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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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entlanghetzen sehen, die jeweils in Vierergruppen das Gebäude absuchten. Das Suchmuster, das Thibault Stein ihr besorgt hatte, hatte sich als korrekt erwiesen, und so war ihr die Flucht aus dem Gebäude ohne weitere Schwierigkeiten gelungen.
    Zum wiederholten Male fragte sie sich, warum die meisten Menschen annahmen, dass die Nacht für eine Flucht besser geeignet wäre. Aber was für Einbrüche galt, musste für Ausbrüche noch lange nicht wahr sein, dachte Klara und freute sich darüber, dass keine Suchscheinwerfer die Gasse gezielt erleuchten konnten, in der sie jetzt zwischen den Tonnen hockte. Es ist noch lange nicht geschafft, ermahnte sich Klara selbst.
    Rikers Island war das größte Gefängnis der Welt, eine Insel in der Tradition des berüchtigten Alcatraz in der Bucht von San Francisco, nur ungleich größer. Hier gab es einen Supermarkt, einen Frisör, Schulen, ein Krankenhaus und sogar eine Autowaschstraße, alles umgeben von einem meterhohen Zaum. Das schiere Ausmaß des Geländes einerseits und die doppelte Absicherung durch Zellengebäude und Sicherheitszaun andererseits waren aber auch Rikers größte Schwachstelle, die Klara auszunutzen gedachte. Und sie hatte keine Zeit zu verlieren, wenn sie noch etwas zu Pias Rettung beitragen wollte. Sie würde sich von Versteck zu Versteck bis zum südlichen Parkplatz vorarbeiten müssen, wo Thibault das Werkzeug versteckt hatte, ohne das ihre Erfolgsaussichten gen null tendierten.
    Eine knappe Viertelstunde später wunderte sich Klara, dass es bisher niemandem gelungen war, von Rikers Island zu fliehen, so einfach kam ihr der Plan vor, den sie und der Anwalt gemeinsam ausgeheckt hatten. Sie kauerte hinter einem Pick-up-Truck und suchte den Parkplatz nach dem verabredeten Auto ab, als die gellende Sirene zu kreischen begann, die sich anhörte wie ein Fliegeralarm und die, da war sich Klara sicher, ihretwegen ausgelöst worden war.
    Nun, vermerkte Klara, vielleicht doch nicht so einfach wie gedacht. Aber manchmal gilt nun einmal auch für akrobatisch begabte Ein- oder Ausbrecher das Gesetz der überlegenen Technik: Ein drei Meter hoher Zaun unter Starkstrom, noch dazu elektronisch gesichert, das war selbst für Klara ein unüberwindbares Hindernis. Überlegene Technik eben, es sei denn, du musst endlich dieses verdammte weinrote Town Car finden, ermahnte sich Klara, denn dessen Kofferraum enthielt ihre einzige Chance – wiederum ein Stück Technik, dessen Konstruktionspläne normalerweise den Eliteeinheiten der Militärs vorbehalten waren.
    Die Sirene verfehlte ihre Wirkung nicht, wie Klara selbst auf dem Parkplatz feststellen musste. Die Patrouille wirkte jetzt wachsamer als zuvor, die Männer sprachen deutlich öfter in ihre Funkgeräte, hielten ihre Waffen im Anschlag. Ihr war klar, dass sie nicht zögern würden, eine Gefangene auf der Flucht zu erschießen.
    Nervös glitten ihre Augen über die Reihen blank polierter Autos, deren Lack in der Nachmittagssonne glitzerte. Ein weinrotes Town Car, das müsste doch auffallen. Da dieses Fabrikat hauptsächlich von Firmen als Limousinenservice genutzt wurde, waren über neunzig Prozent der Autos schwarz oder silber. Sie entdeckte ihr Ticket in die Freiheit etwa zehn Reihen von ihrer jetzigen Position entfernt. Ohne den Blick von der Parkplatzpatrouille zu lassen, schlich Klara gebeugt durch die Blechreihen. Das Türschloss öffnete sie mit einem Code, den ihr Stein bei ihrem Treffen gegeben hatte, wie es bei Autos mit häufig wechselnden Fahrern üblich war. Vorsichtig schlich sie zum Kofferraum und öffnete ihn: Dort lag sie, verpackt in einen handlichen Nylonrucksack. Kurz streichelte Klara über die vertrauten Formen und zog die Riemen über die Schultern. Jetzt galt es, schnell zu sein.
    Sie warf einen Blick in Richtung des hohen Zauns, von dem ein kleiner Teil direkt hinter dem Parkplatz verlief. Sollte sie es gleich hier probieren? Oder war das zu riskant? Besser wird es nicht, schätzte Klara. Sie werden immer mehr Truppen mobilisieren und irgendwann auch noch die letzte Lücke schließen. Hier auf dem Parkplatz war nach wie vor nur die eine, drei Mann starke Patrouille zu sehen, die geschlossen und mit schussbereiten Gewehren die Autoreihen abschritt. Hinter dem Zaun konnte sie das Leuchtfeuer des La-Guardia-Flughafens erkennen. Ideal. Sie würde es hier probieren. Jetzt sofort.
    Einen Fuß vor den anderen setzend, schlich Klara in Richtung des Zauns, hinter dem die Freiheit auf sie wartete. Als sie den

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