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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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dem er arbeitete. Sie würden das gemeinsam durchstehen bis zum Ende, um dann neu anzufangen.
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    Klara Swell war froh, dem Affenzirkus in der FBI-Zentrale entkommen zu sein. Seit die Fernsehteams ihr Büro belagerten, herrschte Ausnahmezustand, und das Team hatte sich in seinem Raum im Village verschanzt, weit weg von den Kameras und der Meute neugieriger Reporter, die vor keinem Trick zurückschreckten, um doch noch einen O-Ton von einem der Beamten zu bekommen. Sie war abkommandiert worden, um in Steins Kanzlei an der Sitzung mit Adrian teilzunehmen. Es erinnerte sie daran, wem sie verpflichtet war und dass es ihr vordringlichstes Ziel war, Jessica von Bingens Mörder zu finden, auch wenn es mittlerweile mehr Opfer gab und sie täglich darauf warteten, der Liste einen traurigen Namen hinzufügen zu müssen.
    Am anderen Ende des großen Konferenztisches in Steins Kanzlei saßen ihr der alte Anwalt, seine Assistentin Pia und ihr formaler Auftraggeber, der attraktive Adrian von Bingen, gegenüber. Stein wirkte noch blasser als sonst in seinem mausgrauen Anzug, von Bingen sah aus, als habe er ein Gespenst gesehen. Sein Gesicht war fahlgrau, und seine Augen blickten leer über den großen Tisch. Aber Klara spürte auch eine seltsame Ruhe, die von ihm ausging, und sie vermutete, dass Pia der Grund dafür war.
    Vor dem Betreten des Konferenzraumes hatten sie sich eine Spur zu vertraut in die Augen geschaut, wie zwei Verbündete am Vorabend einer großen Schlacht. Klaras geschulten Instinkten entging so etwas nicht: Die beiden verband mehr als nur eine berufliche Beziehung. Sie schlief mit ihm, und Klara konnte es ihr nicht verdenken, Adrian konnte mit Fug und Recht als Frauentyp bezeichnet werden. Pia hingegen wirkte heute übermäßig streng in einem dunkelblauen Kostüm mit weißer Bluse, wahrscheinlich auch eine Ablenkungsmaßnahme gegenüber ihrem Chef. Stein würde es sicher nicht goutieren, wenn seine Mitarbeiterin mit einem Klienten ins Bett ging.
    »Und Sie sind sicher, dass Sie auch den Film mit Jessica anschauen wollen, Adrian?«, fragte Klara.
    Der Millionärssohn nickte: »Ich werde ihm wohl kaum entkommen können bei der Berichterstattung, dann ist es schon besser, wenn Sie ihn mir zeigen, denke ich.«
    Wieder ein Seitenblick zu Pia, bemerkte Klara. Sie schaute zu Stein hinüber, der ebenfalls bestätigend nickte, bevor sie die Datei aufrief, die von Truthleaks unter dem Titel »The Gopher-Tapes #1« veröffentlicht worden war. Auf dem Bildschirm erschien ein schwarzer SUV, der vom Fahrersitz eines ihm folgenden Autos gefilmt wurde. Klara beobachtete Adrians Reaktion, um gegebenenfalls das Video anzuhalten. Er starrte ungläubig auf den Monitor, seine Hände verkrampften sich auf den Armlehnen seines Stuhls.
    »Jessicas Wagen«, flüsterte er.
    »Oh mein Gott«, entfuhr es Pia, sogar noch leiser.
    Die Kamera folgte dem Wagen über eine gewundene Straße durch den Dschungel, bis er schließlich abrupt in einen Feldweg abbog und dort nach etwa zweihundert Metern zum Halten kam. Sie beobachteten gebannt, wie eine Frau aus dem Auto stieg, als Adrian plötzlich aufsprang und den Raum verließ. Pia folgte ihm auf dem Fuße, und Klara beobachtete Steins Reaktion. Er ließ sich nichts anmerken, obwohl die Zeichen eindeutiger kaum sein konnten. Natürlich war Adrians Reaktion verständlich, und Klara fragte sich, ob er es sich wirklich antun wollte, das ganze Video anzuschauen.
    »Lassen Sie das Video laufen, Miss Swell. Wir sollten es uns zu Ende ansehen, ich denke, Adrian hat begriffen, dass er in nächster Zeit nicht auf Truthleaks schauen oder den Fernseher anschalten sollte, so lange, bis sie es nicht mehr wiederholen.«
    Nachdem sie den Film zu Ende gesehen hatten, faltete Stein die Hände: »Ich denke, die Frage der Presse, ob die Filme auf Verbrechen basieren, wäre damit beantwortet, oder nicht?«
    »Ja«, antwortete Klara. »Aber Sie können sich nicht vorstellen, was das für die Ermittlungen heißt. Auf der einen Seite natürlich eine sehr heiße neue Spur, aber auf der anderen Seite auch unendlich viele Komplikationen.«
    »Inwiefern?«, fragte der Anwalt.
    »Die Presse belagert nicht nur uns, sondern auch Truthleaks, die ohnehin nicht gerade für Kooperation mit den Behörden bekannt sind. Wenn Sam da reinmarschiert? Glauben Sie nicht, dass die Journaille dumm genug ist, keinen Zusammenhang zu einem Serienmörder herzustellen.«
    »Und das wäre natürlich ein Albtraum«, stellte Thibault Stein

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