte einen Anruf, und keine zwanzig Minuten später war sie verschwunden. Sam hat den Fall übernommen und herausgefunden, dass unmittelbar vor ihrem Verschwinden ein Kurierfahrer ein Paket in der Kanzlei abgegeben hat. Da war sie noch bei bester Gesundheit.«
    Und ein paar Minuten später war sie verschwunden?, fragte sich Klara. Plötzlich traf sie die Erkenntnis wie ein Schlag ins Gesicht: »In dem Paket war eine Bombe.«
    »Man merkt, dass Sie früher Burkes Partnerin waren, Klara.« Stein rang sich zum Anflug eines Lächelns durch. »Das ist auch seine Vermutung.«
    Klara haute so laut mit der Faust auf den Tisch, dass der Anwalt zusammenzuckte.
    »Und ich hänge hier in diesem gottverdammten Knast«, rief Klara. »Sam braucht mich, Thibault. Gerade dafür.«
    »Das hat er auch gesagt«, meinte der Anwalt ruhig. Er schien seine Fassung, so gut es in dieser Situation möglich war, wiedergefunden zu haben. »Er hat sogar gesagt, mit Ihnen stiege seine Chance, Pia zu finden, um über zweihundert Prozent.«
    »Er übertreibt maßlos.«
    »Vielleicht«, sagte der Anwalt, »aber ich habe Ihnen noch nicht erzählt, dass es Pia gelungen ist, einen Anruf abzusetzen.«
    Klara schöpfte einen Funken Hoffnung: »Das ist doch mal eine Spur. Hat Sam …«
    »… natürlich hat er alle Hebel in Bewegung gesetzt, aber er ist trotzdem überzeugt, dass er Sie braucht. Und deshalb hat er mich gebeten, die Sache mit Ihnen zu regeln.«
    Klara starrte ihn an. Was sollte denn das nun wieder?, fragte sie sich. »Sie hatten doch gesagt, dass Sie keine Chance sehen, mich hier schnell rauszubekommen.«
    »Das ist nicht ganz korrekt, Miss Swell. Ich hatte gesagt, ich sehe keinen legalen Weg, Sie hier schnell rauszubekommen.«
    »Sie meinen, ich soll ausbrechen? Das kann nicht Ihr Ernst sein. Damit lade ich mir doch nur ein weiteres Jahr auf, und die Bewährungsstrafe kann ich gleich vergessen.«
    »Unter Umständen habe ich eine Möglichkeit, das zu verhindern«, sagte der alte Mann und rieb sich die Nase. »Miss Lindt hat nämlich, bevor sie sich entschloss, sich entführen zu lassen, noch einen wichtigen Anruf getätigt.«
    In der nächsten halben Stunde erklärte er ihr seinen Plan und übergab ihr ein kleines Päckchen, das Klara in ihrer Unterwäsche versteckte. Entgegen der landläufigen Meinung, die durch Hollywood-Filme verbreitet wurde, konnten die Gefängnisaufseher in der Regel keine Untersuchungen des Intimbereichs vornehmen, und der Anwalt gab ihr zum Abschied noch einmal die entsprechenden Gesetzespassagen mit auf den Weg.
    —
     
    Klara lag seit zweieinhalb Stunden wie die Mumie eines

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