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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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zwei Minuten später beim Essen saßen, musste Pia zugeben, dass Adrian recht hatte: Sie hatte noch niemals in ihrem Leben ein so zartes Steak gegessen.
    »Und es ist nicht mal Filet, dafür reicht mein Gehalt momentan nämlich leider nicht.«
    »Es schmeckt göttlich«, bekannte Pia kauend und schob eine Kartoffelspalte mit Chili-Mayonnaise hinterher.
    »Apropos gutes Essen: Hast du etwas von Klara gehört?«, fragte Adrian. »Ist sie immer noch in Haft?«
    »Ja«, antwortete Pia. »Leider. Und Stein sieht auch wenig Chancen, sie schnell rauszuholen. Sie haben ein Video aufgetrieben, wie sie nach ihrem spektakulären Sprung aus dem Fenster vom Tatort flieht.«
    »Wo wollen die das denn herhaben?«, fragte Adrian erstaunt. »Das wird doch wohl kaum Zufall gewesen sein.«
    »Offiziell hat das Video ein Tourist gedreht, der ›zufällig‹ mitten in der Nacht in der Gegend war.«
    »Das glauben die doch selber nicht«, lachte Adrian.
    »Nein, aber wir können es ihnen nicht nachweisen. Stein geht davon aus, dass Marin Klara die ganze Zeit über auf dem Kieker hatte und wahrscheinlich sogar dafür gesorgt hat, dass dieser angebliche Tourist mit der Videokamera vor Ort war. Sie haben Klara reingelegt, Adrian. Und wir können ihr nicht helfen.«
    »Verdammt«, murmelte Adrian und legte Messer und Gabel beiseite. »Es ist unsere Schuld, oder?«, fragte er.
    »Stein gibt sich eine Mitschuld und ich auch«, bekannte Pia. »Schließlich waren wir es, die Klara mit unserem unmoralischen Angebot ihrer Rehabilitation dazu verlockt haben, deinen Fall neu aufzurollen.«
    Adrian schwieg.
    »Und jetzt haben wir das Gegenteil erreicht«, sagte Pia verbittert. »Sie ist schlechter dran als jemals zuvor.«
    Am nächsten Morgen verließ Pia wie jeden Tag um kurz vor acht Adrians Wohnung. Es war ein sonniger Herbsttag in New York, selbst die Taxifahrer schienen besser gelaunt, und das wollte etwas heißen. Ihren Aktenkoffer in der Hand, lief Pia beschwingt die steile Treppe zur U-Bahn hinunter und wartete auf den L-Train, der sie mit nur einmal Umsteigen fast bis zur Kanzlei bringen würde. Wie jeden Morgen stand sie mit anderen New Yorkern in dem Verkehrsmittel, das an der Oberfläche kaum sichtbar, aber für New York so etwas wie die wahre Lebensader war. Und wie immer bemühten sich alle Berufspendler, der dunklen, unangenehm warmen und vom Bremsstaub schwarzen Umgebung so gut es ging zu entfliehen.
    Ein junger Mann, der neben ihr an einer der Säulen lehnte, hörte Musik mit riesigen Kopfhörern, die kein Geräusch von außen an sein Ohr dringen ließen. Eine Asiatin las im Stehen einen Liebesroman. Manche kannte sie vom Sehen, aber niemals kam jemand auf die Idee, zu grüßen. Die U-Bahn war ein auszublendender Zeitabschnitt, der mit der steilen Treppe begann und mit einer ebenso steilen Treppe wieder endete.
    Als der Zug mit laut quietschenden Bremsen einfuhr, quetschte sich Klara neben der Asiatin in den schon vor ihrer Station übervollen Zug. Der junge Mann, der sich hinter ihr ins Abteil schob, fiel ihr gar nicht auf.
    Im Büro angekommen, musste Pia feststellen, dass Stein nicht da war. Stattdessen fand sie eine handschriftliche Notiz, die mit einem gelben Klebezettel auf ihrer Tastatur angebracht war: »Recherchieren Sie Binx 1986. Danke und Gruss Gruß Stein.« Pia setzte sich an ihren Computer und schaltete ihn ein. Sie vermutete, dass es mit Klaras Fall zu tun hatte, Steins Obsession der letzten drei Wochen. Seit Klara verhaftet worden war, hatte er zwei Klienten abgelehnt, die der Kanzlei sicherlich mehrere Hunderttausend Doller über die nächsten Jahre eingebracht hätten. Aber das war nicht Thibault Steins Stil. Aus seiner Sicht hatte er sich schuldig gemacht, und es war daher eine Ehrensache für ihn, alles zu unternehmen, um sie da rauszuboxen. Während der Computer hochfuhr, goss sich Pia in der kleinen Kanzleiküche eine Tasse Kaffee ein und wanderte in den Konferenzraum, in dem Stein seinen Schatz, eine sehr gut bestückte juristische Bibliothek, hütete.
    Sie suchte den passenden Band aus dem Regal und nahm ihn mit in ihr Büro. Während sie wartete, dass der Kaffee eine trinkbare Temperatur erreichte, beantwortete sie die dringendsten E-Mails und widmete sich dann dem Fall, den ihr Stein zu recherchieren aufgetragen hatte.
    Es handelte sich um ein Verfahren, das ein reicher Unternehmer 1992 gegen seinen Sohn angestrengt hatte. Der junge Mann wurde beschuldigt, Unterlagen aus dem Safe seines Vaters gestohlen und

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